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Rabenmond - Der magische Bund

Titel: Rabenmond - Der magische Bund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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ihn Monds aufgebrachtes Gebell. Schließlich verstummte ihr Vater und versuchte, Mond abzuschütteln, der ihn ansprang.
    »Mond, aus!« Baltibb zerrte ihn zurück. Mit einem dumpfen Jaulen schnappte er nach ihrer Hand und schlich anschließend mit wedelndem Schwanz hinter ihren Stuhl. Alle drei atmeten schwer und beruhigten sich.
    »Es muss aufhören«, murmelte ihr Vater. Er wirkte alt und einsam im schonungslosen Licht. »Von Anfang an war klar, dass es nur Unheil bringen würde. Du kannst den Prinzen nicht mehr sehen! Sie sind... Baltibb, wir sind nicht wie sie!«
    »Das weiß ich.«
    Ihr Vater stieß scharf die Luft aus. »Er ist der Prinz. Wer bist du? Wer bist du, Baltibb? Niemand. Eine Laune, ein falsches Wort genügt... was ist schon dein Leben in ihren Augen? Sie werden dich holen, eines Tages. Pass nur auf. Meide ihn.«
    »Wie soll ich ihn meiden?« Baltibb lächelte verzweifelt. »Es ist sein Palast. Er kommt hierher. Er besucht mich .« Ihr Vater hörte den gefährlichen Stolz in ihrer Stimme und seine Augen glommen auf. Zögernd streckte er die Hand nach ihr aus. Bei der Berührung zuckte Baltibb zusammen, doch er legte nur die Hand auf ihren Kopf, schwer und bleiern vor Sorge.
    »Vergiss nicht. Sie haben kein Herz. Vergiss das nicht...«
    Sie sah auf den Boden und nickte.

Held
    Z urück.
    Da stand er wieder in seinen Gemächern, wie er sie vor drei Monaten verlassen hatte: dasselbe Bett, dieselben leeren Fenster, dieselben fremden, gesichtslosen Diener. Stärkungen für ihn und seine Korpusse standen schon bereit, ein Bad war gerichtet und die Diener warteten mit frischer Kleidung. Als Lyrian sich satt und sauber aufs Bett fallen ließ, fühlte er sich wie neugeboren, aber nicht in einem neuen Leben, sondern einem uralten.
    Seine Leibärzte kamen, erkundigten sich nach seinem Wohl und untersuchten seine Korpusse. Seine Schwalben waren verletzt und von den Füchsen war ihm nur der geblieben, den die Ruinenräuber beinahe getötet hatten. Die Leibärzte versicherten, dass die Schwalben genesen würden, doch kampftauglich war er bis zum nächsten Ritual der Wintersonnenwende, wenn er sich neue Korpusse aneignen konnte, nicht mehr.
    Die Stunden bis zum Abend verbrachte Lyrian allein. Er schlich durch die endlosen Korridore, weil er nicht mehr in seinen Zimmern bleiben wollte, aber er wusste auch nicht, wohin er sonst gehen sollte. Auf ein Buch konnte er sich jetzt unmöglich konzentrieren, also war die Bibliothek ausgeschlossen. Nach der langen Reise hatte er auch keine Lust, einen Ausflug in die Gärten zu machen, zumal seine Schwalben sich noch erholen mussten.
    Also versuchte er zu schlafen. Das warme Bad hatte ihn müde gemacht. Aber er wälzte sich vergebens in den Kissen: Der kühle Geruch von Heimat, die meilenweite, zittrige Stille hielten ihn wach. Er konnte nicht fassen, dass er doch wieder zurück war, und andererseits... hatte er vielleicht die ganze Zeit geahnt, dass er nicht für immer fortgehen würde. Dass ihm dazu letztendlich der Mut fehlte. War es das oder tatsächlich Verstand und Verantwortung gewesen, die ihn heimgeführt hatten?
    Seufzend drehte Lyrian sich auf den Rücken. Nein, er war hier, weil er keine Wahl hatte. Er war ein Drache. Er konnte ebenso wenig wählen, wer er war, wie er seinen Platz in der Welt wählen konnte.
    Das Böse lässt sich nicht ausmerzen, doch das Gleichgewicht muss gehalten werden.
    Ein Leben ohne Lügen und Sinnlosigkeit, das wollte er noch immer. Aber der Kaiser hatte recht: So ein Leben fand sich nicht am Ende der Welt, nicht in einer vagen Traumvorstellung, nicht im Reich der Menschen. Es lag in der Hand der Drachen, es zu formen.
     
    Als es dämmerte, betrat eine Dienerin sein Gemach und kündigte an, dass es ein Bankett zu Ehren der heimgekehrten Krieger geben würde. Es fand in einer kleinen Halle unweit der kaiserlichen Gemächer statt. Nur die wichtigsten Drachen waren geladen: Unterhalb des Podiums, auf dem die kaiserliche Familie speiste, tummelten sich die ranghöchsten Feldherren und Regierungsberater an einer halbmondförmigen Tafel. Jenseits des Fackelscheins, unsichtbar in den Schatten, begleiteten Tandarespieler das Mahl mit leiser Musik.
    Lyrian betrat den Saal in Ottergestalt und wechselte erst in den Jungen, als er auf dem Podium angekommen war. Seine Eltern waren noch nicht anwesend, dafür aber die übrigen Drachen, die sich erhoben und vor ihm verneigten.
    Es dauerte nicht lange, da flogen ein Adler und eine Amsel durch die hohe

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