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Qual

Qual

Titel: Qual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Schlüsselfigur ist nur ein Mensch. Die Person, die als erste vollständig die UT erfaßt. Aber es gibt keinen Grund, warum anschließend nicht eine Milliarde weiterer Menschen dasselbe tun können. Irgend jemand muß der erste sein – eine ganz einfache Sache. Die Schlüsselfigur ist auch nicht im entferntesten ein ›Gott‹; ihr muß nicht einmal bewußt sein, daß sie das Universum geschaffen hat. Dazu bedarf es nicht mehr, als es zu erklären.«
    »Während Menschen wie Sie in den Hintergrund treten und diesen Schöpfungsakt erklären.«
    Kuwale machte eine wegwerfende Geste, als wollte hie heine Zeit nicht mit metaphysischen Haarspaltereien verschwenden.
    »Warum machen Sie sich dann solche Sorgen um Violet Mosala, wenn sie in kosmischer Hinsicht letztlich doch nicht so bedeutend ist?« fragte ich.
    Hie lachte humorlos. »Muß ein Mensch ein übernatürliches Wesen sein, um ihn nicht töten zu dürfen? Muß ich erst auf die Knie fallen und die Frau als Muttergöttin des Universums verehren, bevor ich mir Sorgen um ihr Leben machen darf?«
    »Sie müßten sie nur einmal in ihrer Anwesenheit als Muttergöttin des Universums bezeichnen, dann würden Sie sich wünschen, tot zu sein!«
    Kuwale grinste. »Und das mit Recht.« Hie fügte stoisch hinzu: »Ich weiß, daß sie von den AKs noch weniger als von den Ignoranzkulten hält. Allein die Tatsache, daß wir nicht in göttlichen Begriffen reden, macht uns in ihren Augen nur um so verlogener. Sie glaubt, wir seien Parasiten, Blutsauger der Wissenschaft, die die Arbeit der UT-Spezialisten verfolgen, um sie zu stehlen und zu mißbrauchen… während wir nicht einmal so aufrichtig sind, die Sprache der Anti-Rationalisten zu sprechen.« Hie hob die Schultern. »Sie verachtet uns. Trotzdem respektiere ich sie. Und ob sie nun die Schlüsselfigur ist oder nicht… sie ist unstreitig eine der größten Physikerinnen ihrer Generation, und sie ist ein starker Antrieb für die technolibération… Warum sollte ich sie vergöttern, wenn ich Ihr Leben hochschätze?«
    »Also gut.« Diese gelassene Haltung kam mir viel zu schön vor, um wahr zu sein – aber das alles widersprach an keiner Stelle dem, was ich von Conroy gehört hatte. »Das ist also die Hauptrichtung der AK. Jetzt erzählen Sie mir von den Häretikern.«
    Kuwale stöhnte. »Die Möglichkeiten sind… einfach unbegrenzt. Stellen Sie sich irgendeine Variante vor, und es gibt mit Sicherheit irgend jemandem auf diesem Planeten, der genau dies als die absolute Wahrheit vertritt. Wir haben kein Patent auf die Anthrokosmologie. Da draußen leben zehn Milliarden Menschen, und alle können glauben, was sie wollen – sie können uns metaphysisch nahe, aber spirituell fern sein.«
    Das waren nicht mehr als Ausflüchte, aber ich erhielt keine Gelegenheit, diesen Punkt weiterzuverfolgen. Kuwale entdeckte eine Straßenbahn, die gerade von einer Haltestelle abfuhr, und wir rannten los, um sie an der nächsten zu erwischen. Ich hatte Mühe, hie auf den Fersen zu bleiben, aber wir schafften es, worauf ich jedoch eine Weile brauchte, um wieder zu Atem zu kommen. Wir fuhren in westlicher Richtung, zur Küste hinaus.
    Die Straßenbahn war nur halbvoll, aber Kuwale bestand darauf, an der Tür stehenzubleiben, während er sich festhielt und sich den Fahrtwind ins Gesicht wehen ließ. »Wenn ich Ihnen die Leute zeige, auf die Sie achten müssen«, sagte hie, »werden Sie es mir dann sagen, wenn Sie sie sehen? Ich gebe Ihnen eine Kontaktnummer und einen Verschlüsselungsalgorithmus, dann müssen Sie nur…«
    »Nicht so schnell, bitte«, sagte ich. »Wer sind diese Leute?«
    »Sie stellen eine Gefahr für Violet Mosala dar.«
    »Sie wollen damit sagen, Sie vermuten, daß sie ihr gefährlich werden könnten.«
    »Nein. Ich weiß es.«
    »Also gut. Wer sind diese Leute?«
    »Würde es etwas an der Sache ändern, wenn ich Ihnen Namen nenne? Sie könnten nichts damit anfangen.«
    »Nein, aber Sie könnten mir verraten, für wen sie arbeiten. Welche Regierung, welche Biotechnik-Firma…?«
    Heine Gesichtszüge verhärteten sich. »Ich habe Sarah Knight schon viel zuviel gesagt. Ich werde diesen Fehler nicht noch einmal begehen.«
    »In welcher Hinsicht zuviel? Wurden Sie von ihr verraten? An… SeeNet?«
    »Nein!« Kuwale blickte mich finster an. Offenbar ging es um etwas ganz anderes. »Sarah hat mir erzählt, was bei SeeNet geschehen ist. Sie haben ein paar Fäden gezogen… und plötzlich war all die Arbeit, die sie geleistet hatte,

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