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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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einem Zähnefletschen. »Ich sagte, ich würde es ihr beweisen. Um ihretwillen. Wenn sie es anders nicht einsehen konnte, dann würde ich sie dazu bringen, mich zu hassen!
    Ich breche ihr das Herz, um zu zeigen, dass sie eins hat. Ich vernichte alle Drachen, damit sie sieht, dass sie nichts bedeuteten. Ich - ich reiße die Welt nieder, um zu beweisen, dass sie nur Fassade ist.« Er brach ab, schluckte. »Ich werde ihr alles nehmen, und wenn sie nichts mehr hat, werde ich vor ihr stehen, und sie wird mich hassen und erkennen, dass sie Gefühle hat.«
    Mion starrte ihn an und merkte kaum, wie sie den Kopf schüttelte. Ihr schwindelte. Holypta... die Kaiserin. Lyrians Mutter. Das gebrochene Herz eines Siebzehnjährigen war der Grund, weshalb Wynter im Bürgerkrieg enden sollte.
    Das war Jagus Geheimnis. Das war der verlorene Schatz auf dem Grund seiner Seele: der verletzte Stolz eines Jungen.
    »Wenn du sie lieben würdest, würdest du das nicht tun«, brachte sie hervor. Seine Augen verwandelten sich in Abgründe. Sie wusste nicht, ob er im nächsten Moment lachen oder ihr den Dolch in die Brust rammen würde. Er war unberechenbar.
    »Natürlich verstehst du das nicht. Ihr zu zeigen, dass sie lieben kann, ist den Untergang einer Welt wert.«
    »Und was ist mit Lyrian?«, keuchte sie. Er hatte niemandem etwas getan und musste leiden, nur weil seine Mutter vor fünfzehn Jahren nicht den Mut zu einem einfachen Satz gehabt hatte.
    »Er hat dir also seinen Namen verraten! Dieser Narr. Und doch war er ehrenhaft genug, um dich zu retten. Ist es nicht eine Ironie, dass er gestanden hat zu lieben, obwohl er nur vernarrt war - und Holypta ihre echte Liebe nicht zugeben konnte? Wer von beiden ist wohl am Untergang des Drachentums schuld?«
    Die Tür ging auf. Jagu fuhr aus dem Sessel hoch, doch als er Faunia erkannte, stieß er wütend die Luft aus. Sie trug einen Krug im Arm.
    »Ich habe Kreide gefunden. Und die Schlangen -«
    »Glaubst du, hier spiele ich Ritus? Geh runter damit und bleib da.«
    Faunia blinzelte, als hätte er ihr eine Ohrfeige gegeben. Stumm drehte sie sich um und ging.
    Mion presste die Lippen aufeinander, weil es sie krank machte, wie Jagu mit Faunia umsprang. Doch egal wie abscheulich er zu ihr war, sie glaubte fest an irgendein verzerrtes Traumbild von ihm. Sie musste einfach aufgehört haben, die Wahrheit zu sehen... Wie weit war Mion denselben Weg gegangen?
    All die Zärtlichkeit, die sie in Jagu gesehen hatte, war Trug gewesen. Er verfolgte kein nobles Ziel, er scherte sich nicht um Gerechtigkeit. Er war ein Junge, den die Liebe verstoßen und der Wahnsinn umarmt hatte. Mehr nicht.
    Mion ließ sich auf den Boden sinken, verbarg das Gesicht in den Händen und weinte.

Aufmarsch
    D ie Nachricht aus dem Theaterhaus verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Noch ehe der Morgen graute, war ganz Wynter auf den Beinen und hatte vom Geständnis des Prinzen gehört. Aufgebrachte Menschenmassen zogen durch die Straßen, klopften an alle Türen und riefen zum Protest auf. Andere Stadtviertel blieben an diesem Morgen wie ausgestorben, niemand verließ sein Haus und keine Arbeit wurde getan. Ängstlich hielt man die Gassen im Blick, in denen jeden Augenblick Sphinxe auftauchen konnten.
    Die Häuser der Gilden lagen still und ruhig im bleichen Licht des Wintermorgens. Doch die ganze Nacht waren Diener von Garten zu Garten geschickt worden: In den Hecken flüsterten nervöse Stimmen, über Mauern wurden Briefe gereicht. Kein Gildenmitglied tat an diesem Tag im Palast seinen Dienst.
    Zwei Tage später erreichten die aufregenden Neuigkeiten Albathuris. Baltibb und die anderen waren gerade dabei, Holzlanzen zu spitzen, als zwei Reiter in die Stadt preschten und schrien: »Die Drachen fallen! Die Drachen fallen! Es ist so weit, die Revolution ist da!«
    Rebellen kamen von überall angelaufen und sammelten sich um die Reiter. Auch Baltibb ließ die Arbeit liegen und hörte fassungslos zu, was geschehen war.
    »Der Prinz der Drachen liebt ein Menschenmädchen, er hat es gestanden! Nun weiß die ganze Welt, dass die Herrschaft der Drachen auf Lügen beruht. Zudem hat er dem Mädchen verraten, dass die Drachen zur Wintersonnenwende ein Ritual durchführen, bei dem...«
    Während Tumult um Baltibb ausbrach, lächelte sie dünn. So hatte Lyrian alles für das Gildenmädchen geopfert. Ausgerechnet das Gildenmädchen.
    »Unsere Zeit ist gekommen!«, rief Nethustra. »Auf nach Wynter! Unterstützt die Kämpfenden, gebt Schwerter, wo die

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