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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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angelegtes Attentat. Doch die Ganduup haben seine Mitstreiter ausgeschaltet und ihn gefangen genommen, bevor er eine weitere Schlafende töten konnte.“
    Elsa fand das alles sehr interessant. Was sie aber am meisten beschäftigte, war die Vorstellung, wie der grobklotzige Tegga als Ganduup herumschweben würde. Das war grotesk.
    „Weißt du eigentlich, warum es wo wenige Ganduupmänner gibt?“, fragte Elsa.
    „Es gibt jetzt mehr als früher“, antwortete die Vogel-Ganduup. „Sie halten nicht lange durch, höchstens drei Jahre. Ihre Körper gehen schneller kaputt und sie leiden noch mehr unter den Schmerzen als die weiblichen Ganduup. Deswegen hat man früher fast nur Frauen verwandelt. Jetzt, da der Weg zum Paradies offen steht, wird kein Unterschied gemacht zwischen den Geschlechtern.“
    „So ist das also …“
    „Ich soll dir sagen, dass du dich beeilen sollst! Die Zeit wird knapp.“
    „Ist es wirklich so schlimm, eine Ganduup zu sein? Tut es weh?“
    Die Vogel-Ganduup nickte. So viel Kummer schwang in diesem Nicken mit, dass Elsa ganz anders zumute wurde.
    „Was ist mit Sinhine und Tegga?“, fragte die Ganduup. „Wirst du ihnen helfen?“
    „Ich kann Tegga nicht leiden. Vielleicht hätte er sich vorher überlegen sollen, ob er die Ganduup umbringen oder einer von ihnen werden will.“
    „Er wollte Bulgokar retten. Seine Heimat. Sie haben dort alles verpestet. Er wusste, dass er bei dem Attentat sterben würde, aber sie haben ihn am Leben gelassen. Ich muss jetzt verschwinden, ich spüre, dass sie kommen.“
    Die Vogel-Ganduup, von der Elsa nicht mal den Namen kannte, hatte ein zuverlässiges Gespür. Kaum war sie in einem der angrenzenden Zimmer verschwunden, kamen zwei Ganduup den Gang hinab. Ihre Gesichter wirkten wissend und gleichmütig. Sie waren weder verärgert über Elsas Langsamkeit noch misstrauisch. Es schien Elsa, als wüssten sie genau, was sich gerade auf dem Gang abgespielt hatte, aber es war ihnen egal. Elsa ging ihnen entgegen und marschierte dann wacker neben ihnen her, immer weiter der Spitze der Festung entgegen.
    „Warum lebt Tegga noch?“, fragte sie.
    „Wir bestrafen ihn. Der Tod wäre ein zu mildes Urteil für ihn.“
    „Sinhine steht auf Teggas Seite. Würdet ihr sie trotzdem zur Ganduup machen, wenn sie das wollte?“
    „Wenn du es möchtest, ja.“
    Diese Auskunft bereitete Elsa Unbehagen. Sie hatte nun wirklich keine Lust, Sinhines Schicksal in ihre Hände gelegt zu bekommen, aber klatsch – da war es jetzt. Als hätte sie keine anderen Sorgen.
    „Wohin gehen wir eigentlich?“
    „Dahin, wo es am meisten Licht gibt.“
    „Ihr mögt Licht, oder?“, sagte Elsa mehr zu sich selbst als zu den Ganduup. „Ich dachte, auf der anderen Seite des Tors gibt es kein Licht mehr.“
    „Licht und Dunkelheit sind nur von Bedeutung, wenn man auf Augen angewiesen ist.“
    Elsa dachte über diese Aussage nach, ohne aus ihr schlau zu werden, als sie eine Treppe erreichten, die sich in einem engen Kreis nach oben wand, wie im Inneren eines Turms. Sie ging herum und herum, dann mündete die Treppe in eine weite Terrasse am höchsten Punkt der Festung. Hier war Elsa noch nie gewesen. Die Sonne schien so hell, dass Elsa geblendet war. Sie hielt sich den Arm vor die Augen. Daran vorbeiblinzelnd erkannte sie mehrere Ganduup, die auf der Mauer saßen, obwohl sie es in Wirklichkeit nicht taten, und hinter ihnen war das Meer so tiefblau wie selten. So gleißend hell diese Situation auch war, sie war ernst und markierte das Ende des Weges. Der Rabe hatte Elsa so oft aus dem Verderben gerissen und jetzt stürzte er sie mitten hinein. Einen weißeren Tod als diesen konnte sich Elsa kaum vorstellen.
    „Wir wollen nicht viel reden“, sagte eine Ganduup. „Aber Holanda will dir deine Fragen beantworten.“
    Elsa hatte eine Menge Fragen. Fragen waren das, was ihr nie ausging. Doch gerade jetzt, im Angesicht ihres Todes, vermischten sich alle Fragen miteinander und es war Elsa unmöglich, eine klare Frage aus diesem Durcheinander herauszuziehen. Das musste sie aber auch nicht, denn Holanda – oder wer auch immer gerade so tat, als ob er Holandas Gedanken ausspreche – wusste besser über Elsa Bescheid, als ihr lieb war.
    „Du möchtest wissen, ob wir unsere kriegerischen Handlungen eingestellt haben“, sagte die Stimme einer Ganduup. „Ja, das haben wir. Wir konzentrieren uns nun einzig und alleine auf die Verteidigungsanlagen rund um das letzte Tor. Auch hier unternehmen wir gerade

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