Quest
waren die des Kommandanten und der Heilerin.
Niemand sagte ein Wort. Die Stille wurde immer drückender, es war, als hätten alle aufgehört zu atmen. Die zweite Tür, die, durch die der Kommandant kommen würde, blieb verschlossen.
Es konnte einem vorkommen, als beginne das blasse Wei ss ihres Anstrichs allmählich zu glimmen und zu leuchten.
Die Wissenschaftler waren die ersten, die die Nerven verloren. Kuton begann, sinnlos in seinen Unterlagen zu rascheln. Zwei andere Tennants, die Leiter der astronomischen und der biologischen Abteilung, schienen Atemnot zu bekommen. Der Junge von Pashkan, der mager und verloren zwischen all den Raumfahrern sa ss , sah sich mit unentwegt blinzelnden Augen um und schien nicht so recht zu wissen, wie ihm geschah.
»Möchte jemand etwas zu trinken?« brach Ogur schlie ss lich das Schweigen. Natürlich Ogur.
Der Zweite Raumüberwacher, der Edle Iostera, hob wortlos die Karaffe aus der Mitte der bereitstehenden Gläser hoch. Es war unverkennbar Frayjl darin, der tiefviolett leuchtenden Farbe nach von der edelsten Sorte. Es wäre unschicklich gewesen, davon vor dem Kommandanten zu trinken.
Muntak, der Erste Pilot, ein Hüne von einem Mann, in dessen Gesicht zahlreiche Narben von seiner Leidenschaft für die Kampfspiele der Edlen zeugten, sah angelegentlich auf die Uhr.
»Es ist bald eher sechsunddrei ss ig als fünfunddrei ss ig Gyr«, stellte er lautstark fest. »Verweser Dawill, wollen Sie nicht einmal gehen und f eststellen, wo unser Kommandant abgeblieben ist?« Er lächelte herablassend. »Ich lade Sie ein.«
Dawill behielt die Arme verschränkt. »Wenn der Kommandant vorhätte, nicht zu erscheinen, würde er uns das wissen lassen«, gab er zurück. Dem grimmigen Blick Muntaks hielt er stand. Er wu ss te, da ss der Erste Pilot ihn nicht leiden konnte. Jemanden, der seinen gesellschaftlichen Rang so penetrant demonstrierte wie Muntak, mu ss te ein
Emporkömmling wie Dawill zutiefst verunsichern.
Nach diesem Wortwechsel herrschte wieder Schweigen, doch die Stimmung hatte sich verändert, war schärfer, spannungsgeladener. Wenn jetzt jemand Gas hereinleiten würde, dachte Dawill, es würde sich von selbst entzünden.
Vielleicht mu ss te er tatsächlich etwas tun. Muntak hatte ihn eingeladen und die Einladung nicht zurückgezogen, also konnte er den Bereich der Edlen betreten. Nachsehen, weshalb Quest nicht erschien. Irgend etwas ging doch vor, das konnte man mit Händen greifen.
Er sah auf die Uhr. Mitte zwischen den Gyrs. Würde man das als Zeichen der Schwäche auslegen? Vielleicht nicht, wenn er etwas dazu sagte. Etwa, da ss sie schlie ss lich nicht ewig warten konnten.
Gerade in dem Augenblick, als Dawill sich vorbeugte, um aufzustehen, fuhr die Tür mit einem Schlag auf. Alle Köpfe drehten sich ruckartig, alle Augen starrten in das dunkle Geviert, aus dem zuerst Vileena, die Erste Heilerin, trat, und dann Eftalan Quest, der Kommandant.
2
FÜR BAILAN W AR ES DAS ERSTE MAL, dass er den Kommandanten sah, und er konnte es kaum glauben. Eftalan Quest war ein Kolo ss , ein müder, wuchtiger Fleischberg, der sich unter den atemlosen Blicken des Führungsstabes langsam in seinen Sessel sinken lie ss und fast keinen Platz darin hatte. Er sah alt aus, älter als er angeblich war, und verbraucht. Sein Gesicht war aufgedunsen, verwüstet von verbotenen Drogen, wie Gerüchte in der Mannschaft wissen wollten. Diese Gerüchte beharrten allerdings auch darauf, da ss dieser riesige, hä ss liche, furchteinflössende Mann eine Liebschaft mit der Ersten Heilerin habe, was dem jungen Novizen schlechterdings unvorstellbar war. Nicht diese Frau, Vileena, eine Edle des Salzner-Clans, die da: ruhig neben ihm sa ss , anmutig und schlank, von prachtvollem Haar eingehüllt wie von einer Lichtflut. Sie war nicht mehr ganz jung, in der schimmernden Haut ihres Gesichts kündeten erste Fältchen um Mund und Augen davon, da ss sie viel erlebt und erlitten haben mochte, dennoch war sie eine betörend schöne Frau. Warum um alles im Universum hätte sie sich zu jemandem wie Quest hingezogen fühlen sollen?
Er zuckte zusammen, als ihn der Blick des Kommandanten traf, stahlgrau, durchdringend und erschreckend. Man hätte ohne weiteres geglaubt, da ss diese schlauen Augen, die unter schweren, knittrigen Lidern hervorsahen, imstande waren, Gedanken zu lesen. Bailan schrumpfte unwillkürlich in sich zusammen, sah zur Seite, die Gesichter der anderen, die Unterlagen und Geräte auf dem
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