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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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um ihm das Lebenslicht auszublasen, damit sie
es nicht sehen und hören muß.
    »Rafael wird dabeisein, nicht?«
fragte Annie.
    »O ja«, erwiderte die Prinzessin
zuversichtlich. »Es wird ihm den Magen umdrehen, aber Rafael wird dem bavianischen
Volk erlauben, Gerechtigkeit zu üben. Außerdem verlangt seine Ehre, daß er die
Sache bis zum Ende durchsteht.«
    Annie hätte sich am liebsten in das
warme Sommergras gelegt und geweint. Auch sie würde Peter Maitlands Hinrichtung
beiwohnen und zuschauen, bis es vorbei war, denn Phaedra hatte recht. Rafael
konnte sich nicht die Hände reinwaschen vom Blut des Gefangenen wie ein moderner
Pontius Pilatus. Auch Annie konnte es nicht, denn sie war, in ihrem Herzen
jedenfalls, seine Gefährtin und mußte ihm in jeder nur möglichen Weise
beistehen. Außerdem hatte auch sie ihren Teil zu dem Drama beigetragen. Nun
mußte sie auf der Bühne bleiben, bis der letzte Vorhang fiel, oder für immer
unter der Erinnerung an ihre Feigheit leiden.
    »Du siehst schrecklich aus«,
bemerkte Phaedra, als sie den Gartenrand erreichten. »Fühlst du dich nicht
wohl?«
    »Nein«, erwiderte Annie, »überhaupt
nicht. Aber das ist im Moment nicht wichtig, also zerbrich dir nicht den Kopf
darüber.«
    Phaedra trat vor Annie und ergriff
ihre Hände. Das Gesicht der Prinzessin glühte geradezu vor Überzeugung. »Du
handelst richtig, indem du mir hilfst, einer unglücklichen Ehe zu entkommen,
Annie!« flüsterte sie beschwörend.
    »Wenn ich nicht selber dieser
Ansicht wäre«, entgegnete Annie kühl, »hätte ich deinem Plan niemals
zugestimmt.«
    Phaedra lächelte, küßte Annie leicht
auf die Stirn und wandte sich ab, um davonzueilen. Sie verschwand im Gestrüpp
wie eine Waldelfe, was die Frage in Annie weckte, ob sie sich die ganze
Begegnung nicht nur eingebildet hatte.
    Sie aß an jenem Abend in ihrem
Zimmer, und Kathleen leistete ihr Gesellschaft. Die Burg wimmelte nur so von
Hochzeitsgästen, und Annie war nicht in der Stimmung, unter Menschen zu gehen.
Tatsächlich kam sie sich sogar vor, als ob sie die Verurteilte wäre,
Anne Boleyn oder Catherine Howard am Vorabend ihrer Hinrichtung.
    »Ich glaube, Sie erwarten ein Baby,
Miss«, sagte Kathleen sanft, als Annie unter Aufbietung ihrer ganzen
Willenskraft eine kärgliche Mahlzeit zu sich genommen hatte.
    Annie hatte heute schon zu viele
Schocks erlebt, um über Kathleens Worte verblüfft zu sein. »Ja«, antwortete
sie. »Hat die Köchin es dir erzählt?«
    »O nein«, wehrte Kathleen ab, »ich
bin selbst darauf gekommen, so wie Sie aussehen. Und ich wußte, das gestehe
ich, daß der Prinz im Palast in Ihrem Zimmer war, in der Nacht von Prinzessin
Phaedras Verlobungsball.«
    Annie war zu müde, um beschämt zu
sein. »Ich nehme an, das ist inzwischen allgemein bekannt«, sagte sie wehmütig.
    Kathleen errötete. »Keineswegs,
Miss! Es war nur so ...« Die Röte auf den Wangen des Mädchens vertiefte sich.
»Ich habe selbst die Laken auf Ihrem Bett gewechselt.«
    Die Ellbogen auf den Tisch gestützt,
ließ Annie das Gesicht auf ihre Hände sinken. »Was soll ich nur tun?« fragte
sie sich selbst, Kathleen und welch gnädige Engel auch immer in der Nähe sein
mochten.
    »Als erstes müssen Sie es dem
Prinzen sagen«, riet Kathleen. »Das könnten genau die Neuigkeiten sein, die er
braucht, um von dem schrecklichen Kurs abzuweichen, den er sich gesetzt hat.«
    Annie ließ die Hände sinken und
starrte die junge Frau an, die sie als unbestreitbar ebenbürtig ansah.
Vielleicht sogar als überlegen. »Es würde nicht viel nützen«, sagte sie
unglücklich. »Lucian sagte mir heute, daß Rafael vom selben Galgen hängen wird,
wenn die Rebellen die Burg einnehmen. Und damit hat er vermutlich sogar
recht.«
    Kathleen blieb ungerührt. »Seine
Hoheit wünscht sich ein Baby mehr als irgend etwas anderes auf der Welt. Seine
Frau, die Prinzessin Georgiana, war guter Hoffnung, als sie starb. Die Leute
sagen, daß es seinen Schmerz hundertfach verdoppelt hat, nicht nur die Frau
verloren zu haben, die er liebte, sondern auch noch einen Erben.«
    Annie schüttelte betrübt den Kopf.
»Es dürfte nichts als eine weitere Last für Rafael sein, wenn er erfährt, daß
ich sein Kind unter dem Herzen trage. Sie dürfen es ihm nicht sagen, Kathleen.
Und auch niemand anderem.«
    »Aber ...«
    »Es ist mir ernst gemeint«, beharrte
Annie. »Im Moment muß es noch unser Geheimnis bleiben.«
    Ganz offensichtlich hieß Kathleen
Annies Entscheidung nicht gut, aber sie

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