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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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kostbare Schafe und Rinder getötet und über den
Lagerfeuern der Soldaten gebraten worden.
    »Sag ihnen, daß wir ihnen nichts
Böses wollen«, trug Rafael dem Mann auf, der zu seiner Linken ritt. Barrett
hatte sich wie üblich rechts neben dem Prinzen postiert.
    Der Soldat nickte und stieg von
seinem Pferd, um sich den Dorfleuten zu nähern. Obwohl alle Bavianer Englisch
sprachen, schon seit Jahrhunderten, eines früheren Bündnisses mit
Großbritannien wegen, wagte Rafael nicht, das gewöhnliche Volk anzusprechen,
ohne einen Mittelsmann vorgeschickt zu haben. Die Leute ohne die richtige
Einführung anzusprechen hätte einen Bruch der Tradition bedeutet.
    Während Barretts Mann mit den
Dörflern sprach, begannen sie untereinander zu tuscheln und mißtrauische
Blicke auf Rafael zu werfen.
    Barrett bewegte sich nervös in
seinem Sattel. Er hatte diese Reise von Anfang an nicht machen wollen; er hatte
es Rafael klar genug zu verstehen gegeben und war seit ihrem Aufbruch aus der
Burg sehr schweigsam und mürrisch gewesen. Ohne Rafael anzusehen, murmelte er
jetzt: »Da habt Ihr sie, Hoheit — Eure treuen Untertanen.«
    Rafaels Antwort war ein wehmütiges
Lächeln. Die Soldaten hinter ihnen bewahrten ihre Formation, aber er spürte
ihre Rastlosigkeit und Ungeduld; sie waren junge Burschen und daran gewöhnt,
ein bequemes Dasein auf der Burg zu fristen, wo sie sich in ihrer Freizeit mit
Würfelspielen vergnügten und Wache schoben oder fechten und schießen übten,
während sie im Dienst waren. In einem echten Krieg wären sie wahrscheinlich
recht nutzlos gewesen, trotz Barretts erfahrenem Kommando.
    Die Unterhaltung zwischen Barretts
Leutnant und den Männern aus dem Dorf setzte sich in erregtem Tonfall fort.
Dann endlich wandte der junge Offizier sich von ihnen ab und sprach Barrett an,
nicht Rafael persönlich.
    »Sie fürchten uns, Sir. Und sie sind
hungrig.«
    Rafael ergriff das Wort, bevor
Barrett etwas erwidern konnte. »Sag ihnen, daß wir unsere Rationen mit ihnen
teilen werden.«
    Die Ankündigung verursachte ein
ärgerliches Gemurmel in den Reihen; Rafael erstickte es, indem er sich in
seinen Steigbügeln erhob und die gesamte Kompanie mit einem einzigen vernichtenden
Blick maß. Als er Lucians blasses, wütendes Gesicht in der Menge sah, hob er
die Hand zu einem spöttischen Salut, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder auf
Barrett richtete.
    Zu Rafaels Erleichterung entdeckte
er eine gewisse belustigte Anerkennung in den Augen seines alten Freundes.
Barrett neigte den Kopf, wendete sein Pferd und ritt zum Ende der Kompanie. Der
Wagen mit den Vorräten näherte sich gerade.
    Getrocknete Bohnen, Kartoffeln, Mehl
und Rüben wurden nach vorn gebracht und den Dörflern übergeben, die rasch die
Beute aufteilten und sie in ihre Hütten trugen. In der Zwischenzeit befahl
Barrett seinen Männern, ein Lager auf der Wiese aufzuschlagen, und als die
Sonne am Horizont versank, wurden Decken auf dem weichen Gras ausgerollt und
Lagerfeuer angezündet.
    »Was hoffst du damit zu erreichen?«
fragte Barrett Rafael, als die Soldaten sich zum Essen niedergelassen hatten.
Auch ihr Kommandant und der Prinz hockten auf dem Boden und aßen ihre gekochten
Rüben und das harte Brot wie die Soldaten von einfachen Blechtellern. »Diesen
armen Teufeln ein paar Laibe Brot zu geben wird sie nicht die siebenhundertjährige
Unterdrückung verzeihen lassen.«
    Rafael stellte seinen Teller ab.
»Ich wollte nur eins damit erreichen — wenigstens für ein, zwei Tage ihre leeren
Mägen zu füllen«, erwiderte er grimmig.
    Barrett nahm sich ein zweites Stück
des harten Brots. »Du kommst ein paar Jahrhunderte zu spät, glaube ich.« Seufzend
schaute er seinen Freund in der zunehmenden Dunkelheit an. »All deine
Bemühungen kommen zu spät. Du kannst nichts mehr ändern, indem du in Bavia
bleibst. Oder hier stirbst.«
    Annie Trevarrens Bild erstand
plötzlich vor Rafaels Augen; er verspürte einen Stich in seinem Herzen und ein
schmerzhaftes Ziehen in seiner Lendengegend. Sie war seinen Gedanken nie fern
seit jenem Morgen auf dem Balkon vor dem Solarium, als sie ihn so intim berührt
und ihm seine Herausforderung ins eigene Gesicht zurückgeschleudert hatte. Stell
dir vor, du wärst in mir, Rafael, hatte sie gesagt.
    Seitdem hatte Rafael keine Ruhe mehr
gefunden.
    »Ich will nicht sterben, auch wenn
du das denkst«, sagte er zu Barrett.
    »Natürlich denke ich das«, versetzte
Barrett hart und warf einen Zweig ins Feuer. »Irgend etwas in dir

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