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Quest

Quest

Titel: Quest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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ss ten und ausgerechnet ich vor dem Tod bewahrt wurde. Ich wollte, da ss Gott mich den Sinn dahinter verstehen lä ss t. Ich war bereit zu einer demütigen, entbehrungsreichen Pilgerfahrt, bereit, mich ihm zu Fü ss en zu werfen und um eine Antwort zu bitten, in der Hoffnung, da ss dadurch der Schmerz in meiner Seele und in meiner Erinnerung geheilt würde. Dann«, sagte er und hob den Blick, »wurde ich krank.«
    Er hob seine Hände und betrachtete sie voll Düsterkeit. »Es ist eine geheimnisvolle, unbekannte Krankheit, ein Erreger aus einer anderen Galaxis womöglich, den ich vielleicht einem Angriff mit Biowaffen verdanke. Eine Krankheit des Zerfalls, die mir Jahre voller Schmerzen und Einschränkungen verhie ss und mich als sabberndes Bündel ohne Kontrolle über meinen Schlie ss muskel enden lassen würde. Das veränderte meine Haltung. Ich bin nur ein Geschöpf, aber ich bin eine Identität, ich empfinde und denke, ich kann mich freuen und ich kann leiden. Wenn Gott allmächtig ist, bin ich ihm natürlich ausgeliefert, aber es mu ss mir nicht gefallen , was er mit mir macht. Und was er da mit mir gemacht hat, gefällt mir ganz entschieden nicht. Ich wollte, da ss er das erfährt. Da er allwissend sein soll, wei ss er es wohl, aber ich wollte es ihm sagen .«
    Quest schwang behutsam die Beine über den Rand der Liege, die beinahe panischen Blicke Uborons ignorierend, bis er, schwer atmend, aufrecht sa ss . »Ihr habt recht, da ss ich das Statut nicht mehr erfülle, längst nicht mehr. Ohne Sie, Dawill, wäre es nicht möglich gewesen, überhaupt so weit zu kommen. Das war ein anderer Effekt, den die Krankheit hatte, ich mu ss te mich beeilen. Ich mu ss te es entweder sofort tun oder ich mu ss te mich von der Idee verabschieden. Und da es die Wirren des Krieges möglich machten und ich die Idee hatte, in den Archiven der Bruderschaft der Bewahrer nach einem Anhaltspunkt zu suchen… tat ich es. Und im Laufe der Reise sind zu meiner Liste weitere Fragen hinzugekommen. Warum lä ss t Gott es zu, da ss jemand wie der Sternenkaiser derartige Macht erringt? Warum gibt es Menschen, die unsterblich sind, ohne da ss man sich vorstellen kann, wie sie das verdienen, während andere, die man liebt, die einen lieben, die so viel Gutes tun, ohne jede Vorwarnung sterben müssen? Und so weiter und so weiter. Es ist der Fragen kein Ende, und eine ist furchtbarer als die andere.«
    Er mu ss te wieder husten. Sie sahen reglos zu, wie der Husten seinen Leib erschütterte. Er langte nach einem Tuch, um sich den Mund abzuwischen, und als er es wieder beiseite legte, war roter Schleim darauf zu erkennen.
    »Es ist nicht mehr derselbe Grund, aus dem ic h den Planeten des Ursprung suche. In mir ist keine Demut mehr. Ich bin nicht mehr bereit zu einer ehrfürchtigen Pilgerfahrt. Ich will nicht einmal mehr Antworten und ich habe keine Hoffnung mehr, da ss mein Schmerz je geheilt werden könnte. Was ich jetzt will, ist nur noch, vor Gott hinzutreten und ihm zu sagen, da ss er eine verdammt ungerechte Welt geschaffen hat.« Quests Hand verkrampfte sich zur Faust. »Und ich werde Rechtfertigung von ihm verlangen.«

 
     
    NEUNTES BILD

    DER MITTELPUNKT DES MITTELPUNKTS
     
    1
     
    SMEETH BLICKTE DEN PATRIARCHEN ausdruckslos an.
    »Was erwarten Sie, da ss ich jetzt tue?«, fragte er.
    Die Edlen sahen ihn an, sahen dann zu Quest hinüber, der erschöpft auf seiner Liege hockte, und blinzelten, als erwachten sie aus einem schlechten Traum.
    Quest sah mit gequältem Blick hoch. »Ihr werdet jetzt nicht umkehren. Nicht so dicht vor dem Ziel. Nicht so dicht vor dem Augenblick, in dem ein uralter Traum wahr wird. Das werdet Ihr nicht tun, Smeeth, oder? Ihr seid jetzt der Kommandant, und Ihr habt die Chance, eine Legende…« Er hielt inne und legte sich die Hand auf die Brust. »Ach ja. Ich verga ss . Ihr seid ja selber eine Legende.«
    »Würdet Ihr das an meiner Stelle tun?« fragte Smeeth. Es klang nicht so, als wäre er auf Ratschläge angewiesen. »Die Veruntreuung fortsetzen?«
    »Es wäre Wahnsinn, jetzt aufzugeben, so kurz vor dem Ziel!
    Smeeth, ich beschwöre Euch…«
    »Sind wir das? Kurz vor dem Ziel?« Smeeth beugte sich leicht vor. »Ich habe mir, um bei dieser Gelegenheit auch meine Verfehlungen zu gestehen, heimlich die Aufzeichnung des Gesprächs mit dem Yorsen angeschaut. Ich habe das doch richtig verstanden, ein Vertreter einer mächtigen, aber uns Menschen nicht sonderlich gewogenen Spezies schickt uns zum Heimatplaneten

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