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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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nicht.«
    Kathleen schlug entsetzt die Hand
vor ihren Mund, doch Annie richtete den Blick auf Josiah, der genügend Anstand
besaß, eine beschämte Miene aufzusetzen.
    Tom richtete sich auf seinem Lager
auf. »Es ist fast schade, daß dies das Ende der St. James' ist«, sagte er. »Sie
hätten eine feine Herrin für ein Haus wie dieses abgegeben, Miss Trevarren.«
    Selbst hier, dachte Annie verblüfft,
wußten die Leute über sie und Rafael Bescheid. Aber sie erwiderte nichts
darauf.
    Josiah schnaubte. »Schade?« fuhr er
auf und deutete auf den halbtoten Mann im Bett neben Tom. »Sag das dem armen
Harry dort drüben mit all seinen Narben und geflickten Knochen. Er würde
das Ende einer solchen Familie nicht betrauern.«
    Annie runzelte die Stirn. »Was
wollen Sie damit sagen?«
    »Ich will damit sagen, daß er die
Spuren einer St.-JamesPeitsche auf nahezu jedem Zentimeter seines Körpers
trägt!« antwortete Josiah und erhob die Stimme, um Toms Protest zu übertönen.
»Und wissen Sie, warum? Weil der letzte Prinz einen Bastard mit seiner einzigen
Tochter hatte und das Kind, als es vorüber war, wie ein junges Kätzchen in
einem Bach ertränkte. Harrys Verbrechen war, daß er versuchte, den Kleinen zu
retten, und dabei die feinen Kleider Seiner Hoheit naß machte.«
    Annie spürte, wie ihre Knie schon
wieder nachgaben, und versteifte sie. »Der letzte Prinz muß ein furchtbarer
Mensch gewesen sein«, gab sie zu. »Aber Rafael ist anständig und gerecht. Er
würde so etwas nie tun.«
    Josiah zuckte die Schultern,
verstockt wie eh und je, und zitierte: »Die Sünden der Väter ...«
    Instinktiv legte Annie eine Hand auf
ihren flachen Bauch. Falls die Früchte der Sünde von einer Generation zur anderen
vererbt werden konnte, dann hoffentlich auch die guten Eigenschaften. Rafael
würde seinem Sohn oder seiner Tochter Ehre und Kraft, Mut und Intelligenz
vererben.
    Erkennen blitzte in Toms Augen auf,
als er von Annies Gesicht zu ihrer Hand schaute und wieder zurück, und dann
erschien unendliche Trauer in seinem Blick.
    Annie wandte sich ab, unfähig, sein
Mitleid zu ertragen, und verließ fluchtartig das Lazarett. Zum ersten Mal, seit
sie sich selbst zur Krankenschwester ernannt hatte, vernachlässigte sie ihre
Pflichten.
    Der Hof war leer, als sie ihn
betrat, aber der Galgen ragte noch solide und finster vor ihr auf. Am liebsten
hätte Annie ihn in Brand gesetzt, aber sie wußte, daß jemand das Feuer löschen
würde, bevor es echten Schaden anrichten konnte.
    Sie ging an dem Schafott vorbei,
durch das Dorf, das ungewöhnlich still schien heute, und den Hügel hinauf zum
Friedhof. Rafaels verstorbene Frau, die Prinzessin Georgiana, war dort
begraben, zusammen mit Generationen von St. James'. Annie blieb nicht stehen,
um ihnen ihren Respekt zu erweisen, sondern überquerte den Hügel zur anderen
Seite hin, wo geringere Persönlichkeiten ruhten.
    Hier waren sechs Soldaten damit
beschäftigt, ihren ehemaligen Kameraden zu begraben, Peter Maitland. Ihre
Gesichter waren hart und grimmig, und Annie fragte sich, ob irgendeiner von
ihnen einen Groll gegen den toten Mann hegen mochte. In der Nähe, unter einem
frisch aufgeworfenen Erdhügel, befand sich Jeremy Covingtons letzte Ruhestätte.
    Annie fühlte, wie ein Frösteln über
ihren Rücken lief. So viele Tote, und es war erst der Beginn.
    Einer der Soldaten schaute auf.
»Wollten Sie etwas, Miss?« fragte er mit einer Art zornigem Respekt.
    Sein Ton kränkte Annie, aber dann
begriff sie, daß sie an diesem Platz nichts zu suchen hatte und nur störte.
    Kopfschüttelnd wandte sie sich ab.
    Am Samstag morgen war der Galgen teilweise abgebaut und
in den hinteren Teil der Burg verbannt worden, außer Sichtweite der
Hochzeitsgäste. Obwohl er sie nie sonderlich gestört zu haben scheint, dachte
Rafael, der an einem der Arbeitszimmerfenster stand, verbittert.
    »Rafael?«
    Beim Klang der hellen, weiblichen
Stimmen hinter ihm wandte er sich um und lächelte seine Schwester an. Sie
wirkte plötzlich viel zu jung, um schon eine Braut zu sein. Er glaubte, sie
noch mit Zöpfen und aufgeschrammten Knien vor sich zu sehen, obwohl sie sich nicht
oft begegnet waren, da er die meiste Zeit seines Lebens in England verbracht
hatte.
    Rafael breitete die Arme aus, und
seine Schwester schmiegte sich hinein und schlang ihm die Arme um den Nacken.
Verzweifelt fast. Er küßte ihren dunklen Scheitel, und sie schaute zu ihm auf.
    »Du wirst heute heiraten«, sagte er
unnötigerweise.
    Sie zögerte

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