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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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sie erschrocken.
    »Nein. Ja. Nein, ich meine nein! Natürlich nicht!«
    Mein Gott - war ich vollkommen verrückt? Ich sagte ihr, dass ich ein Rabe war, ein Mischwesen, das seine Gestalt wandelt, das die letzten Jahre nur als Tier gelebt hat. Ein Wesen, das sich von Aas ernährte und in den blutigen Gedärmen von verwesenden Tierkadavern wühlte, und ich konnte ihr keine klare Antwort geben, wenn sie mich fragte, ob es ein Problem für mich wäre, wenn sie nicht katholisch sei?
    »Also bist du katholisch?«, hakte sie nach.  
    Ich nickte.
    »Sehr katholisch?«
    Ich nickte wieder und seufzte.
    »Also das stört mich überhaupt nicht!« Sie lachte so befreit auf, dass ihr ganzer Körper bebte.
    Ich legte meinen Arm um ihren Bauch und zog ihren Rücken hart an meine Brust. Ihr Lachen vibrierte wie das Schnurren einer Katze und erregte mich. Mit der Zunge zog ich die Kontur ihrer Ohrmuschel nach und sie wurde plötzlich still. Das Beben verebbte und zurück blieb eine betörende Erwartung.
    »Ich will dich.« Meine Stimme war kaum mehr als ein Hauch. Ich hob ihren Arm an und küsste die zarte Haut an ihrer Achselhöhle und biss dann sanft in das weiche Gewebe ihrer Brust.
    »Darfst ... du ... das ... denn ... überhaupt?«, kam es stockend aus ihrem Mund.
    »Du meinst, weil ich katholisch bin?«
    »Ja.«
    »Wegen des unbefleckten Ehebettes, und weil der Ehebrecher von Gott gerichtet werden wird?«, fragte ich mühsam beherrscht.
    »Zum Beispiel.«
    Ich hatte kaum noch die Kontrolle über meine Zunge. »G-genau g-genommen hat das hier mit Ehebruch ja nichts zu tun, oder?« Meine Stimme zitterte. »Die Bibel ist da nicht sehr eindeutig.«
    Oh Gott!, dachte ich hilflos und schloss die Augen. Und jetzt missbrauchte ich auch noch seinen Namen! Aber dieses Gefühl, diese erwartungsvolle Erregung floss durch meinen Leib und hinterließ eine heiße Spur. Mein ganzer Körper zitterte und mir brach der Schweiß aus. Ich wollte nicht schon wieder die Beherrschung verlieren und versuchte von ihr abzurücken.
    »Ich will nicht, dass du dich zurückhältst«, raunte sie. »Katholisch hin oder her.« Ihre Stimme klang plötzlich fest, und mein Herz schlug so hart gegen meine Brust, dass es schmerzte.
     
    Ich war tatsächlich eingeschlafen. Matt und erschöpft hatte ich mich auf den Bauch gerollt und die Arme unter das Kissen vergraben. Ich erwachte davon, dass eine warme Hand langsam über meine Schulterblätter strich. Ich wagte kaum die Augen zu öffnen, weil ich befürchtete, dies alles als Traum zu entlarven.
    »Das habe ich noch nie gesehen«, sagte Isabeau leise. »Diesen Raben auf deinem Rücken. Ist das ein Bild von dir?«
    »Ich habe es noch nicht so lange«, sagte ich ausweichend.
    »Es ist wunderschön. Es passt zu dir.«
    Ich drehte mich zu ihr um. Sie legte ihren Kopf auf meine Brust und lauschte auf meinen Herzschlag.
    »Ist das der Grund dafür, dass du dich in einen Raben verwandeln kannst? Dein zweites Herz?« fragte sie.
    »Woher weißt du davon? Du kannst es doch nicht etwa hören?«
    »Ich kann es nicht hören. Ich habe ... recherchiert?« Es klang wie eine Frage.
    »Ich glaube nicht, dass es in der Bücherei etwas darüber zu lesen gibt.«
    Sie lachte. »Heutzutage geht kein Mensch mehr in die Bücherei. Wir googeln. Aber nein, auch im Internet habe ich nichts darüber gefunden«, sagte sie vage.
    »Das möchte ich jetzt aber genauer wissen! Wie kamst du darauf? Ich dachte, ich hätte keinerlei Spuren hinterlassen.«
    »Hast du auch nicht. Aber als du fort warst, hat das Krankenhaus deinen Arztbericht an uns geschickt, und darin stand, dass du einen suspekten Herzbefund hättest, aber dich nicht weiter untersuchen lassen wolltest.«
    »Ja«, sagte ich gedehnt. »Ich habe es abgelehnt, weil ich meinen Befund kenne. Ich habe mich damals von einem befreundeten Arzt untersuchen lassen, auf Anraten meiner Großmutter. Wir wollten versuchen herauszufinden, woran es liegt. Aber wie hast du es erfahren?«
    »Ich bin ins Krankenhaus gefahren, weil ich mir Sorgen machte.«
    »Und da hat man dir meinen Untersuchungsbefund gezeigt?«, fragte ich überrascht.
    »Nein, natürlich nicht. Aber eine nette Schwester hat mir rein hypothetisch von diesem seltsamen Fall berichtet und es mir ziemlich genau beschrieben«, antwortete sie und sah plötzlich besorgt aus. »Ist das normal für dich, ich meine, für einen Rabenmenschen?« Sie errötete über dieses Wort.
    »Es scheint so. Ich kann es dir nicht genau sagen, mein Vater hat

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