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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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Armen, und er drückte sie fest an sich.
    Ihre Schultern zuckten, doch er hörte sie nicht weinen. Ihm fiel auf, wie zerbrechlich sie war. Hilflos hielt er sie.
    »Ich wusste nicht, dass Drachen sich umarmen«, flüsterte sie irgendwann.
    »Tun sie nicht.« Idiot. Er war ein Idiot.
    Sie regte sich in seinen Armen und blickte zu ihm auf. »Aber Ihr umarmt mich.«
    Er öffnete den Mund, besann sich jedoch eines Besseren und schwieg.
    »Lasst mich nicht los.«
    Er ließ sie nicht los. Der Wind rauschte in den Zweigen. Alles war plötzlich in Bewegung, nur Lyrian und das Menschenmädchen nicht. Sie standen da, unberührt von der Zeit.
    Dann löste Lyrian sich vorsichtig von ihr und hob ihr Gesicht. Erstaunt stellte er fest, dass sie doch weinte - und sie hatte es ganz für sich behalten und er hatte es nicht bemerkt. Schweigend betrachtete er die Rätsel, die sich in ihrem Gesicht spiegelten.
    »Wollt Ihr nicht wissen, warum?«, fragte sie leise.
    Er sammelte seinen ganzen Mut und versuchte, sich zu konzentrieren. Was nicht leichtfiel, während sie ihm so nahe war. »Ich weiß, dass du Geheimnisse hast. Ich weiß, dass wir uns schon einmal gesehen haben. Du hast mich im schlimmsten Moment meines Lebens getroffen.« Er musste auflachen. »Du hast mich im wahrsten Sinne des Wortes getroffen... mit einem Pfeil.«
    Sie erstarrte. Der Wind brauste durch die Baumkronen. Kalte Tropfen landeten auf Lyrians Haut.
    »Ich wünschte, ich könnte alles sagen«, erwiderte sie kaum hörbar. »Ich will Euch alles sagen... es ist Schicksal, nicht wahr, dass wir uns begegnet sind... niemand hätte das planen können. Es war der letzte Tag meines Lebens und der erste. Ich bin gestorben... und jemand anderes geworden. Aber ob ich jetzt besser bin...«
    Er nahm ihr Gesicht in die Hände, hielt es wie ein Wunder, das aus dem Himmel zu ihm gefallen war. Weit über ihnen und in der Erde grollte es. Von einem Augenblick zum nächsten wurde alles schwarz und grau, als würde mit dem Licht die Farbe aus der Welt weichen.
    »Ich weiß nicht, wer du warst. Aber jetzt bist du der beste Mensch, den ich kenne, Faunia.«
    Sie schüttelte verzweifelt den Kopf, machte sich los und taumelte davon. Lyrian lief hinterher. Er bekam ihre Hand zu fassen und zog sie in die Pagode. Der Wind heulte durch den Wald und bog die Bäume. Zitternd standen sie sich gegenüber. So vieles hatten sie sich in diesem Moment zu sagen, dass keiner ein Wort hervorbrachte.
    »Haben Drachen Namen?«, fragte sie plötzlich. Sie musste rufen, damit er sie hörte.
    »Ja«, rief er zurück, »ja, haben sie. Ich... heiße Lyrian.«
    »Lyrian.« Sie starrte ihn an.
    Er nickte. Dann machten sie gleichzeitig einen Schritt aufeinander zu, fielen, verschmolzen und küssten sich, während das Gewitter den Himmel aufbrach.

Zusammen
    D urchnässt bis auf die Knochen, kam Mion zu Hause an. Das Dienstmädchen öffnete ihr die Tür und lief los, um ihr ein Handtuch zu bringen, aber Mion wartete nicht auf sie. Sie stieg die Treppe hinauf und ging ins Atelier.
    Es roch noch nach Feuer. Die Fenster standen offen, weil die Köchin versucht hatte zu lüften - offenbar hatte man vergessen, sie vor dem Gewitter zu schließen, denn es regnete hinein und große Pfützen eroberten den Boden im höher gelegenen Raum. Jagu saß davor und starrte hinaus. Seine Schuhe standen im Wasser, waren schon ganz vollgesogen. In seiner Hand hing die ausgebrannte Pfeife, und der Duft von Tabak schwebte in der feuchten Sommerluft, süßlich, fast wie ein Leichengeruch.
    Mion wartete darauf, dass er auf sie aufmerksam wurde, sie ansah und an ihrem Gesicht ablas, was geschehen war - doch er regte sich nicht.
    »Wir haben...« Sie spürte, dass sie ihm nichts von dem Kuss erzählen konnte.
    Sie hatten sich geküsst. Der Prinz der Drachen.
    Lyrian.
    »Er wollte, dass ich bleibe. Für immer.«
    Der Wind fegte ins Atelier und blies einen feinen Sprühregen gegen ihre Beine.
    »Warum bist du nicht geblieben?«
    Mion atmete zitternd aus. Sie hatte alles erwartet, nur nicht dass er so gleichgültig sein würde. Das konnte sie nicht ertragen. Mit tapsigen Schritten ging sie ans Fenster, um es zu schließen - aber eigentlich machte es nun auch keinen Unterschied mehr.
    »Er liebt mich«, sagte sie und musste lächeln. Sie wusste nicht, ob im Triumph oder aus Verzweiflung.
    Endlich sah er sie an. Ein Zucken ging um seinen Mund - schwer zu sagen, ob es ein Lächeln war. »Hat er das gesagt?«
    »Nein. Aber...«
    »Er liebt dich

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