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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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Wege in der Hölle landen, wenn sie starb, ohne den Umweg über das
Fegefeuer.
    Zum Glück schien Phaedra mit eigenen
Neuigkeiten beschäftigt und platzte fast vor Aufregung. »Felicia hat eine
Schneiderin mitgebracht«, berichtete sie. »Ich werde das phantastischste
Hochzeitskleid in ganz Europa haben!«
    Annie schaute verblüfft auf. »Aber
du sagtest doch gestern abend ... Hast du den Verstand verloren, Phaedra?«
    Die Prinzessin lachte. »Nein«,
erwiderte sie, nahm ein Handtuch und reichte es Annie. »Ich habe es mir
schlicht anders überlegt. Es wird eine märchenhaft schöne Hochzeit sein, Annie,
und ich werde sogar eine gläserne Kutsche haben, die von sechs weißen Pferden
gezogen wird ...«
    »Phaedra,« sagte Annie, während sie aufstand
und das große Tuch um ihren Körper schlang. Von einer Bank nahm sie ihren
Morgenmantel und trat hinter eine Spanische Wand, um ihn anzuziehen. Einen
Moment später war sie wieder bei Phaedra und berührte mit besorgter Miene deren
Stirn.
    Die Prinzessin fieberte nicht, aber
das vermochte Annies Unruhe nicht zu dämpfen.
    Phaedra ergriff ihre Hand. »Keine
Angst, Annie. Ich werde glücklich sein, ganz bestimmt«, sagte sie, und der
Glanz in ihren Augen verlieh der Behauptung eine gewisse Wahrheit.
    Und doch, nachdem Annie gerade
selbst erfahren hatte, wie wundervoll es war, von einem geliebten Mann auf intimste
Weise berührt zu werden, war sie mehr als je zuvor der Ansicht, daß man nur aus
Liebe heiraten dürfe. »Hast du plötzlich doch zärtliche Gefühle für Mr. Haslett
entwickelt?« fragte sie hoffnungsvoll.
    »So ungefähr«, erwiderte Phaedra
geheimnisvoll.
    Annie war noch immer sehr
beunruhigt, aber sie sah ein, daß sie im Moment nichts daran ändern könnte. Sie
würde natürlich gründlich über die Sache nachdenken, das stand fest. Es mußte
erheblich mehr an dieser drastischen Sinnesänderung sein, als Phaedra zugab.
    »Wir beide haben ungefähr die
gleiche Größe«, bemerkte die Prinzessin, während sie Annies Hände nahm und kritisch
ihre Figur betrachtete. »Ja. Du könntest genausogut wie ich Anprobe für das
Kleid stehen.«
    Wieder war Annie zutiefst
verwundert, obwohl sie Überraschungen bei ihrer Freundin gewöhnt war. »Du
willst, daß ich Anprobe für dein Kleid stehe? Phaedra, das ist der
unglaublichste Vorschlag, den du mir je gemacht hast!«
    Endlich schaute Phaedra ihr in die
Augen, und Annie erkannte ein solches Flehen darin, eine solch verzweifelte
Hoffnung, daß sie zutiefst bestürzt darüber war. »Bitte, Annie, sag, daß
du es für mich tun wirst! Du weißt, daß ich es nicht ertragen könnte, so lange
stillzustehen, stundenlang — mir würde schwindlig werden, oder ich bekäme wieder
meine schlimmen Kopfschmerzen.«
    Annie schluckte eine Erwiderung
betreffs dieser so praktischen Kopfschmerzen, denn sie waren eine Falle, in
die sie schon oft genug getappt war. Es war der reinste Wahnsinn, zuzustimmen,
aber Phaedra St. James war ihre liebste Freundin — alle anderen waren
langweilig im Vergleich zu ihr —, und irgend etwas tief in ihrem Herzen sagte
ihr, daß dieser kleine Gefallen sehr wichtig für ihre Freundin war.
    »Na schön«, stimmte sie seufzend zu.
»Ich tue es.«

Fünf
    Annie mied den Speisesaal am nächsten
Morgen, denn obwohl sie sehr hungrig war nach dem Erwachen, fürchtete sie die
Begegnung mit Rafael. Ihre Gefühle befanden sich in Aufruhr - in einem Moment
verspürte sie Freude, im nächsten bereits tiefste Verzweiflung, und die
Erinnerung an Rafaels Zärtlichkeiten verursachte ihr auch jetzt noch ein lustvolles
Prickeln an ihren intimsten Körperstellen. Sie war absolut sicher, daß der
Prinz mit seiner größeren Erfahrung diese beschämenden Geheimnisse auf den
ersten Blick erkennen würde.
    Da ihr der Gedanke an eine solche
Begegnung unerträglich war, hatte Annie sich hastig angezogen und von Phaedra
durch endlose Korridore auf die andere Seite der Burg führen lassen.
    »Das ist das Solarium«, verkündete
die Prinzessin, als sie den runden, sonnigen Raum mit hohen Fenstern, blühenden
Pflanzen und nackten Steinwänden betraten. »In alten Zeiten pflegten die Damen
der Burg hierherzukommen, um zu plaudern und an ihren Stickereien zu arbeiten,
und manchmal spielten Musiker zu ihrer Unterhaltung auf. Papa hat Glas in die
Fenster einsetzen lassen - sie waren früher offen -, und damals gab es auch die
herrlichsten Wandteppiche hier, bis Rafael die Krone erbte.« Phaedra schwieg,
ein leichtes Stirnrunzeln

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