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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Titel: Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
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stürmten, konnte Annie das Geschrei zwischen den Soldaten und
den Leuten draußen vor den Toren hören. Zum ersten Mal wurde ihr so richtig
klar, wie ernst die Lage war, mit der Rafael sich auseinandersetzte, und es war
für sie eine erschütternde Erkenntnis.
    In diesem Augenblick hätte sie alles
dafür gegeben, an Rafaels Seite sein zu können, wo immer er auch sein mochte.
Selbst wenn sie ihn nicht schützen konnte, und sie war klug genug, um zu
wissen, wie unmöglich das war, hätte sie wenigstens gewußt, wie es ihm erging.
    Eine der jungen Mägde hielt sich
bereit, um Annie und Miss Covington zu ihren Zimmern zu begleiten. Das Mädchen
war verständlicherweise sehr aufgeregt, und Annie fragte sich, ob es jedesmal
einen Aufstand geben mochte, wenn jemand den Palast verließ oder ihn betrat.
Sie beschloß, das Mädchen später danach zu fragen.
    Ihr Zimmer war entzückend, groß und
hell und mit einem Balkon versehen, der auf einen kleinen Rosengarten hinausging. Mitten zwischen den gepflegten
Rosenstöcken befand sich ein Brunnen, den eine runde, steinerne Bank umgab.
Eine große gelbgetigerte Katze schlief dort im nachmittäglichen Sonnenschein.
Der Aufruhr auf der Straße schien das Tier nicht aufgeschreckt zu haben.
    Mit einem zaghaften Lächeln verließ
Annie den Balkon und kehrte ins Zimmer zurück. Eine zweite Magd war erschienen
und hatte ein Tablett mit Tee und Brötchen mitgebracht. Als sie es auf einem
kleinen Tisch am Fenster abgesetzt hatte, verließ sie rasch wieder den Raum.
Und erst da fiel Annie auf, daß auch hier die Wände, wie in St. James,
vollkommen kahl waren.
    Die erste Magd jedoch blieb, packte
Annies Truhe aus und breitete ihre Kleider, eins nach dem anderen, auf dem mächtigen
Himmelbett aus.
    Annie setzte sich an den Tisch,
schenkte sich Tee ein und strich Butter und Marmelade auf ein Brötchen.
    »Wie heißt du?« fragte sie das
Mädchen, das bei der Frage aufschaute und heiß errötete.
    »Kathleen, Madam«, antwortete sie
mit einem Knicks.
    Annie verspürte einen Anflug von
Gereiztheit. »Du brauchst mich nicht >Madam< zu nennen oder zu knicksen,
wenn ich dich anspreche, Kathleen. Ich bin schließlich keine
    Adlige.«
    Kathleen schaute sie an und strich
Annies neues gelbes Kleid mit rauhen, von der Arbeit geröteten Fingern glatt.
»Sehr wohl, Madam«, sagte sie. »Wie Sie wünschen.«
    Seufzend griff Annie nach ihrer
Teetasse, die am Rand gesprungen war. »Wie ist das Leben hier?« fragte sie,
nachdem sie einen Schluck des starken Gebräus probiert hatte. »Ich meine, gibt
es immer einen Aufruhr, wenn jemand die Burg verläßt, um einzukaufen?«
    Das Dienstmädchen packte ein
weiteres Kleid aus und legte es sorgfältig auf das Bett. Es war fast etwas Ehrfürchtiges
an der Art, wie Kathleen den kostbaren Stoff berührte. »Nein, Miss«, erwiderte
sie. »Wir haben solche Probleme nur, wenn ein Mitglied der königlichen Familie
zu Besuch kommt.« Sie wagte einen Blick in Annies Richtung und errötete von
neuem. »Verzeihen Sie meine Offenheit, Miss.«
    Annie trank ihren Tee aus und biß
mit ungewöhnlichem Mangel an Begeisterung in das Brötchen. »Es ist Rafael — der
Prinz —, den sie hassen, nicht?« fragte sie bedrückt.
    Kathleen hatte begonnen, Annies
Kleider in den mit Schnitzereien versehenen antiken Schrank zu hängen. »Ja,
Miss«, bestätigte sie in resigniertem Ton. Es war offensichtlich, daß sie
lieber Schweigen bewahrt hätte, als zu reden.
    Annie verließ den Tisch und ging zum
Fenster. »Niemand, der den Prinzen wirklich kennt, wäre imstande, ihn zu hassen«,
sagte sie.
    »Nein, Miss«, stimmte Kathleen ohne
Zögern zu. Annie seufzte. Rafael, flehte sie stumm, sei vorsichtig.
    Das Dorf war klein, nicht mehr
eigentlich als eine Anzahl Hütten am Ende einer langgestreckten Wiese. Eine
Handvoll Schafe streifte blökend herum, und die meisten der Bewohner hielten
Hühner, die gackernd auseinanderstoben, als Rafael, Barrett und der Trupp
Soldaten eintrafen.
    Rafael sah weder Frauen noch Kinder.
Wahrscheinlich hatten sie sich versteckt, als die Reiter gesichtet wurden, aber
die Männer versammelten sich zu ihrem Empfang. Sie waren mit primitiven Waffen
ausgerüstet, Steinen und Holzknüppeln, und Rafael verspürte aufrichtige
Trauer, als er sie betrachtete.
    Sie haben allen Grund, uns zu
fürchten, dachte er bitter. Bei den Streifzügen seines Vaters, Großvaters und
zahlloser St. James zuvor waren Frauen vergewaltigt, Kinder terrorisiert und
totgetrampelt worden,

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