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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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beobachtete die drei Männer verstohlen, während er sich ans Werk machte.
    Die Archivplatten wurden nicht ganz so inbrünstig gereinigt, nicht ganz so behutsam geölt und nicht ganz so akribisch einsortiert - dafür bekam er rasch mit, worum es ging.
    »Ich habe Berichte gelesen über alte Langstreckenflüge mit hibernierten Mannschaften«, erzählte Dawill. »Es war gang und gäbe, da ss ein Teil der Leute nicht wiederbelebt werden konnte.
    Schlechte Isolation, Wärmebrücken, Kriech wärme, die Körper tauten langsam auf und waren nur noch matschiger Brei.«
    »Brei, ja keine vertrockneten Mumien. Das in der Rrigg sind nämlich keine Hibernatoren«, sagte Muntak. »Wir sollten das nur glauben. Wir haben feststellen müssen, da ss selbst erfahrene Raumfahrer wie wir den Unterschied zwischen Hibernatoren und Kälteschlafkammern nicht kennen. Woher auch?
    Hibernation spielt in der Raumfahrt keine Rolle mehr.«
    »Die Frage bleibt, wieso diese Leute dann versucht haben, sich zu hibernieren.«
    »Falls sie gewu ss t haben, was mit ihnen geschieht«, meinte Muntak. »Vielleicht wollten sie einfach nur einen Kälteschlaf machen.«
    Dawill zog skeptisch das Kinn ein. »Und wozu?«
    »Die Hauptfrage ist doch wohl, wie Smeeth die Zeit überlebt hat«, warf Kuton ein. »Fast vierhundert Jahre.«
    »Könnte er einfach einen Kälteschlaf nach dem anderen gemacht haben?« wollte Dawi ll wissen. »Ich habe allerdings keine Ahnung, wie ein Kälteschlaf auf die Alterung wirkt.«
    »Ich habe mich kundig gemacht«, erklärte Muntak und zog einen Zettel hervor. »Im Kälteschlaf wachsen Haare und Nägel nicht, aber das hei ss t nicht, da ss deswegen der Alterungsproze ss gestoppt wird. Kälteschlaf ist gut gegen unreine Haut, Allergien und Gelenkerkrankungen, er ist manchmal schlecht für das Gehirn und meistens schlecht für die Lunge…«
    »Das ist ja sprichwörtlich«, nickte Dawill. »Wie war das? Die Hälfte aller Leute, die eine Hibernation überstanden haben, sind nachher lungenkrank?«
    »So ungefähr. Beim Kälteschlaf ist es nicht ganz so schlimm.
    Das ist eben, was allgemein bekannt ist. Aber selbst Leute, deren Kälteschlafzeit sich auf mehrere Jahre addiert, sterben nicht merklich später deswegen.«
    »Kälteschlaf ist also verlorene Zeit.«
    »Ja. Selbst wenn es nicht so wäre, allein in den empfohlenen Wartezeiten zwischen zwei Kälteschlafphasen wäre Smeeth zum alten Mann geworden. Abgesehen davon, da ss er dann weit über tausend Kälteschlafperioden hätte machen müssen. Kein Mensch würde das überleben.«
    Nachdenkliches Schweigen kehrte ein. Bailan beugte sich tiefer über seine Platten, wischte und ölte und bemühte sich, kein Geräusch zu machen. Sie schienen seine Anwesenheit vergessen zu haben, gut so. Er wollte unbedingt mehr über diese geheimnisvolle Geschichte erfahren.
    »Also ist Betrug im Spiel«, sagte der Erste Verweser endlich mit dumpfer Stimme. »Die Frage ist, welcher Art und zu welchem Zweck. Wie könnte die Erklärung lauten? Smeeth könnte zu einem späteren Zeitpunkt an Bord gekommen sein.
    Ein Raumschiff könnte ihn hingebracht haben. Aber wozu? Es will mir nicht in den Kopf, da ss es eine abgekartete Sache war, uns das Wrack finden zu lassen. Derjenige, der das inszeniert hat, hätte ja wissen müssen, wo wir uns befinden und da ss wir nach Yorsa fliegen, und das wu ss ten wir selber erst in dem Moment, in dem wir gestartet sind.«
    »Und das Wrack selber, der Unbekannte hätte wissen müssen, da ss es da ist, oder es hinbringen müssen«, sagte Muntak. »Oder er hätte es irgendwie herstellen müssen.«
    »Der Einzige, der im Augenblick ein Interesse haben könnte, uns einen Spion an Bord zu setzen, dürfte der Sternenkaiser sein«, überlegte Dawill. »So es ihn tatsächlich geben sollte.
    Aber man mu ss sich fragen, wozu jemand, der das alles wei ss und das alles kann, noch einen Spion braucht.«
    Eine verrückte Idee scho ss Bailan durch den Kopf. »Vielleicht ist Smeeth einer der Zwölf«, sagte er laut.
    Im nächsten Augenblick schlug er sich erschrocken die Hände vor den Mund, stocksteif auf dem Bett sitzend, mit schreckgeweiteten Augen verfolgend, wie die drei Männer sich unwillig zu ihm umdrehten.
    »Wie bitte?« fragte Dawill frostig.
    »Entschuldigt«, flüsterte Bailan entsetzt. »Bitte entschuldigt vielmals. Das ist mir nur so… herausgerutscht…« In Dawills Augen war wieder dieser unerbittliche Glanz. »Bitte wiederhole, was du eben gesagt hast.«
    »Verweser, bitte,

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