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Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

Quade 03 - Suesse Annie, Wildes Herz

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daß es
dir nicht paßt? Beantworte mir das bitte! Was wirst du dann tun?«
    Phaedra lachte. »Deine Phantasie
geht mit dir durch, Annie. Natürlich wird das Kleid mir passen — wir haben fast
die gleiche Größe. Wie oft haben wir schon unsere Garderobe ausgetauscht?«
    Annies Groll verflog ein wenig, aber
ihr Ärger blieb. »Es ist schon komisch«, beharrte sie. »Jede andere Braut wäre
ganz aufgeregt vor Freude ...«
    Ein verträumter, ein wenig
tragischer Ausdruck huschte über Phaedras Züge, aber nur den Bruchteil einer
Sekunde lang. »Ach, Annie, sei keine Spielverderberin. Ich bin ja auch
aufgeregt — Mr. Haslett ist ein lieber, netter Mann —, aber ich ertrüge dieses
stundenlange Stillstehen einfach nicht! Es würde mich zu Tode langweilen!«
    Annie seufzte. »Ich kann dir aus
persönlicher Erfahrung bestätigen, daß es so ist«, stimmte sie trübselig zu, um
ihre Mundwinkel jedoch spielte bereits ein Lächeln, denn dies war die Phaedra,
die sie kannte und liebte — die Freundin, die sie schon fast verloren geglaubt
hatte.
    »Apropos Aufregung«, begann Phaedra,
indem sie die Stimme senkte und sich in der Bibliothek umschaute, ob auch
niemand zuhörte. »Ich glaube, es wird höchste Zeit, daß wir uns ein bißchen was
davon beschaffen.«
    Ihre Worte erfüllten Annie mit
Erwartung und einer Art köstlicher Angst. Auch sie schaute zu den Türen. »Sag
schon!«
    Phaedra trat dicht neben sie. »Wir
werden uns die Geschäfte in der Stadt ansehen«, wisperte sie in Annies Ohr.
    Annie liebte Abenteuer über alles,
aber die Erinnerung an den wütenden, steinewerfenden Pöbel bei ihrer Ankunft im
Palast war noch nicht in ihr verblaßt. »Du schlägst mir doch nicht etwa vor,
das Schloß zu verlassen ...«
    Doch Phaedra nickte bereits. »Es ist
kein Vorschlag, Annie«, scherzte sie. »Es ist ein königlicher Befehl.«
    »Aber die Aufständischen ...«
    Die Prinzessin verschränkte die Arme
und stampfte verärgert mit dem Fuß auf. »Du liebe Güte, Annie, ich sage doch
nicht, daß wir mit der fürstlichen Kutsche fahren sollen! Wir werden uns als
Mägde verkleiden, Kopftücher tragen und Einkaufskörbe mitnehmen.«
    Die Idee war gewagt, aber
interessant. Es würde ein Ausflug werden, wie sie noch nie einen unternommen
hatten, nicht einmal in St. Apasia. Eine Eskapade, über die sie in späteren
Jahren beide lachen konnten.
    Vorausgesetzt natürlich, daß nichts
schiefging.
    Annie erinnerte sich, daß die junge
Magd, Kathleen, ihr erzählt hatte, die Dienstboten gingen ungehindert ein und
aus im Schloß. »Aber wir könnten die Geschäfte doch sicher nicht betreten,
oder? Als Dienstmädchen gekleidet, meine ich?«
    Phaedra strebte bereits entschlossen
aus der Bibliothek. »Wir werden die Schaufenster betrachten«, teilte sie Annie
in einem ungeduldigen Flüstern mit, »und wenn wir etwas sehen, was wir haben
wollen, lassen wir es später holen. Außerdem haben wir den ganzen Marktplatz
zur Verfügung.«
    Eine halbe Stunde später schon waren
Annie und Phaedra im obersten Stock des Schlosses, wo das weibliche Gesinde
untergebracht war. Der lange, schmale Schlafsaal war leer, da alle Mädchen bei
der Arbeit waren.
    Annie zögerte in der Tür, gerührt
von der langen Reihe spartanischer, ordentlich gemachter Betten an der Wand.
Auf einem Kissen ruhte eine abgegriffene Stoffpuppe mit einem aufgenähten Mund
und einen einzelnen schwarzen Knopf als Auge. Die Kleider der Mägde — sie
schienen alle nur ein einziges zum Wechseln zu besitzen — hingen an Haken unter
den hohen Fenstern. »Phaedra«, flüsterte Annie, »diese Kleider sind alles, was
sie haben!«
    Die Prinzessin zog Annie an der Hand
mit sich. »Sei kein Frosch«, sagte sie. »Wir stehlen ja nichts — wir borgen es
uns nur.« Die Prinzessin nahm ein graues Kleid von einem Haken und hielt es
sich vor. »Wenn es dir lieber ist, lassen wir ein paar Münzen auf dem Bett
liegen. Was meinst du?«
    Es erschien Annie diplomatischer,
überhaupt nichts zu erwidern.

Neun
    Kaum fünfzehn Minuten später trugen
Annie und Phaedra die schlechtsitzenden Kleider, die sie sich »ausgeborgt« hatten.
Grobe Tücher bedeckten ihr Haar und beschatteten ihre Gesichter, und sie
achteten darauf, den Blick gesenkt zu halten, als sie sich dem Lieferantentor
hinter dem Kutscherhäuschen näherten.
    Der diensthabende Wachsoldat war ein
junger Mann mit Pickeln im Gesicht und einem mürrischen Zug um seinen Mund, als
glaubte er, zu etwas Besserem bestimmt zu sein, als das Kommen und

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