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Quadriga: Kriminalroman (German Edition)

Quadriga: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Quadriga: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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überließ Silvana
den Dienstwagen, da zu seiner Spedition eine Buslinie fuhr. Leider kam ziemlich
lange kein Bus. Als er endlich daherkam, steckte er immer wieder im dichten Nachmittagsverkehr
fest. Ziemlich müde und frustriert erreichte Ranieri schließlich sein Ziel. Er marschierte
zum Pförtner der Spedition und knurrte ihn an, dass er sofort den Geschäftsführer
sprechen wolle. Der Pförtner sah ihn an, als würde er an seinem Geisteszustand zweifeln.
Ranieri zückte seinen Dienstausweis und dann ging alles sehr schnell. Er wurde ins
Büro des Geschäftsführers geführt, dem er in kurzen Worten den Sachverhalt erklärte.
Der ließ seine Sekretärin die Aufträge des heutigen Tages durchforsten. Es war nichts
dabei. Gerade, als Ranieri laut fluchen wollte, läutete sein Handy. Er hob ab und
hörte Silvanas Stimme:
    »E’ qui! [53] «
    Sie erläuterte
ihm in kurzen Worten, dass die Kiste zu einer Lagerhalle im Hafengebiet in Marghera
transportiert worden war. Ranieri zögerte keine Sekunde. Er rief die Polizeistation
in Mestre an und orderte einen Wagen, der ihn abholen sollte. Außerdem bat er die
Kollegen, einen Schlosser samt Werkzeug aufzutreiben und diesen umgehend zu der
Lagerhalle zu bringen. Es sei eilig.

Einundsechzig
     
    Ranieri war froh, dass er angegurtet
war. Denn der junge Kollege fuhr rasant durch den Stoßverkehr von Mestre. Immer
wieder schaltete er Blaulicht und Sirene ein. Er zwängte den blauweißen Alfa Romeo
auf der Gegenfahrbahn durch Gegenverkehr, holperte über Gehsteige, eröffnete auf
der Mittellinie eine neue Fahrspur und ignorierte Einbahnen. Auch Schlaglöcher und
Fahrbahnunebenheiten waren für ihn kein Grund, das Tempo zu verringern. Und so stieg
Ranieri, der vorher schon ein flaues Gefühl im Magen gehabt hatte, mit grünem Gesicht
vor einer grauen Lagerhalle, auf die ein Sprayer ganz groß ›Ti amo, baby‹ gesprayt
hatte, aus. Silvana und der Schlosser sowie einige uniformierte Kollegen warteten
bereits. Viti hatte in der Zwischenzeit mit dem Untersuchungsrichter wegen eines
Durchsuchungsbefehls telefoniert. Als Ranieri mehrmals an das Eingangstor der Halle
mit der Faust gepocht und niemand geantwortet hatte, machte sich der Schlosser an
die Arbeit. Binnen kurzer Zeit war das Tor offen. Die Polizisten staunten nicht
schlecht, als sie innen vor einem großen schwarzen Kubus mit einem Nummernschloss
standen. Genau in diesem Moment läutete Ranieris Handy. Verärgert schaltete er es
aus, ohne nachzusehen, wer ihn da anrief. Auch die Tür mit dem Nummernschloss wurde
vom Schlosser geöffnet. Diesmal dauerte es etwas länger, da er das Schloss nicht
aufsperren konnte, sondern aufbrechen musste. Ranieri trat als Erster ein, und der
Bewegungsmelder ließ gedämpftes Licht angehen. Verblüfft sah sich Ranieri um und
stieß einen leisen Pfiff aus, als er vier Teakholzkisten sah. Vorsichtig fuhr er
mit der Hand drüber. Er registrierte, dass auf drei Kisten ein ganz dünner Staubschleier
lag. Ranieri versuchte, die vierte Kiste zu öffnen, doch sie war, so wie die anderen
drei, versperrt. Er rief den Schlosser zu sich, der eine nach der anderen öffnete.
Zu Ranieris großer Enttäuschung waren alle vier leer. Währenddessen streiften seine
Kollegen durch den gesamten Raum. Silvana Viti stand vor einem bodenlangen, schwarzen
Vorhang und versuchte erfolglos, ihn zur Seite zu ziehen. Ein uniformierter Polizist
entdeckte die Fernbedienung und wollte danach greifen, doch Ranieri brüllte:
    »Fermo! [54] «
    Aus der
Außentasche seines Sakkos kramte er zwei Gummihandschuhe, streifte sie über und
griff dann nach der Fernbedienung. Er drückte zuerst die Soundanlage, sodass Stravinskys
›Le sacre du printemps‹ erklang. Dann jedoch hatte er die Taste für den Vorhang
gefunden. Langsam öffnete sich dieser. Als er offen war, flammten Spotlights auf,
die die Bühne beleuchteten. Alle Anwesenden blieben wie angewurzelt stehen. Ein
Raunen war zu hören. Die Polizisten und der Schlosser standen wie vom Donner gerührt
da und starrten auf die ganz mit schwarzem Stoff ausgekleidete Bühne. Auf einem
Podest stand, sodass alle hinauf sehen mussten, eine Figurengruppe:
    Vier vergoldete,
nackte Knaben.
    Majestätisch,
selbstbewusst, wie Lebewesen aus einer anderen Welt. Alle vier Knaben knieten parallel
nebeneinander. Und alle hatten eine ganz eigene Position inne. So wie Pferde. Plötzlich
war Ranieri klar, was das sollte. Denn plötzlich hatte er die Pferde, die auf der
Loggia des Markusdoms

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