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Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
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denn, daß er
überhaupt vorhatte, ihr den Hof zu machen?
    Nein — Lydia war ziemlich sicher,
daß Brighams Absichten alles andere als nobel waren.
    Genau wie ihre eigenen.
    Aus Angst, Brigham könnte verlangen,
daß sie ein paar Zeilen aus einem der >Gedichte< seines Bruders
rezitierte, wechselte Lydia das Thema, denn sie besaß weder das nötige Talent
noch die Inspiration, um sich Verse auszudenken. »Millie erzählte mir, daß in
Yesler's Hall ein dressierter Bär zu sehen ist«, sagte sie.
    Brigham starrte sie einen Moment
unentschlossen an, als versuchte er, zu entscheiden, ob er sie küssen oder lieber
über Bord werfen sollte. »Wenn der Bär des Tanzens müde wird, könnten wir ihn
durch Devon ersetzen. Aber natürlich müßten Sie dann die Peitsche
führen.«
    Lydia errötete. »Das war eine sehr
boshafte Bemerkung!« Brigham zuckte die Schultern. »Wieso? Sie pfeifen, und er
    tanzt. Jetzt tun Sie bloß nicht so,
als würden Sie seine Aufmerk-
    samkeit nicht genießen — ich weiß
nämlich, daß es so ist.« »Schon möglich. Aber was geht das Sie an?«
    »Das werde ich Ihnen zeigen«, sagte
Brigham, und dann, mitten auf dem Deck des Postboots, vor den Augen Gottes und
der Passagiere, zog Brigham Lydia an sich und küßte sie so gründlich, daß sie
den Hut verlor und ihr Haar sich aus den Nadeln löste.
    Als es vorbei war, starrte sie ihn
betroffen an, und er bückte sich, um ihren Hut aufzuheben und ihn ihr mit einer
spöttischen Verbeugung zu überreichen.
    »Alles, was Sie betrifft, geht mich
etwas an«, sagte er, und dann ließ er sie einfach stehen und entfernte sich
gemächlich.

Acht
    Nach dem ersten schockierten Augenblick,
in dem sie Brighams Mund noch auf ihren Lippen zu spüren glaubte, bückte Lydia
sich, um die verstreuten Haarnadeln aufzusammeln. Dann wandte sie sich von der
kleinen Gruppe der neugierigen Zuschauer — Tante Persephone, Charlotte und
Millie — ab und steckte ihr blondes Haar rasch wieder zu einem ordentlichen
Knoten auf. Tief atmend blieb sie an der Reling stehen, bis der Sturm, den
Brighams Kuß in ihren Sinnen ausgelöst hatte, zu stiller, kalter Wut abebbte.
    Volle zwei Stunden lang glitt die
herrlichste Landschaft an ihnen vorbei, samtgrüne Wälder und schneebedeckte
Berggipfel, die ein besseres Zeugnis von Gottes Existenz ablegten, als ein
noch so eifriger Priester es je gekonnt hätte. Ab und zu sah Lydia Indianer,
die am Strand nach Krebsen suchten oder auf ihren schlanken Kanus zum Fischen
hinausfuhren.
    Und während all dieser Zeit war
Brigham klug genug, sich von Lydia fernzuhalten. Bei ihrer Ankunft in Seattle
übernahm er jedoch wieder das Kommando, und Tante Persephone, Charlotte,
Millie und Lydia wurden in eine Kutsche verfrachtet. Das Gepäck sollte ihnen
später nachgeschickt werden. Lydia war sehr erleichtert, als sie sah, daß
Brigham sie nicht ins Hotel begleitete.
    Aber nur so lange, bis sie sich zu
fragen begann, wohin er gefahren sein mochte.
    »Wo mag er sein?« murmelte sie,
bevor sie die Worte zurückhalten konnte.
    Tante Persephone lächelte
vielsagend, aber nach allem, was vorgefallen war, konnte es für niemanden mehr
ein Geheimnis
    sein, daß Lydia sich zu Brigham
hingezogen fühlte. So hart sie auch dagegen ankämpfte und sich bemühte, ihre
Gefühle zu verbergen, mußte es doch für alle Beteiligten offensichtlich sein.
    »Brigham hat Geschäftsfreunde in
Seattle«, antwortete Mistress Chilcote.
    Charlotte seufzte und machte ein
verträumtes Gesicht. »Ich bin sicher, daß er sich mit einer geheimnisvollen
Dame in einem weißen Kleid und mit langem, fließendem Haar treffen wird!«
    Millies Seufzer verriet eine völlig
andere Meinung. »Blödsinn«, entgegnete sie kopfschüttelnd. »Natürlich wird er
eine Frau besuchen — aber an ihr ist nichts Geheimnisvolles. Sie nimmt Geld
dafür, daß sie ihn küßtI«
    Tante Persephone wandte den Kopf ab,
um ein Lächeln zu verbergen, und Lydia war betroffen über die Frühreife, von
der Millies Bemerkung zeugte. Aber sie hatte auch Angst, daß es wahr sein
könnte, was das Kind behauptete.
    Ihre Stimme zitterte, als sie sich
an Millie wandte. »Also wirklich, Millicent — manchmal kommst du mir wie eine
vierzigjährige Zwergin vor, die sich als Kind ausgibt. Wo in aller Welt hast
du nur solch verrückte Ideen aufgeschnappt?«
    »Ich weiß Bescheid über die Dinge«,
entgegnete Millie mit einer ruhigen Überlegenheit, die Lydia auf schmerzliche
Weise
    an Brigham erinnerte. Das Kind
richtete den Blick

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