Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)
lauschte aufmerksam nach dem Rascheln ihres Kleides, um ihre Richtung auszumachen. Es war schwierig, und er rannte mit vor sich ausgestreckten Armen umher, stets befürchtend, dass er in einen Baum krachen könnte, obwohl er wusste, dass es eine offene Lichtung war. In wenigen Augenblicken hatte er die Orientierung verloren und kam sich vor, als würde er im Kreis laufen.
Doch er horchte weiter und hörte den Klang ihres Kicherns in weiter Ferne, stellte sich darauf ein, und lief los. Manchmal hörte es sich näher an, dann weiter weg. Er fühlte sich langsam schwindelig.
Er hörte Krohn neben sich laufen, japsen, und er horchte stattdessen auf Krohn und folgte seinen Schritten. Als er das tat, wurde Gwens Kichern lauter und Thor erkannte, dass Krohn ihn zu ihr führte. Er war erstaunt, wie schlau Krohn war, und wie er mitspielte.
Bald konnte er sie nur wenige Fuß von ihm entfernt hören; er jagte sie, lief ihr im Zickzack durch das Feld hinterher. Er streckte die Hand aus und sie schrie entzückt auf, als er einen Zipfel ihres Kleides erwischte. Als er sie packte, stolperte er, und sie beide plumpsten zu Boden, in die weiche Wiese hinein. In letzter Sekunde drehte er sich herum, sodass er zuerst aufschlug und sie auf ihn fiel, und er ihren Sturz abfangen konnte.
Thor landete am Boden, und sie mit einem überraschten Aufschrei auf ihm. Sie kicherte immer noch, als sie ihm das Tuch von den Augen zog.
Thors Herz klopfte stärker, als er ihr Gesicht so nahe an seinem sah. Er fühlte ihr Gewicht auf seinem, in ihrem dünnen Sommerkleid, fühlte jeden Umriss ihres Körpers. Sie kam mit ihrem ganzen Gewicht auf ihm zu liegen, und sie machte keine Anstalten, das zu ändern. Sie blickte ihm tief in die Augen, ihr Atem war flach, und sie wandte ihren Blick nicht ab. Er auch nicht. Thors Herz pochte so schnell, dass er Schwierigkeiten hatte, scharf zu sehen.
Plötzlich beugte sie sich vor und drückte ihre Lippen auf seine. Sie waren weicher, als er sich je vorstellen konnte, und als sie aufeinander trafen, fühlte er sich zum ersten Mal in seinem Leben richtig lebendig.
Er schloss seine Augen, und sie schloss ihre, und sie hielten still; ihre Lippen berührten einander—er wusste nicht, wie lange. Er wollte diesen Augenblick für immer festhalten.
Schließlich zog sie sich langsam zurück. Sie lächelte immer noch, als sie langsam ihre Augen öffnete, und sie lag immer noch da, ihr Körper auf seinem.
Eine lange Weile lagen sie so da, einander tief in die Augen blickend.
„Woher kommst du denn?“, fragte sie sanft, und lächelte.
Er lächelte zurück. Er wusste nicht, wie er antworten sollte.
„Ich bin nur ein einfacher Junge“, sagte er.
Sie schüttelte ihren Kopf und lächelte.
„Nein, das bist du nicht. Ich kann es spüren. Ich habe den Verdacht, dass du weitaus mehr als das bist.“
Sie beugte sich vor und küsste ihn noch einmal, und diesmal berührten ihre Lippen seine für eine viel längere Zeit. Er langte hoch und fuhr mit seinen Fingern durch ihr Haar, und sie durch seines. Er konnte nicht verhindern, dass seine Gedanken rasten.
Er fragte sich jetzt schon, wie das alles enden würde. War es überhaupt möglich, dass sie zusammen waren, bei all den Mächten zwischen ihnen? War es ihnen möglich, wirklich ein Paar zu sein?
Thor hoffte, mehr als alles andere in seinem Leben, dass es möglich war. Er wollte jetzt mit ihr zusammen sein, sogar noch mehr, als er in der Legion sein wollte.
Während er diesen Gedanken nachhing, hörte er ein plötzliches Rascheln im Gras, und die beiden fuhren erschrocken herum. Krohn sprang durch das Gras, nur wenige Fuß entfernt, und ein weiteres Rascheln ertönte. Krohn wimmerte, dann knurrte er—dann ertönte ein Hissen. Darauf folgte Stille.
Gwen rollte sich von Thor hinunter und sie setzten sich beide auf und blickten sich um. Thor sprang auf die Füße, Gwen beschützen wollend, und sich fragend, was es sein konnte. Er konnte meilenweit niemanden sehen. Aber irgendjemand—oder irgendetwas—musste da sein, nur wenige Fuß entfernt, im hohen Gras.
Krohn tauchte vor ihnen auf; in seinem Maul, zwischen seinen kleinen rasiermesserscharfen Zähnen, baumelte eine riesige, erschlaffte weiße Schlange. Sie war bestimmt zehn Fuß lang, ihre Haut von leuchtendem, schimmerndem Weiß, so dick wie ein großer Ast.
Thor erkannte sofort, was passiert war: Krohn hatte die beiden vor einem Angriff dieses tödlichen Reptils bewahrt. Sein Herz raste in Dankbarkeit für den
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