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Rabenblut drängt (German Edition)

Rabenblut drängt (German Edition)

Titel: Rabenblut drängt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hotel
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geben?«
    »Brauchst du nicht. Ich habe von unterwegs auf den AB gesprochen.«
    »Das wird sie ja unheimlich beruhigen!«
    »Warte - willst du nicht wenigstens mein Auto bewundern?«, fragte er, bevor er auch nur einen Fuß auf die Treppe gesetzt hatte.
    »Sieht gut aus, gefällt mir. Aber jetzt komm rein, es ist echt kalt!«
    Er zog einen Flunsch, ging aber brav mit mir hinein.
    Ich stellte ihn stolz den Anderen vor und schob ihn auf meinen Sitzplatz.
    »Mann, riecht das gut!«, sagte er.
    Michala bedachte ihn mit einem liebevollen Blick. Sie verstand kaum ein Wort Deutsch, aber es musste da etwas in der Tonlage eines jungen Mannes geben, was einer tschechischen Mutter unbestreitbar klarmachte, dass er hungrig war. Sie stellte sofort einen hoffnungslos überfüllten Teller vor ihm ab.
    »Wenn du den schaffst, hast du für alle Zeiten gewonnen«, flüsterte ich ihm zu.  
    »Kein Problem«, sagte er siegessicher und rammte die Gabel in das Fleisch.
    Wenige Minuten später hatte ich den Eindruck, dass sein Gesicht ziemlich an Farbe gewonnen hatte, aber er aß tapfer weiter, wenn die Schlagzahl sich auch deutlich verlangsamt hatte.
    »Toll, dass du schon so früh gekommen bist«, sprach Lara ihn an. »Ich glaube nämlich Isa hat ziemliches Heimweh.«
    »Habe ich nicht!«
    »Und ob du Heimweh hast!«
    »Blödsinn!«
    Timo guckte von Lara zu mir und wieder zurück und entschied sich dann dafür, das Gespräch auf Männerart anzugehen: Er stopfte sich einen weiteren Ballen Fleisch in den Mund und kaute auffällig.
    »Aber du bist nicht besonders friedlich in letzter Zeit«, fuhr Lara fort.
    »Ich bin genauso friedlich und gut gelaunt wie immer«, fauchte ich.
    »Siehst du was ich meine?«, fragte Lara meinen Bruder.
    Timo hob das Glas hoch und setzte es demonstrativ an die Lippen, seine braunen Augen glänzten.
    »Sag ihr bitte, dass ich immer so bin.«
    Timo hustete.
    »Mein Gott, so viel Durst kannst du doch unmöglich haben!«
    Er würdigte mich keines Blickes und spießte die letzten Brocken auf seine Gabel auf. Zurück blieb nur ein dunkler See aus Sahnesauce. »Kann ich vielleicht ein Stück Brot haben?«
    Ich hielt ihm leicht angesäuert den Brotkorb hin. Er tunkte ein großes Stück in die Sauce und stopfte es sich in den Mund. Ich bekam es mit der Angst zu tun. Auf seiner Stirn zeigten sich erste Schweißperlen. Lara bedachte ihn mit einem anerkennenden Blick, und Michala hatte sich vorgebeugt und beobachtete ihn ebenfalls.
    Hoffentlich musste ich nicht gleich diesen berühmten Heimlich-Handgriff anwenden, dachte ich panisch. Aber er schaffte es tatsächlich, sich nicht zu verschlucken.
    Sein Teller sah aus, als könne man ihn direkt wieder in den Schrank stellen. Michala klopfte Timo stolz auf die Schulter. Ihr Gesicht hatte einen seligen Ausdruck angenommen.
    »Gott sei Dank«, ließ sich Marek vernehmen. »Jetzt hat sie endlich einen Ersatz für Alexej gefunden.«
    »Wer ist Alexej?«, fragte Timo.
    Betretendes Schweigen.
    »Das war unser letzter Gast«, versuchte Lara zu erklären. »Michala hatte ihren Spaß daran, ihn zu mästen.«
    »Ach so.« Timo lehnte sich entspannt zurück und streichelte sich über den schlanken Bauch.
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Das kommt drauf an«, erwiderte ich.
    »Worauf?«
    »Kannst du dich noch bewegen, oder müssen wir dich rollen?«
    »Gib mir eine Viertelstunde.«
    Ich grinste. »Und was gibt es Neues zuhause?«
    »Willst du das wirklich wissen?«
    »Eigentlich nicht. Wie läuft es denn in der Schule?«
    »Häh?«
    »Okay vergiss es. Gibt es mal wieder eine neue Freundin in deinem Leben? Irgendetwas, das ich wissen müsste?«
    »Du meinst außer meinem 85-PS-Golf?«
    »Wohl nicht, hm?«
    Er lachte. »Zeigst du mir gleich alles? Ich wollte schon immer mal einen Urwald sehen.«
    Ich tippte ihm liebevoll gegen die Stirn. »Sicher. Wenn du Lust hast, können wir eine Runde drehen, dann zeig ich dir, was ich jeden Tag so mache.«
    Er stieß hörbar auf. »Bin gleich wieder fit.«
    Timo sah überhaupt nicht müde aus. Seine Augen waren wach und lebhaft. Bis eben war sein dunkles Haar perfekt gestylt und nicht einmal sein Pullover wirkte zerknittert. Wie schaffte er das nur? Hätte ich sechs Stunden im Auto gesessen, ständen mir die Haare zu Berge und meine Klamotten wiesen höchstwahrscheinlich zahlreiche Spuren von keksartiger Fremdeinwirkung auf. Kurz: Ich wäre von oben bis unten vollgekrümelt.
    »Soll ich dir erst mal dein Zimmer zeigen?«, fragte Lara.
    »Timo kann

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