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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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treibt dich
dazu, wie ein Opferlamm für die Sünden der St. James zu büßen. Wenn es nämlich
nicht so wäre, hättest du längst den Palast und die Burg geschlossen und Bavia
verlassen. Gott weiß, daß du genug eigenes Geld besitzt — genug, um überall auf
der Welt ein neues Leben zu beginnen. Oder hast du das etwa auch verschenkt?«
    Rafaels Lächeln war bitter. Ja, er
besaß ein kleines Vermögen — die Reste der Mitgift seiner Großmutter, klug
angelegt —, aber Bavia war die einzige Heimat, die er je gekannt hatte. Trotz
der Sünden seiner Vorväter, und das waren nicht wenige, liebte er dieses
kleine, schöne Land, das zwischen Frankreich und Spanien eingebettet lag und
auf das glitzernde Mittelmeer hinausging. Er liebte die kleinen Fischerdörfer,
die mittelalterlichen Kirchen, die verfallenen Straßen, die noch von den Römern
stammten, die Schlösser und die Landhäuser. Am meisten jedoch liebte er die
Menschen, diese einfachen, hart arbeitenden, temperamentvollen Seelen, die die
Essenz seines Landes waren.
    Sie dagegen haßten ihn.
    »Bavia ist meine Heimat«, sagte er
nach langem Schweigen.
    Barrett lehnte sich gegen seinen
Sattel. »Eine Heimat muß nicht unbedingt ein Land oder ein Schloß sein,
Rafael«, gab er zu bedenken. »Es kann auch eine Person sein.«
    Rafael war leicht beunruhigt durch
Barretts Worte, so poetisch sie auch waren. Fast hätte er seinen Freund
gefragt, ob er seine alberne Verliebtheit für Phaedra überwunden hatte, aber
dann schwieg er doch. Barrett war kein Narr; er wußte, daß die Vorbereitungen
zur Hochzeit der Prinzessin im Gange waren, und er kannte natürlich auch Chandler
Haslett. Er mußte inzwischen zur Besinnung gekommen sein und sich mit
irgendeiner Magd oder der Tochter eines Händlers eingelassen haben.
    »Jemand wie Annie Trevarren
beispielsweise«, sagte Barrett und ergriff den Metallbecher, der den bitteren
Kaffee enthielt.
    Die Bemerkung überraschte Rafael,
obwohl es eigentlich nicht so hätte sein dürfen. Es hatte sich inzwischen
überall herumgesprochen, daß er und Annie allein im Haus am See gewesen waren,
und Barrett war im rechten Augenblick erschienen, um sich selbst ein Bild von
der Lage schaffen zu können.
    »Was willst du damit sagen?« fragte
Rafael bewußt gleichmütig und nahm sich selbst Kaffee. Als er ihn jedoch probierte,
spuckte er ihn in hohem Bogen aus, bevor Edmund Gelegenheit zu einer Antwort
hatte.
    Der Leibwächter lachte, aber es
klang nicht humorvoll, sondern traurig. »Wir sind alte Freunde«, sagte er. »Und
trotzdem scheint es Dinge zu geben, über die wir uns nicht unterhalten können.«
    »Und ob«, stimmte Rafael grimmig zu.
»Sogar eine ganze Menge.«
    »Aber die schöne Miss Trevarren ist
etwas anderes«, erklärte Barrett schmunzelnd. »Manchmal habe ich den Eindruck,
daß sie gar kein menschliches Wesen ist, sondern ein Engel, der gekommen ist,
um dich von diesem gottverlassenen Ort fortzulocken.«
    Rafael schnalzte verächtlich mit der
Zunge. »Annie? Ein Engel? Hast du bereits vergessen, Barrett, daß sie sich fast
umgebracht hat mit ihrer Eskapade auf dem Wehrgang?« Je mehr er über Edmunds
Worte nachdachte, desto verrückter erschienen sie ihm. »Ein Engel«, murmelte er
und erinnerte sich daran, wie sie ihn ganz bewußt in Versuchung geführt hatte,
bei mehr als einer Gelegenheit, wie sie getan hatte, als ob sie ihm zu Hilfe
käme, um ihn dann in den Burgbrunnen zu stoßen. »Eher ein Teufel«, schloß er.
    Barrett lachte leise, doch wieder
klang es eher bedrückt als amüsiert. »Oder eine perfekte Mischung aus beidem«,
schlug er vor, während er sich nachdenklich das Kinn rieb. Sein Gesicht lag im
Dunkeln, als er sich zu seinem Gefährten umwandte. »Sei kein Narr«, drängte er,
und an seiner Stimme erkannte Rafael, daß es ihm sehr ernst war. »Annie ist
schön und temperamentvoll, und sie liebt dich. Bring sie nach Frankreich oder
Amerika — großer Gott, Rafael, bring sie, wohin du willst, nur fort von
hier! Heirate sie und zeuge mit ihr ein Haus voller Kinder ...«
    »Niemals«, schwor Rafael und schaute
dabei zum sternenübersäten Himmel auf, aber der Traum war erwacht und würde
sich nicht so leicht verdrängen lassen.
    Mit einem ungehaltenen Fluch sprang
Barrett auf. »Ich werde nach den Männern sehen, Euer Hoheit«, sagte er mit
verletzender Höflichkeit. »Ruht jetzt, und morgen früh werden wir unsere
alberne und nutzlose Suche fortsetzen.«
    Rafael hätte eine derartige
Respektlosigkeit von

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