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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Besuch der Orientierungsstufe des Gymnasiums. Über die Möglichkeiten beim Übergang in eine schulartübergreifende Orientierungsstufe informieren wir Sie gern.
Aus der Empfehlung der Grundschule Hanns-Martin Schleyer für den weiteren Schulbesuch in der Sekundarstufe I
Betr.: Beschädigung einer Außenwand unseres Getränkemarktes/Steinstraße durch Ihren noch minderjährigen Sohn
Sehr geehrter Herr Hrubesch, bezugnehmend auf unser Gespräch vom 16.04.2001 teile ich Ihnen mit, dass sich die Folkner-Dombusch KG nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen hat, von einer strafrechtlichen Verfolgung des genannten Vorfalls abzusehen.
Auszug aus einem Schreiben der Folkner-Dombusch KG
Etwas Derartiges hätte ich ihm niemals zugetraut, obwohl er echt clever gewesen ist. Aber er war … Wie soll ich das ausdrücken? … Er war immer so passiv, verstehen Sie? Er besaß wenig Eigeninitiative. Ich kann natürlich nur vom Fußball sprechen. Gut möglich, dass er außerhalb des Platzes anders war.
    Dietmar Ecker, Fußballtrainer
Ich habe ihn nie als gefährlich empfunden. Eher als unsicher, ich möchte fast sagen: verklemmt.
    Karen Ringstorff, Deutschlehrerin
Er schien gewisse Blockaden zu haben, aber ich hatte den Eindruck, dass es ihm in seinen Bildern weitgehend gelang, diese Blockaden zu lösen. Ich habe ihn bei verschiedenen Gelegenheiten ermutigt, ein bisschen was auszuprobieren. Was dabei herauskam, war bemerkenswert. Er war definitiv begabt.
    Sander Laurin, Kunstlehrer
Entsetzlich. Und – so schrecklich das jetzt klingen mag – auch irgendwie vorhersehbar.
    Ludger Dammrich, Biologielehrer
Ich habe diesen Burschen noch nie ausstehen können.
    Elfriede Wünsche, Nachbarin
Der Nikolas wollte immer überall dazugehören. Ein Außenseiter wurde der erst, als er mitkriegte, dass das irgendwie unmöglich ist.
    Marco Götze, Fußballkamerad
     
Zu mir war er eigentlich immer sehr nett.
    Miranda Kerr, Mitschülerin
Er war ein paarmal bei mir, das stimmt. Er fühlte sich von einer Kollegin ungerecht beurteilt, aber so etwas erlebe ich beinahe täglich, ohne dass jemand loszieht und etwas derart Ungeheuerliches anrichtet. … Er wollte, dass ich dafür sorge, dass er in einen anderen Deutschkurs kommt, aber so einfach, wie er sich das vorgestellt hat, ist das nun mal nicht. Aber natürlich habe ich versucht, ihn zu trösten, und gesagt, dass alles irgendwann vorbeigeht.
    Björn Janus, Vertrauenslehrer
Einmal wollte er mich überreden, einen Aufsatz, den er geschrieben hatte, als meinen auszugeben, weil er sehen wollte, wie Frau Ringstorff die Arbeit beurteilt, wenn sie denkt, dass sie von jemand anderem ist. Ich habe aber abgelehnt.
    Nina Burck, Mitschülerin
Das musste eines Tages passieren. Mit diesem Kind war von Beginn an etwas nicht in Ordnung. Dabei haben sich die Eltern wirklich Mühe gegeben.
    Hans-Dieter K., Nachbar
Der Nikolas hatte immer nur Flausen im Kopf. Zuerst wollte er Schriftsteller werden. Dann irgendwas mit Kunst oder so … Ich glaube, er hielt sich selbst für ungeheuer kreativ, obwohl das im Grunde alles ziemlich konventionell war, was er machte. Aber das machen Sie einem solchen Jungen mal klar!
    Gina Op den Kamp, Tante
Bei seiner Geburt sah er so hilflos aus. So unendlich hilflos.
    Magdalena Hrubesch, geb. Preuß, Mutter
Irgendwann muss man aufhören zu denken und handeln.
    Nikolas Hrubesch, Attentäter
     
    Mittwoch, 18. September 2007
    1
    »Drei Ihrer elf Opfer starben zweifelsfrei durch die bislang nicht aufgefundene Glock«, verkündete Dr. Gutzkow am nächsten Morgen mit einer Frische, die nicht einmal vage erahnen ließ, dass sie die ganze Nacht durchgearbeitet hatte. »Möglicherweise auch vier.«
    Verhoeven horchte auf. »Was heißt das, möglicherweise vier?«
    »Das Projektil, das einen der Schüler in Raum 304 getötet hat, war leider zu stark deformiert, als dass die Kollegen es eindeutig einer der beiden Waffen zuordnen konnten«, entgegnete die Gerichtsmedizinerin. »Der Name des betreffenden Jungen ist …«., Verhoeven hörte das Rascheln von Papier, während sie suchte, »… der Name ist Lukas Wertheim. In den anderen drei Fällen war die Sache hingegen eindeutig.«
    »Gut«, sagte Verhoeven und tastete mit der freien Hand nach einem Kugelschreiber, während Dr. Gutzkow am anderen Ende der Leitung noch immer mit ihren Aufzeichnungen zu kämpfen schien. Verhoeven hörte ihre unterdrückten Flüche und ein neuerliches Rascheln, während er den Tisch vor sich nach einem Notizzettel

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