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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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von Osiril.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
     
    Jagu stellte Mion der halben Gildenschaft vor: Malern, die nach Jasminparfüm und Ölfarben rochen, prächtig gekleideten Mitgliedern der Handelsgilde, Schauspielern und Musikern mit haarsträubenden Frisuren, opulenten Sängern, zierlichen Tänzern und mürrischen Bildhauern. Auf die meiste Ablehnung stieß Mion bei den Malern, schließlich war es ihre Gilde, in die sie, ein Niemand aus dem Volk, eintreten wollte. Wie Lydalas drückten sie ihr Missfallen durch ihre Blicke, ihren Ton oder schlichtweg ihr Schweigen aus. Auch merkte Mion, wie man hinter vorgehaltener Hand über Jagu redete. Sie wurden scharf beobachtet. Eine Schülerin zu adoptieren war schon verwunderlich gewesen - aber eine zweite, das machte argwöhnisch.
    Nur Mion wusste natürlich, dass Jagus Beweggründe selbstlos und nobel waren. Er wollte mehr als das Ansehen der Gilden... und sie wollte mehr, mehr als dieses Fest, die fröhliche Gesellschaft, den Luxus... Allein der Gedanke war so hochmütig, dass Mion nicht wusste, ob sie sich schämen sollte.
    Aber auch wenn die Gilden nicht die Gesellschaft waren, in die Mion letzten Endes Eintritt suchte: Heute Abend wollte sie nichts sehnlicher, als dazuzugehören. Vorurteile würden sie nicht daran hindern, Jagus Aufgabe zu erfüllen.
    Sie wusste, wann ihr Zurückhaltung am besten stand und wann sie eine interessierte Frage, wann ein Lachen von sich geben musste. Ihr Augenaufschlag kam nie zu spät, ihre Schüchternheit gefiel den Selbstbewussten und ihre Gelassenheit den Unsicheren. Und, bei allen Drachen, sie begann, ihre Auftritte zu genießen. Das Funkeln in den Augen eines griesgrämigen Glasbläsers und das geschmeichelte Lächeln einer verbitterten Händlerin waren jubelnder Applaus, der nur für sie zu hören war - und Jagu.
    Schließlich stellte er sie einer alten Tandarespielerin namens Halimo vor, die ihre letzte Scheu vor den Gilden fortwischte. Halimo war eine kleine, kugelrunde Dame, die ihr Gesicht ununterbrochen mit einem Federfächer beschirmte, hinter dem sie ebenso ununterbrochen Trüffeltörtchen verschlang. Dabei huschten die dunkel geschminkten Augen hierhin und dorthin, um nichts zu verpassen.
    »Ihr tragt ein wundervolles Kleid«, schmeichelte Mion. »Eine angemessene Garderobe für eine Legende wie Euch...«
    Die Dame starrte sie so ungläubig an, dass sie vergaß, ihre Naschsucht mit dem Fächer zu verbergen. »Ja«, brachte sie hervor, »in der Tat, ich bin die große Halimo.«
    Danach folgte ein so gewaltiger Redeschwall, dass Mion gar nicht mehr zu Wort kam. »Wer seid Ihr? Auch eine Tandarespielerin? Jung seid Ihr, sehr jung, gewiss noch in den Lehrjahren. In Eurem Alter war ich auch ein Lehrling, meine Mutter war ebenfalls eine Berühmtheit, sicher habt Ihr von der großen Hegemora gehört. Mit zweiundvierzig verschied sie, es war ein Unglücksfall im wahrsten Sinne des Wortes, ein tragischer Sturz von der Bühne, bei dem...«
    Mion konnte höchstens ein Nicken oder Kopfschütteln zwischen zwei Sätze zwängen. Aber Halimo brauchte gar keine Reaktion, sie brauchte nur ein menschliches Gesicht, um ihre Lebensgeschichte zu erzählen. Und die Lebensgeschichte ihrer Mutter. Und ihrer vier Großcousins.
    Verzweifelt sah Mion sich nach Jagu um. Eben hatte er doch noch hinter ihr gestanden. Ihr war, als würden auch alle übrigen Leute zurückweichen, bis sie allein und rettungslos mit Halimo in einer Ecke feststeckte.
    Mion hörte nur noch halb hin. Die Gildendame erzählte gerade von einem Musikauftritt vor zweiundzwanzig Jahren und dem Pfauenkostüm, das sie damals getragen hatte. Dabei hielt sie Mion am Handgelenk und drückte sie zur Erinnerung, wenn ein erstauntes Stirnrunzeln oder Lächeln angebracht war. Wo war Jagu nur? Wenn man ihn mal brauchte...!
    »... und dann brachen alle Drachen in Beifall aus, und ich verneigte mich, während mein Vater die Zulassung für sein Stück erhielt!« Eine Berührung an Mions Handgelenk. Sie lächelte reflexartig. »Ich habe ihn geliebt, meinen Vater. Er war ein ernster Mann, aber von Herzen gut. Mein Bruder hingegen...«
    »Ja, ich habe auch einen Bruder! Er liebt Süßigkeiten, Ihr nicht auch? Und hier stehen ja wunderbare Trüffeltörtchen!«
    Verdutzt blickte Halimo auf das Büfett. Dann holte sie tief Luft und nahm sich ein Törtchen, wobei Mions Handgelenk endlich freikam. »Oh ja, diese kleinen feinen Törtchen, sie sind köstlich, sehr köstlich. Mein Bruder jedenfalls...«
    Mion

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