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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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das
sie nur im Profil sah, vollkommen blutleer war.
    Der Henker, der eine schwarze Robe
und eine Maske trug, um die Anonymität zu wahren, wandte sich um und schaute zu
Rafael auf, seine Augen verborgen hinter zwei schmalen Schlitzen in dem Stoff,
der sein Gesicht bedeckte.
    Rafaels Finger klammerten sich wie
Schraubstöcke um Annies Hand, aber sie zuckte nicht einmal zusammen. Aus dem
Augenwinkel sah sie den Prinzen den freien Arm heben, in Antwort auf die
unausgesprochene Frage des Henkers.
    Er nickte, überprüfte noch einmal
die Schlinge und umfaßte schließlich mit beiden Händen einen Hebel. Ein Ächzen
von Holz an Holz, und dann gab die Falltür unter Peter Maitlands Füßen nach. Er
stürzte durch die Öffnung und blieb, am Ende des starken Seils baumelnd, unter
dem offenen Galgen hängen.
    Es wäre vielleicht nicht ganz so
schrecklich gewesen, wenn er nicht gezappelt, getreten und sich am Seil gedreht
hätte. Sie zwang sich jedoch zuzuschauen und klammerte sich an die letzten
Reste ihres Bewußtseins, bis der hin und her schwingende Körper sich nicht mehr
rührte.
    Im selben Augenblick jedoch, als
Maitlands Leiche vom Galgen heruntergenommen wurde, brach Annie ohnmächtig auf
dem Balkon zusammen.
    Nur Momente waren vergangen,
schätzte sie, als sie in Rafaels Armen wieder zu sich kam. Er trug sie zu der
Couch im Arbeitszimmer und legte sie nieder, und Mr. Barrett erschien mit einem
Glas Brandy.
    »Trink das«, befahl Rafael grimmig,
nahm seinem Freund das Glas ab und drückte es an Annies Lippen. »Dann wirst du
dich gleich besser fühlen.«
    Annie lehnte den Brandy ab, weil sie
an ihr Kind dachte und wußte, daß der Alkohol ohnehin nicht in ihrem Magen
bleiben würde. »Es ... tut mir leid«, sagte sie. »Ich habe mich so bemüht,
stark zu sein.«
    Mr. Barrett und Rafael wechselten
einen Blick, und auf das zustimmende Nicken des Prinzen hin verließ der treue
Soldat den Raum.
    »Und es ist dir auch gelungen«,
erwiderte Rafael zärtlich. »Gütiger Gott, was für eine Frau du bist, Annie? Ich
wünschte, ich könnte leben, um dich zu meiner Prinzessin zu ernennen.«
    Die unerwarteten Worte belebten
Annie, erfüllten sie mit wunderbarer Kraft und neuem Mut. Sie wagte kaum zu
sprechen, doch die Frage, die ihr auf der Zunge lag, war von solch gravierender
Bedeutung, daß sie sie nicht zurückhalten konnte. »Willst du damit sagen, daß
du mich liebst?«
    Er küßte ihre Stirn.
»Hingebungsvoll. Und mit einer Leidenschaft, die entschieden gottlos ist. Aber
es darf nicht sein, und das weißt du so gut wie ich.«
    Tränen ließen Annies Blick
verschwimmen, aber sie kämpfte tapfer dagegen an, weil sie niemals Schwäche
oder Tricks benutzt hätte, um Rafael zu halten. Aus dem gleichen Grund sagte
sie ihm auch nichts von dem Kind, das sie zusammen gezeugt hatten.
    »Dann werde ich hier bei dir bleiben
und mit dir sterben«, sagte sie, ohne nachzudenken. Doch selbst während sie
noch die Worte aussprach, wußte Annie, daß sie ihr unschuldiges Kind nicht
opfern durfte. Nicht einmal seinem Vater zuliebe.
    »Du müßtest wissen, daß ich das
nicht gestatten werde«, erwiderte Rafael und küßte sie mit unvorstellbarer
Zärtlichkeit. »Es liegt ein Schiff an der Küst. Am Samstag, nach der Hochzeit,
wirst du mit der Braut und dem Bräutigam an Bord gebracht werden.« Als Annie
Widerspruch erheben wollte, berührte er ihre Lippen mit dem Zeigefinger. »Ob du
es willst oder nicht, Annie. Pack deine Sachen - du wirst nach Frankreich
reisen.«
    »Ich wünschte, ich wäre nie
hergekommen«, flüsterte Annie unglücklich.
    »Ich auch«, stimmte Rafael ihr zu,
erhob sich langsam und schaute mit gequältem Blick auf sie herab. »Glaub mir,
ich auch.«
    Damit ging er und überließ Annie
einer sehr düsteren, unsicheren Zukunft. Irgendwann stand sie auf, trocknete
ihre Tränen und floh in ihr Zimmer, wo sie ihr Gesicht mit kaltem Wasser wusch
und die Kraft in ihre Knie zurückzwang.
    Als das geschehen war, marschierte
sich hocherhobenen Kopfes in das Lazarett, wo sie Kathleen antraf. Die Magd saß
neben Tom Wallcreeks Bett und kämmte sein buschiges Haar. Als sie Annie
erblickte, errötete sie heiß.
    Die Liebe schien überall zu sein.
Vielleicht würde dieses Paar glücklicher damit werden ...
    »Oh, Miss - wie blaß Sie sind!« rief
Kathleen und sprang erschrocken auf, als sie ihre Freundin näher betrachtete.
»Sagen Sie bloß nicht, Sie hätten der Hinrichtung beigewohnt!«
    »Na gut«, sagte Annie. »Dann sage
ich es

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