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Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition)

Titel: Rabenschwärze: Das Mädchen aus Istland (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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    „ Volltreffer!“, rief Edon, grimmig und freudig erregt. „Ein dummer Vogel, der es nicht abwarten kann, gerupft zu werden. Wir sind uns alle einig?“
    Stumm nickten sie alle, auch Berth, und Ega eilte zur Tür.
    „ Ich gebe den Ausgleichern Bescheid“, sagte sie. Bevor sie aus der Tür ging, drehte sie sich noch einmal um. „Seid vorsichtig!“, ermahnte sie die Männer. „Sie ist nicht so harmlos, wie sie aussieht!“
    Kaum war sie fort, schob einer der Männer den Riegel vor die Tür. Er und die anderen drei Männer waren in ausgelassener Stimmung und sie hatten gar keine Lust, Egas Ratschlag zu beherzigen. Sie schubsten Elsa herum und erzählten sich Witze, von denen sie eine Gänsehaut bekam. Einer hielt sie immer fest, damit sie nicht fliehen konnte. Sie alle hatten die gleichen flimmernden Schnüre um ihre Hemdsärmel gewickelt. Vertrackte Schnüre, die aus Elsa ein ganz normales Mädchen machten, eins ohne Rabenwut und Verwandlungskraft. Die vier kräftigen Männer waren ihr körperlich weit überlegen. Der erste packte sie am Arm, der zweite legte ihr die Finger um den Hals, der dritte umklammerte ihre Brust, dass ihr die Luft wegblieb. Berth war der einzige, der sie in Ruhe ließ. Er saß auf einem Stuhl und zündete sich eine Pfeife an.
    „ Na, du kleines Biest?“, fragte Edon Weiss und griff mit seiner riesigen Hand nach ihrem Kinn. Er zog es so heftig zu sich her, dass es wehtat. „Wie ist das, wenn man sich nicht wehren kann? Hast du wenigstens ein bisschen Angst vor uns?“ Seine Augenbrauen zuckten und sein großer Mund kam ihren Lippen gefährlich nahe.
    „ Wir sind zu großzügig“, sagte ein anderer. „Sie hat Schlimmeres verdient als das Verfahren.“
    „ Leider wahr“, sagte Edon. „Man weiß ja, wie es bei den Weichlingen in Antolia zugeht. Das Verfahren tut bestimmt nicht weh. Es hat so gar nichts.“
    Er ließ ihr Kinn los, jedoch nur, um sie dafür an den Haaren zu packen und ihren Kopf ins Genick zu ziehen. Sie trat gegen sein Schienbein, worüber er lachte.
    „ Du willst Ärger? Den kannst du haben!“
    Mit diesen Worten drehte er ihr die Arme auf den Rücken und drückte sie mit dem Gesicht nach unten auf den Tisch. Regungslos verharrte Elsa, ihre Wange gegen das Holz gepresst, seine Fäuste in ihrem Rücken. Sie konnte nichts tun. Sie verstand gar nicht, woraus diese Schnüre bestanden, die ihr jeden Spielraum nahmen. Sie waren nicht solide, wie es der Reif um ihren Hals gewesen war. Es war vielmehr, als hätte man sie aus einem Stück Zwischenraum gesponnen, unsichtbar fürs menschliche Auge, ebenso wie die Tore. Jetzt, da ihr Edon den Mund zudrückte, und sie verzweifelt über seine große, schweißnasse Hand hinwegblinzelte, sah sie, dass der Raum verschwommen aussah, zumindest der Tisch, der keine feste Kante mehr hatte. Es lag nicht daran, dass Elsa vor Angst die Augen tränten. Nein, es musste vielmehr so sein, dass die Möwen vom Zwischenraum Gebrauch machten, etwas, das nur sie konnten und niemand sonst. War es nicht so gewesen, dass Amandis in dieser Sache kein Talent besessen hatte? Sistra hatte ihr das immer wieder unter die Nase gerieben.
    Sie spürte etwas Nasses in ihrem Nacken – es musste Edons Zunge sein – und sie konnte nichts, aber auch gar nichts dagegen tun. Sie hasste diesen Mann. Sie hasste ihn, wie sie noch nie jemanden gehasst hatte. Er war ekelhaft. Als seine Hand ihren Mund wieder losließ und stattdessen unter ihren Rock kroch, um sie auf eine Weise zu berühren, die ihr zuwider war, versagten ihre Beine vor Angst. Wie eine schlaffe Puppe hing sie über dem Tisch, auf den Edon sie drückte.
    „ Passt bloß auf, dass euch Ega nicht erwischt!“ rief Berth.
    In seiner Stimme schwang Begeisterung mit. Elsa hoffte inständig, dass Ega bald zurückkäme, in Begleitung der sanften Weichlinge aus Antolia. Wenn das Verfahren nicht wehtat, konnte sie es ertragen. Doch ihre Hoffnung wurde bitter enttäuscht. Edon erklärte, dass Ega noch Stunden ausbleiben werde und sie genug Zeit hätten, dem Rabenmädchen ein paar Dinge beizubringen. Die Männer lachten und Elsas Haut wurde eiskalt. Sie musste an Puja denken, die nicht gutheißen würde, was hier mit ihr geschah. Ihre Mutter würde mit einem Besen auf Elsas Peiniger einprügeln, doch weder Puja noch ein Besen waren zur Hand. Edon wühlte in ihren Röcken, zerriss, was ihm in die Finger kam und die Männer johlten vor Vergnügen.
    Elsa machte die Augen zu und wünschte sich,

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