Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen

Titel: Quade 01 - Verzaubert von deinen Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
Nase zuckte, als witterte sie Sünde. »Soviel ich weiß,
leben zwei unschuldige Kinder in diesem Haus?«
    Lydia warf Brigham einen wütenden
Blick zu und richtete ihn dann auf Joseph. Aber auch er eilte ihr nicht zu
Hilfe, wie es einem wahren Gentleman angestanden hätte.
    »Ja«, antwortete sie betreten.
»Charlotte und Millie sind noch Kinder, das ist wahr.«
    Joseph kicherte und verschluckte
sich, und Lydia spürte Brighams belustigten Blick auf sich.
    Mister Prophet jedoch sah nur Lydia,
die sich auf einmal wie eine Hure vorkam, die die Moral des Hauses stark
gefährdete. »Wenn Sie hergekommen sind, um Mister Quade zu heiraten, warum
haben Sie es dann nicht getan?«
    Lydia schnappte nach Luft und
zitterte vor Empörung. »Sie scheinen ja sehr begierig zu sein, eine Trauung zu
vollziehen. Reverend«, sagte sie und überlegte sich ihre nächsten Worte sehr
genau. »Also gut — mir soll es recht sein. Sie können Doktor McCauley und mich
in den geheiligten Stand der Ehe erheben, noch heute abend, wenn es Ihnen
recht ist.«
    Brighams Gabel fiel klappernd auf
den Teller. Ein rascher Seitenblick verriet Lydia, daß seine Belustigung
verflogen und alle Farbe aus seinem Gesicht gewichen war.
    Joseph hingegen lächelte, und Lydia
schämte sich plötzlich ihrer unbedachten Worte.
    »Das ist eine gute Idee«, stimmte er
zu und nickte höflich.
    Brigham hob die Faust und ließ sie
hart auf den Tisch prallen. »Nein!« schrie er. »In diesem Haus wird keine
Hochzeit stattfinden — jedenfalls nicht zwischen Lydia und unserem guten
Doktor!«
    Aller Augen richteten sich auf den
Herrn des Hauses.
    Er drohte Lydia mit dem Finger wie
einem unartigen Kind und sagte in leisem, aber sehr entschiedenen Ton: »Bei
allem, was mir heilig ist, Lydia ... wenn du nicht mit diesem Unsinn aufhörst,
erzähle ich diesen beiden Herren hier — und der ganzen verdammten Welt — warum
du keinem anderen Mann als mir gehören kannst!«
    Lydia fühlte sich so gedemütigt, daß
ihr übel wurde. »Ich hasse dich«, flüsterte sie, schob den Stuhl zurück und
stand mit zitternden Knien auf. »Ich hasse und verachte dich!«
    »So? Fordere mich nicht dazu heraus,
dir zu beweisen, daß die Wahrheit ganz anders aussieht«, knurrte Brigham.
    Lydia blieb stehen, aber sie war zu
betroffen, zu wütend und zu verängstigt, um das Wortgefecht fortzusetzen, denn
zum guten Schluß, das wußte sie, würde Brigham ja doch gewinnen. Mit einem
Blick, einer Berührung oder ganz einfach der Kraft seines Willens konnte er sie
dazu zwingen, ihn geradezu verzweifelt zu begehren.
    Zu ihrem Erstaunen zeigte er sich
unerwartet gnädig. »Geh«, meinte er und deutete auf die Speisezimmertür.
    Lydia verließ fluchtartig den Raum,
das Herz schlug ihr bis zum Hals, und ihre Gefühle befanden sich in einem
derartigen
    Aufruhr, daß sie nicht fähig war,
auch nur einen vernünftigen Gedanken zu fassen. So schnell sie es in ihren
langen Röcken vermochte, rannte sie die Treppe hinauf und suchte Zuflucht in
ihrem Zimmer, wo sie sich an die Tür lehnte und nach Luft schnappte wie eine
Ertrinkende.
    Es war dunkel im Raum, aber Lydia
zündete keine Lampe an. Die Arme schützend um den Oberkörper gelegt, begann sie
im Zimmer auf und ab zu wandern.
    Jahrelang war es ihr gelungen, ihre
Gefühle unter Kontrolle zu halten, was für entsetzliche Dinge sie auch
mitangesehen
    hatte. Doch nun, nachdem sie einen
Krieg überlebt, die gefahrvolle Reise um Kap Horn überstanden und gerade
begonnen hatte, sich in einer völlig neuen, fremden Umgebung zurechtzufinden,
war sie ihrer Nemesis begegnet.
    Brigham Quade.
    Lydia ging schneller, vor und
zurück, vor und zurück, als könnte sie so ihr Schicksal besiegen. Brigham hatte
all jene
    Gefühle befreit, die sie so lange
Zeit eisern beherrscht hatte, und sie stiegen nun in ihr auf wie die Übel aus
der Dose der Pandora. Der Schmerz darüber war so überwältigend, daß er Lydia in
die Knie zwang und sie auf den Teppich sank.
    Über ihr leises Schluchzen hörte sie
ihn ihren Namen sagen, er kniete vor ihr nieder und legte sanft die Hände um
ihr Gesicht.
    Brigham. »Faß mich nicht an«,
flüsterte sie unter Aufbietung ihrer letzten Willenskraft.
    Brigham zog sie in seine Arme und
barg sein Gesicht in ihrem Haar, bis es sich aus seinen Nadeln löste. »Laß
alles heraus«, drängte er zärtlich. »Lieber Gott, Lydia, du kannst nicht einen
ganzen Krieg in dir begraben! Laß alles heraus!«
    Ihre Finger klammerten sich in
seinem Hemd fest, das

Weitere Kostenlose Bücher