Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz
angezogen war, ihr rotblondes Haar jedoch
offen und ungehindert über ihren Rücken fiel, ihre Augen von einer anhaltenden,
tiefempfundenen Erfüllung leuchteten und - als sei dies alles noch nicht
verräterisch genug ein bezeichnender Glanz auf ihrer rosig angehauchten Haut
lag. Falls Barrett nicht seit ihrer letzten Begegnung erblindet war, würde er
auf den ersten Blick erkennen, was hier vorgefallen war.
»Ja«, antwortete Rafael gereizt.
Trotz der noblen Worte über seine Fähigkeit, seine körperlichen Bedürfnisse
beherrschen zu können, quälte ihn sein ungestilltes Verlangen, und das würde
wohl noch eine ganze Weile lang so bleiben. »Ich bin hier«, setzte er hinzu,
riß die Tür auf und trat vor seinen Freund und Leibwächter.
Barrett trug ein regendurchnäßtes
Cape und wirkte außergewöhnlich unruhig. »Großer Gott, Rafael, ich dachte, du
wärst entführt worden oder hättest dir den Hals gebrochen ...« In diesem
Moment erblickte Barrett Annie, und es war klar, daß er sofort begriff.
Rafael trat zurück, um ihn
einzulassen. »Du hast dir Zeit gelassen, deine Suche zu beginnen«, bemerkte er,
während Barrett ganz bewußt Annies Blick auswich. Sein Nacken war rot
angelaufen. »Ich hätte inzwischen bis nach Frankreich verschleppt sein können.«
Barrett setzte zu einer Antwort an,
räusperte sich und begann dann noch einmal. »Lucian sagte, er hätte dich ausreiten
sehen und daß du eine Weile bleiben würdest«, erklärte er verlegen. »Ich weiß,
daß du ab und zu gern allein bist, deshalb sorgte ich mich anfangs nicht. Aber
als der Regen nicht aufhörte und es langsam dunkel wurde ...«
Rafael berührte ihn am Arm. »Schon
gut, Barrett«, sagte er leise. Er vermutete, daß sein Freund an diesem
Nachmittag mit eigenen Angelegenheiten beschäftigt gewesen war; das würde seine
Verlegenheit erklären und seine Verspätung. »Hast du ein Pferd für Miss
Trevarren mitgebracht?«
»Wir wußten nicht, daß sie die Burg
verlassen hatte«, erwiderte Barrett.
Zum ersten Mal, seit er das Haus
betreten hatte, sagte Annie etwas. Ihre Stimme war klar und sogar eine Spur
trotzig. »Ist meine Stute nicht zu den Ställen zurückgekehrt?«
Barrett zwang sich, sie anzusehen.
»Falls es so war, Miss, hat man mir nichts davon gesagt.«
»Es macht nichts«, warf Rafael ein.
»Miss Trevarren wird mit mir zurückreiten.«
Minuten später saßen sie auf ihren
Pferden, Annie vor Rafael auf seinem großen Wallach. Es war eine süße Qual für
Rafael, ihren weichen, nachgiebigen Körper so dicht an seinem eigenen zu
spüren und ihren so unendlich weiblichen Duft zu atmen. Ich werde viel
ertragen können, dachte er, solange es mir gelingt, mir Annies Duft und
das Gefühl von ihr jederzeit in Erinnerung zurückzurufen.
Annie kostete das Gefühl aus, sich im
sicheren Schutz von Rafaels Armen zu befinden. Sie wußte, daß sie ihr
schamloses Verhalten schon bald genug bereuen würde, aber dieser Moment war
noch nicht gekommen. Statt dessen sonnte sie sich noch immer im Glanz von
Rafaels Liebkosungen und empfand ein wohliges kleines Prickeln tief in ihrem
Körper. Ihre Brustspitzen waren hart unter ihrem feuchten Mieder und ihrer
Bluse, sehnten sich nach der Berührung seiner Lippen. Wenn sie sich jetzt mit
ihm ins nasse Gras hätte legen und ihn in sich aufnehmen können, würde sie
genau das getan haben.
Zu bald jedoch erreichten sie die
Ställe, und Rafael schwang sich aus dem Sattel und hob Annie herab. Sie
erlaubte es, obwohl sie auch imstande war, ohne Hilfe abzusitzen, aber sie
wollte noch einmal seine Hände auf ihrem Körper spüren.
Der Regen hatte sich zu einem
leichten Nieseln verringert, und Ställe und Burg glühten im Laternenschein.
Rafael legte den Zeigefinger unter Annies Kinn und hob es zu sich empor, als
Barrett und die anderen gegangen waren und den Wallach mitgenommen hatten.
Annie sehnte sich danach, Rafael
sagen zu hören, daß er sie liebte, obwohl sie wußte, daß er es nie aussprechen
würde. Die Ereignisse des Nachmittags waren nichts als ein unterhaltsames
Zwischenspiel für ihn gewesen, mehr nicht, und das zu vergessen wäre ungemein
gefährlich für sie gewesen.
»Sag jetzt nicht, daß es dir leid
tut!« flehte sie, bevor Rafael etwas äußern konnte. »Bitte, Rafael, zerstöre
nicht den schönsten Nachmittag meines Lebens mit einer Entschuldigung!«
Er zog sie an sich, nicht
leidenschaftlich, sondern aus dem Wunsch heraus, sie zu beruhigen, und strich
mit einer Hand über ihr
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