Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
Vom Netzwerk:
Waffen fehlen, und Mut, wo Zweifel ist! Freiheit! Wahrheit!«
    Als alle die Fäuste in die Luft stießen, machte Baltibb mit. Erst leise, dann immer lauter stimmte sie mit ein: »Freiheit! Wahrheit! Freiheit! Wahrheit...«
     
    Es wurde keine Zeit verloren. Schnelligkeit würde ihren Kampf gegen die Drachen entscheiden. Von einer Stunde zur anderen verwandelten sich Flüchtlinge und Bauern in Krieger. Baltibb sah zu, wie sie Schaufeln gegen Speere eintauschten und Rüstzeug anlegten. Selbst ein paar der Mädchen, von denen sie es nie erwartet hätte, bewaffneten sich - auch wenn sie damit nicht viel anfangen würden, dachte sie im Stillen.
    Ausgerechnet bei den Flüchtlingen der Gilden fehlte die Bereitschaft zu kämpfen. Aber Baltibb war nicht allzu überrascht, dass gerade diejenigen, die ständig über die Revolution debattierten, im entscheidenden Augenblick tatenlos blieben.
    »Ein paar kluge Köpfe müssen schließlich übrig bleiben, um nach der Revolution eine neue Regierung zu gründen«, meinte Atlas ohne viel Bescheidenheit. »Jeder gibt sein Bestes. Ich diene Wynter mehr, indem ich überlebe, als dass ich im Kampf gegen einen Sphinx falle.«
    Nethustra akzeptierte, wenn jemand zurückbleiben wollte, und Baltibb nahm es ihm beinahe übel. Sie fand die Gildenleute feige. Wenn sie im Kampf gegen die Drachen tatsächlich gewannen, dann würde sie verhindern, dass diese Leute die neue Führung übernahmen - Krieger würden die Macht erlangen, Krieger, die ihr Leben dafür riskierten wie sie.
    »Nun, da wir ihr Geheimnis kennen, können wir sie schlagen«, sagte Nethustra zuversichtlich. »In der Nacht der Wintersonnenwende, bevor sie sich ihre neuen Tierkorpusse aneignen, sind sie nur Menschen, verwundbar wie jeder von uns. Das ist der Moment, in dem wir angreifen müssen.«
    Der Reiter aus Wynter nickte. »Das denken alle. Aber uns bleibt nur noch eine Woche bis zur Wintersonnenwende. Bis dahin müssen wir die Menschen mobilisieren.«
    Noch am selben Tag brachen die Rebellen nach Wynter auf. Die Gesandten aus Modos und Ghoroma nahmen sich Pferde und jagten gen Süden, um die Botschaft in ihre Länder zu tragen.
    »Die Geschwisterstaaten werden angreifen«, versicherte der alte Abgeordnete Peramon, als er von Nethustra Abschied nahm. »Schürt das Feuer in den Herzen der Menschen, lasst sie für die Wahrheit kämpfen und die Freien Länder werden zu Hilfe eilen.«
    Nethustra drückte seine Hand in Dank und Annahme des Versprechens.
     
    Im Laufschritt traten sie ihre Reise an. Schneebüffel und Pferde zogen Wagen voller Waffen. Wenn eines der Räder im verschneiten Unterholz stecken blieb, waren sofort zehn Hände da, um es wieder herauszuheben. Nachts setzten sie ihren Weg im Schein der Fackeln fort, schliefen nur drei Stunden. Sethur, der die Rebellen durch die Wildnis führte, kannte alte Steinpfade und Ruinenstraßen, auf denen sie rasch vorankamen. Zwei Tage waren sie unterwegs, dann erreichten sie den Fluss, der von Wynter fortführte. Sie wanderten an seinen Ufern entlang, durch einen kahlen Birkenwald, und kamen an Dörfern und Ruinensiedlungen vorbei. Die Redner von Albathuris gaben kund, was sich in Wynter zugetragen hatte, und ihre Ansprachen waren so ergreifend, dass Baltibb ihnen mit geballten Fäusten und klopfendem Herz lauschte. Hatte der Wille zu kämpfen zuvor in ihr geglüht, so brannte er nun lichterloh. Vielen anderen schien es ähnlich zu gehen, denn aus den Siedlungen schlossen sich ihnen mehr Menschen an, als sie gehofft hatten.
    Dann, zur Dämmerung des dritten Tages, lichtete sich der Wald, und aus dem Horizont erhob sich die rauchende, spitztürmige Stadt. Baltibb betrachtete ihre einstige Heimat. Wynter war ein Dornengestrüpp, in deren Mitte der Palast lag wie eine Bärenfalle, die jeden Augenblick zuschnappen konnte. Die Sonne ging unter und zog blutige Spuren über den Himmel.
    »Vom Waldrand bis zu den Ruinen müssen wir über offene Hügel«, sagte Sethur zu Nethustra. »Am Stadtrand kreisen Raben. Wir könnten uns trennen und uns als Holzfäller und Händler ausgeben. Oder wir riskieren es, überqueren das letzte Stück, so schnell wir können, und verstecken uns in den Ruinen.«
    Nethustra atmete tief ein und dachte nach. »Wir gehen alle zusammen. Lasst uns warten, bis es dunkel wird. Fünf Mann laufen vor und suchen leer stehende Ruinen, die wir sofort beziehen können.«
    Einer der Reiter erwiderte: »In meinem Haus sind wir sicher, ich kann euch hinführen, wenn wir in

Weitere Kostenlose Bücher