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Rabenherz & Elsternseele

Rabenherz & Elsternseele

Titel: Rabenherz & Elsternseele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Sophie Marcus
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schlagen. So stark wie bei meiner ersten Begegnung mit der Vogelscheuche packte mich die Angst nicht, doch es war schlimm genug.
    Vorsichtig folgte ich Papa, der schon um die Hausecke bog. Die Schuppen und Ställe hinter dem Haus waren zum Teil eingestürzt, und überall wuchsen Gräser, Brennnesseln und anderes Wildkraut so hoch, dass sie mir bis zum Bauchnabel reichten. Ich musste nicht überlegen, wo wir mit dem Suchen anfangen sollten, denn einer der heileren Schuppen stieß mich besonders ab. Als wir uns ihm näherten, sprang aus einem Haufen von Maschinengerümpel eine graue Katze hervor und floh. An ihrem Ohr und in ihren Schnurrhaaren hingen dicke Spinnweben. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Die Vogelscheuche war jedoch nirgendwo zu sehen.
    »Wo ist das Ding denn nun?«, fragte Papa frohgemut.
    Ich blieb stehen, nahm all meine Sinne zusammen und versuchte zu spüren, wo unser Gegner steckte, doch das ungute Gefühl war zu schwammig. »Wir müssen es suchen«, sagte ich.
    Papa trug seine kleine Kettensäge auf der Schulter, während wir durch das hohe Kraut um die Gebäude herumstapften und Ausschau nach der Vogelscheuche hielten. Wie leicht wäre es gewesen, schnell als Elster die Gegend zu überfliegen und auszukundschaften – aber daran durfte ich jetzt nicht einmal denken.
    Wir fanden außer dem Gerümpel in dem Schuppen noch einen großen Schrotthaufen in dem ehemaligen Obstgarten und eine Reihe in Brombeersträucher eingewachsener Müllsäcke. Überall lag gammeliges Fallobst voller Wespen. Auf das, was wir suchten, wiesen nur die kleinen Wellen von Furcht hin, die mein Herz noch immer zum Hämmern brachten. Kreuz und quer lief ich auf dem Grundstück herum und blieb immer wieder stehen, bis ich mir ganz sicher war, dass der Schuppen, den ich zuerst im Verdacht gehabt hatte, das Gruseligste dort war. Ich winkte Papa heran und zeigte auf das Sammelsurium von Sperrmüll, morschen Zaunpfählen und altem Laub. »Hier!«, flüsterte ich.
    Es war klar, dass Papa nicht das Gleiche spürte wie ich, aber nichts deutete darauf hin, dass er mich nicht ernst nahm. Er stellte seine Säge auf den Boden, musterte den Haufen, trat mit dem Fuß gegen das ein oder andere Teil und zog schließlich sein Beil aus der Gürtelschlaufe, um damit in dem Kram herumzustochern. Ich überlegte noch, ob ich mich überwinden konnte, ihm dabei zu helfen, da geriet der Haufen in Bewegung.
    Ein dreibeiniger Plastikstuhl purzelte mir vor die Füße, eine uralte, wurmstichige Wagendeichsel kippte um und stieß dabei einen Stapel leerer Farbeimer um. Aus der Mitte des Haufens erhob sich ein Monster, wie es mir noch nicht einmal im Albtraum begegnet war. Es ähnelte einer Riesenspinne, mit dem Rübenkopf als Vorderleib und dem Vogelkäfig als Hinterleib. Die acht Spinnenbeine waren aus Sperrmüll-Kram zusammengesetzt. In dem kurzen Augenblick, den ich Zeit hatte, mir das Monster anzusehen, entdeckte ich, dass seine Beine aus zahnlosen Holzrechen, einem Gestell von einem unbespannten Regenschirm, einem Stück Wasserrohr, einer Zeltstange und einem abgebrochenen Besenstiel bestanden. Dann rannte das Biest los, und es war verflixt schnell auf seinen komischen Beinen.
    Papa und ich standen starr vor Schreck da und sahen zu, wie die Vogelscheuchenspinne ins hohe Gras flüchtete.
    Papa kam zuerst wieder zu sich. »Moment mal«, sagte er, hob sein Beil und rannte hinter dem Ding her. Ich fand ihn unglaublich mutig. Mir zitterten die Knie, als ich ihm nachlief.
    Papa war nicht gerade sportlich, er hatte einen ziemlich dicken Bauch. Trotzdem schaffte er es, die Vogelscheuchenspinne einzuholen und sich auf sie zu werfen. Sie zappelte und versuchte, ihn loszuwerden. Mir wurde schwindlig von der Wut und Bosheit, die sie ausstrahlte.
    »Schnell, Pia! Ich halte es fest. Mach den Käfig auf!«, rief er.
    Auch wenn ich nicht gezittert hätte, war das leichter gesagt als getan, denn obwohl Papa das Ding fest im Griff hatte, hielten die beiden keine Sekunde still. Ich musste hin und her springen wie ein gehetzter Floh, bis ich endlich die Käfigtür öffnen konnte.
    Wenn Corax durch den Zauber des Käfigs nicht betäubt gewesen wäre, hätte ihm von dem Geschaukel übel werden müssen. Leider war er so benebelt, dass er sich zwar in die Stäbe des Käfigs krallte, um sich festzuhalten, sich darüber hinaus aber nicht rührte, geschweige denn bemerkte, dass die Tür offenstand. Mit jedem Schaukeln schlug das Türchen auf und zu.
    Auf diese Art würde

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