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Quipu

Quipu

Titel: Quipu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Vidal
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ihm die Gefahr, in der er geschwebt hatte, nicht immer noch so deutlich bewusst gewesen. Und das ließ ihn das Schlimmste befürchten.
     
    Nun, da Uminas Anwesenheit an Bord offiziell bekannt war, lud Valdés sie ein, an diesem Abend mit ihm zu speisen. Er bat auch den Ingenieur dazu. Die Kabine war strahlend hell erleuchtet und an der Decke spiegelten sich bläulich friedlich gekräuselte Wellen.
    Die Mestizin verlieh dieser festlichen Atmosphäre einen zusätzlichen Glanz: Sie war strahlend schön und trug ein Abendkleid nach europäischer Art. Selbst der stets so zurückhaltende Kapitän zwinkerte dem Ingenieur zu, als Umina den Raum betrat, ehe er einen letzten Blick auf den Längengradmesser warf, der in einem Nussbaumkästchen hing.
    »In wenigen Tagen erreichen wir Panama«, verkündete er.
    »Dann ist dies heute Begrüßung und Abschied zugleich«, sagte Umina. »Was passiert, wenn wir im Hafen ankommen?«
    »Wir werden an der Küste gegen die Schmuggler vorgehen. |217| Montillas wissenschaftliche Expedition wird auf einem leichten Schiff umgehend vom Atlantik zum Pazifik aufbrechen. Die Truppen werden auf verschiedene Fronten verteilt werden. Und Sie, was gedenken Sie zu tun?«
    »Das Handelsunternehmen meines verstorbenen Vaters hat eine Niederlassung in Panama. Sobald man uns dort eine Schiffspassage beschafft hat, werden wir uns ebenfalls auf den Weg machen durch die Landenge zum Hafen Callao, um so schnell wie möglich nach Lima zu gelangen.«
    Während der Kapitän eine Flasche seines besten Weins entkorkte, klopfte der Küchenmeister an die Tür und bat darum, anrichten zu dürfen. Er brachte Räucherschinken, Eier, Toast, Gemüse, gebratene Ente und Schwertfischfilets.
    »Wie schmeckt Ihnen der Fisch?«, wollte Valdés wissen.
    »Ich finde ihn fast besser als Thunfisch«, antwortete Umina.
    »Was soll ich da sagen?«, stimmte Sebastián zu. »Wenn man an die sonstige Bordverpflegung gewöhnt ist, ist dies hier ein königliches Bankett.«
    »Nun«, meinte Valdés, »ich hätte Sie noch viel besser bewirten können, wären wir nicht schon am Ende unserer Reise angelangt. Meine Speisekammer ist leider fast leer.«
    »Sie verfügen über eine eigene Speisekammer?«, fragte Umina ihn.
    »Das ist bei den Schiffskommandanten so üblich.«
    »Hätte ich das gewusst, als ich mich unten im Laderaum versteckt habe   …«, scherzte Sebastián.
    Sie lachten all drei und Valdés hob sein Glas und gestand ihnen nach dem obligatorischen Toast auf den König:
    »Gäbe es nicht solche Augenblicke, wäre das Leben an Bord äußerst hart. Über wenige Dinge ist man auf einem Schiff dankbarer als über gute Tischnachbarn. Und eine Dame wie Sie zu Gast zu haben«, fügte er an Umina gewandt hinzu, »ist wie ein Lotteriegewinn.«
    »Vielen Dank für das Kompliment. Aber verraten Sie mir eins: Warum hat man eigentlich Ihnen das Kommando übertragen?«
    |218| »Der vorherige Kapitän der ›África‹ hatte einen Unfall. Das hier ist keine normale Überfahrt. Ich musste eine Mannschaft übernehmen, die jemand anders aufgebaut hat, außerdem mit Befehl von ganz oben eine Expedition an Bord lassen, Veränderungen an der Kaplanskabine im Steuerbordbereich ausführen, um Sie und Ihren Diener unterzubringen   …«
    »Eine normale Reise verläuft also ruhiger, entnehme ich Ihren Worten.«
    »Richtig. Aber ich habe keinen Grund zur Klage angesichts des Lebens, das die Matrosen führen.«
    »Trotzdem kann ich einfach nicht begreifen«, sagte Sebastián, »dass die Mannschaft sich Ihnen gegenüber so verhalten hat. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass Sie sie mit strenger Hand, aber auch mit größtem Entgegenkommen behandelt haben.«
    »Die Masse ist von Natur aus grausam«, sagte der Kapitän und zuckte mit den Schultern. Dann wandte er sich an Umina, die ihr Besteck niedergelegt hatte. »Sind Sie fertig? Dann wollen wir jetzt den Kaffee und die Torte zu uns nehmen, die der Küchenmeister für uns zubereitet hat.«
    Nicht einmal dieser großartige Abschluss konnte den bitteren Geschmack vertreiben, den die versuchte Meuterei bei Sebastián hinterlassen hatte.
    »Ich verstehe nicht, warum sich alles an Qaytu entzündet hat, der nicht einmal sprechen kann. Was ist überhaupt mit ihm passiert?«, fragte er Umina.
    »Sie haben ihm die Zunge abgeschnitten,weil er den Missbrauch der
encomenderos
angeprangert hat«, antwortete die junge Frau. »Und entzündet hat sich deshalb alles an ihm, weil die Masse Angst vor allem hat, was

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