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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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Smeeth das Gesicht verzog. Das würde bedeuten, die Hülle zu öffnen und eine Menge Aggregate zu demontieren. Die Kammern waren zu gro ss , als da ss man sie unzerlegt durch die Gänge und Schleusen herausbekommen hätte.
    »Es gefällt mir nicht«, knurrte Quest. »Eine innere Stimme sagt mir, da ss er uns hereinlegt. Ich wei ss blo ss nicht, wie.« Er betrachtete Smeeth eine Weile und meinte schlie ss lich mit einer wegwerfenden Handbewegung: »Ach, zum Sternteufel, es mu ss mir ja auch nicht gefallen. Von mir aus. Instruieren Sie den Hangarverweser, Dawill. Die Rrigg wird instandgesetzt. Und jemand soll ihm auf die Finger schauen, wenn er daran mitarbeitet.«
    Keine Nachricht von Eintausendvier. Und Bailan wollte nicht aufdringlich sein. Schlie ss lich setzte ihm das Warten und Hoffen und Grübeln so zu, da ss er zu Tennant Kuton ging und um Arbeit bat. Einen Text übersetzen, irgendeinen, das würde seine Gedanken zähmen und in andere, ruhigere Bahnen lenken.
    »Es gibt nichts mehr zu übersetzen«, sagte der Tennant, der auffallend still und nachdenklich war. » Aber du kannst mir bei etwas anderem helfen.«
    Und so sa ss en sie gemeinsam in dem gesicherten Lagerraum, in dem die Beute von Pashkan untergebracht war, und gingen alle Listen und Verzeichnisse durch, die man von den Archiven, Datenspeichern und anderen Gegenständen angelegt hatte, um sicherzugehen, da ss alles vollständig war. Sie kontrollierten die Reihenfolge der Platten in den javuusischen Speichern, prüften die Kristallabtaster, zählten die daumendicken roten Speicherkristalle in den gepolsterten Etuis, spulten Bänder aus einem halbdurchsichtigen, nahezu unzerstörbaren Material in ihre ursprüngliche Position zurück.
    »Vollständig«, stellten sie, verschwitzt und eingestaubt, am späten Nachmittag eines arbeitsreichen Tages fest. »Meinst du, dein Orden wird dich wieder aufnehmen, wenn du mit den Heiligtümern zurückkommst?« wollte Kuton wissen.
    Bailan zuckte die Schultern. »Ich wei ss es nicht.« Er seufzte.
    »Ich wei ss nicht mal, ob ich es überhaupt noch will.«
    »War das nicht deine grö ss te Sorge? Da ss dein Name zum Fluch werden könnte in der Bruderschaft?«
    »Ja. War es.«
    »War?«
    Bailans Blick schweifte in weite Ferne, aber alles, was er sah, war Eintausendviers Gesicht. »Es ist so viel passiert… Ich habe so viel gesehen, von dem ich nichts gewu ss t hatte. Ist es sinnvoll, sich mit der Vergangenheit zu beschäftigen, ehe man die Gegenwart kennengelernt hat? Und was ich erlebt habe, zeigt mir blo ss , wie wenig ich noch kenne. Ich kann unmöglich zurück in den Tempel. Ich würde die glatten Wände hochgehen.«
    Kuton, der auf einer Kiste mit Folienbänden hockte, klopfte sich den Staub von den Kleidern. »Du bist sehr jung in die Bruderschaft eingetreten?«
    »Mit vierzehn. Pashkanjahre. Ich wei ss nicht mal genau, wieviel Gheerhjahre das sind. Dreizehneinhalb oder sowas.«
    »Mu ss test du oder wolltest du?«
    »Ich dachte, ich wollte. Aber eigentlich ist es so Brauch, da ss einer aus der Sippe der Bruderschaft beitritt. Bei uns in der Gegend jedenfalls, unten in der Poschemmen-Ebene. Meine Eltern sind einfache Gariquibauern, und ich habe blo ss noch Schwestern, zwei, und jede Menge Cousinen, also… Und Gariquis haben verdammt stachlige Blätter zur Erntezeit, ehrlich, ich war froh, da wegzukommen.« Er mu ss te an seine Mutter denken, an die er schon lange nicht mehr gedacht hatte, und an das rauhe, bärtige Gesicht seines Vaters, an die ruhige Quiwona und an Jesme mit dem strubbeligen Haar. Er hatte ewig nichts von ihnen gehört. Wahrscheinlich wu ss ten sie noch nicht mal, da ss er weg war von Pashkan.
    »Wie mu ss ich mir das vorstellen? Wie macht man das? Geht man hin und sagt, ich will der Bruderschaft der Bewahrer beitreten?« fragte Kuton.
    »Ja, so ungefähr. Man wandert zum Tempel und bittet darum, als Novize aufgenommen zu werden. Wenn man angenommen wird, was fast immer der Fall ist, dauert das Noviziat acht Jahre, und nach der Bruderfeier dient man weitere acht Jahre als… na ja, ist ja egal. Die nehmen mich sowieso nicht mehr.«
    »Weil du nicht verhindert hast, da ss das Allerheiligste ausgeraubt wurde?«
    »Weil ich dabei war. Weil ich mich nicht geopfert habe. Das ist ein Teil des Bruderschwurs: den Tempel und seine Schätze mit dem eigenen Leben zu verteidigen.«
    »Aber als Novize hast du den Bruderschwur doch noch gar nicht geleistet?«
    Bailan blinzelte verblüfft. »Ähm… ja.

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