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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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geht, des Lebens satt, sagt mir das? Die wenigsten. Ich habe auch solche Menschen gekannt, aber ich frage mich, ob es wirklich besser ist, auf den Tod warten zu müssen, als sich das Leben entrei ss en zu lassen. Und ich habe immerhin ein Alter erreicht, das nicht jedem vergönnt ist, und kann auf allerhand mit Stolz zurückblicken. Also, warum sich gegen das Unausweichliche stemmen? Ich könnte jetzt auf Gheerh sitzen, im Heilhaus der Patriarchen, und meine letzten Tage in aller Ruhe verbringen, könnte Blumen und Wasserspiele bewundern und Rückschau halten auf mein Leben…« Er hielt inne, blickte nachdenklich vor sich hin. »Aber was sehe ich denn, wenn ich Rückschau halte auf mein Leben? Nur immer ein und dasselbe Bild - den Feuersturm, der über Toyokan hinwegfegt. Den atomaren Brand, der zwei Milliarden Kinder, Frauen und Männer verschlungen hat, die an nichts schuld waren. Die meiner Obhut anvertraut waren. Zwei Milliarden. Alle sind sie tot, nur ich lebe. Warum?«
    Sein Blick war starr geworden, ging in eine unbegreifliche Ferne, mit weiten, seltsam leeren Augen. »Wegen der Werften«, sagte er dann. »Weil ich zugelassen hatte, da ss die Schiffswerften auf Toyokan errichtet wurden, mu ss ten sie alle sterben. Oh, ich wei ss , irgendwo hat man die Werften schlie ss lich bauen müssen, und niemand konnte mit so etwas wie einer Invasion rechnen. Ja, ich wei ss . Ich habe es mir tausendmal gesagt, um die Heldenfeiern durchzustehen. Aber es hat nichts genützt. Es hat nicht die eine Frage beantwortet, auf die es dabei ankommt und die lautet: Warum ich? Warum habe ich überlebt?
    Wenigstens das hätte nicht sein sollen. Als es zu Ende ging, bin ich an Bord geblieben, auf meinem Kommandantensessel, wie es sich gehört. Der Bildschirm funktionierte noch. Ich habe gesehen, wie sie alle Rettungskapseln abgeschossen haben, jede einzelne, jede. Keiner ist entkommen. Nur ich, in meinem auseinanderbrechenden Raumschiff. Ausgerechnet ich habe überlebt. Der Planet brannte, unsere Schiffe waren nur noch Schrott, und ich habe darauf gewartet, endlich abzustürzen und zu verglühen. Aber es ist nicht geschehen. Ich bin um Toyokan gekreist, endlos, und habe gehofft, wenigstens zu ersticken. Statt dessen kamen die Rettungsschiffe. Ich habe keine Notsignale gefunkt, aber sie haben mich trotzdem gefunden.« Er löste sich aus seiner Erstarrung, sah sie an, und jetzt lasen sie etwas in seinen Augen: Schmerz. »Es ist keine Heldentat, wie immer gesagt wird, es ist eine Schmach. Wenn ein ganzer Planet untergeht, ist es eine Schande, wenn ausgerechnet der Patriarch überlebt.«
    Er hielt Uboron seine Hand mit der Kanüle hin. »Machen Sie das ab, bitte.«
    »Aber…«
    »Machen Sie das ab«, wiederholte Quest mit fester Stimme, und der Heiler löste gehorsam die Nadel und versorgte die Einstichstelle. Er wagte es auch nicht, Einwände zu erheben, als Quest sich weiter aufsetzte, die Decke beiseitelegte und begann, sich die Hemden wieder zuzuknöpfen.
    »Warum also? Warum die Suche nach dem Planeten des Ursprungs? Jeder kennt die Legenden, und weil man seit langem wei ss , da ss es den Planeten des Ursprungs tatsächlich gegeben haben mu ss , geht ein eigenartiger Reiz von ihnen aus. Ist es nicht so? Und was man dort nicht alles vermutet! Die grö ss ten Schätze des Universums etwa, weil dort die erste vernunftbegabte Spezies lebte, die alle Galaxien ungestört ausplündern konnte.
    Nun, das habe ich immer für Blödsinn gehalten. Unsterblichkeit also… Ehrlich gesagt frage ich mich, warum ausgerechnet auf Amdyra Unsterblichkeit zu finden sein sollte. Nein, die Geschichte, die mich in Wahrheit gefesselt hat und an die ich mit jeder Faser meines Wesens glaube, ist die Sage der Urväter von Lantis, die älteste Überlieferung, die wir kennen, in der vom Planeten des Ursprungs die Rede ist. Diese Sage nennt ihn Hiden , den Wohnsitz Gottes.« Quest sah sich um, mit einem Blick wie loderndes Feuer. »Gott, versteht Ihr? Der Schöpfer des Universums, aller Universen, der Schöpfer von allem, was existiert. Gott, den die alten Religionen in vielerlei Form und unter vielerlei Namen verehrten. Auf Hiden , sagen die Urväter von Lantis, ist es möglich, ihm zu begegnen, ihm von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen. Seit ich davon gehört habe, hat mich der Gedanke nicht mehr losgelassen, genau das zu tun.«
    Er holte tief Luft. Sein Atem ging pfeifend. »Zuerst wollte ich ihn fragen, warum die zwei Milliarden von Toyokan sterben mu

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