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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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denn innerlich brodelte sie wie ein Vulkan.
    Seine Lippen waren weiße Striche. »Muss es mit dir erst so weit kommen wie mit Faunia, bis du begreifst?«
    »Was weißt du schon von Faunia. Du weißt nichts von ihr oder von mir und am wenigsten von Jagu! Du und deine Gildenfreunde... ihr glaubt, alles zu durchschauen. Ihr beschwert euch wegen Zahlen und kämpft für eure Eitelkeit, aber was Mut ist und Elend, das wisst ihr nicht! Raus! Verschwinde.«
    Atlas schluckte, riss seinen Blick von ihr los und verließ das Zimmer. Mion stand steif und unbeweglich da. Allein mit dem Echo von Worten, die nie hätten gesagt werden dürfen.
    Und in einer Stunde musste sie im Palast sein.

Ein Name
    I hr letztes Treffen lag so lange zurück, dass Lyrian nicht sicher gewesen war, wie es sein würde, Faunia wiederzusehen. Doch als sie an der Flussbiegung erschien, winkte und lächelte, spürte Lyrian, dass die vergangenen Tage zu Minuten zusammenschrumpften.
    Der Fährmann wunderte sich nicht, als sie einfach ins Wasser sprang und davonwatete; er hatte sie schon ein paarmal hergefahren und steuerte die Barke unbeirrbar weiter, als habe er nichts bemerkt. Nur aus den Augenwinkeln schielte er zu Mion zurück, und Lyrian wartete sorgfältig, bis das Boot hinter den Bäumen verschwunden war, ehe er sich in seine natürliche Gestalt verwandelte.
    Im Näherkommen fiel ihm auf, dass ihr Gesicht von Sorge überschattet war.
    »Was ist mit dir?«, fragte er und half ihr ans Ufer.
    Sie gewann ihr Lächeln zurück. »Warum habt Ihr so lange nichts mehr von Euch hören lassen? Ich dachte schon, Ihr mögt mich nicht mehr.«
    Lyrian fühlte, dass er rot wurde. »Wie kommst du nur auf so etwas Unsinniges? Ich... Es ist viel passiert. Es gab endlose Versammlungen und Besprechungen, es war wirklich... ach, egal.«
    Sie gingen zur geheimen Pagode und sie ließ den Blick durch die Bäume schweifen und atmete tief den Duft der Wälder ein wie jemand, der nach langer Zeit heimkehrt. Lyrian beobachtete sie aufmerksam. Mehr als eine Woche hatten sie sich nicht gesehen, aber es war kein Tag verstrichen, an dem er nicht an sie gedacht hätte. Er dachte in den unmöglichsten Situationen an sie: Wenn er in einer wichtigen Versammlung saß und sich eigentlich auf etwas ganz anderes konzentrieren sollte, kam ihm die Sommersprosse auf ihrer Wange in den Sinn, oder die Art, wie sie den Mund verzog, wenn sie grinste.
    »Politik...«, murmelte sie. »Scheint, als würde niemand mehr von etwas anderem reden.«
    Er runzelte die Stirn. »Triffst du dich etwa noch mit anderen Drachen?«
    »Würde Euch das stören...?«
    »Und ob! Ich will gefälligst der Einzige sein, der Staatsgeheimnisse verrät.« Sie lachte, während sie sich einen Weg durch schulterhohes Federgras bahnten. Der Himmel musste bewölkt sein, denn alles lag in sanftem grünen Dämmer, als sie die Pagode erreichten.
    Faunia blieb stehen und wirkte plötzlich nachdenklich. »Tut Ihr das denn?«
    »Eigentlich dürfte kein Mensch mich so kennenlernen, wie du mich kennengelernt hast. Allein das ist schon Verrat, schätze ich.«
    Sie sah ihm in die Augen. »Wieso vertraut Ihr mir?« Lyrian dachte an jenen Morgen im Wald vor fast einem Jahr, dachte an den Tod, an das engelhafte Gesicht... Sag es ihr, befahl eine Stimme in ihm. Aber er brachte es nicht über sich.
    Ein kühler Hauch strich durch die Bäume und sie zog fröstelnd die Schultern hoch. »Ich weiß nicht, wieso Ihr mir vertraut. Ihr kennt mich kaum.«
    Er nahm ihre Hände. »Aber du kennst mich . Darauf kommt es an.«
    Sie wich seinem Blick aus. Für einen Moment glaubte Lyrian, Tränen in ihren Augen zu sehen, doch sie hatte sich sofort wieder unter Kontrolle. Als sie sich ihm zuwandte, schien ihr Gesicht verschlossen. »Ich kenne Euch nicht gut genug, Majestät. Ich weiß nicht einmal... wie Ihr lebt.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Wie verwandelt Ihr Euch in Tiere?«
    Instinktiv ließ er sie los. »Was?«
    Faunia wurde leichenblass. »Verzeiht, das ist mir bloß so herausgerutscht, ich...« Sie wichen dem Blick des anderen aus. Als ihre Augen sich doch wieder trafen, lächelte Faunia entschuldigend. Sie war ganz zitterig und nervös. »Ich... ich habe Euch vermisst.« Damit lief sie an ihm vorbei und blieb vor der Pagode stehen. Lyrian folgte ihr verwirrt.
    »Ihr kennt mich doch! Ich meine, die Treffen hier, die waren doch echt, oder?« Ihre Stimme bebte. »Ich bin nicht leer.«
    Und auf einmal, ohne dass er begriff, wie, lag sie in seinen

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