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Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition)

Titel: Rabenschwärze - Der Grubenmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Kammer
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sie schickten ihn ausgerechnet in eine dieser postatomaren Welten, in denen Außengänger die Menschen daran zu hindern versuchen, sich gegenseitig mit Paradies-Strahlen zu pulverisieren. Es gibt kaum einen dümmeren Einsatzort für Außengänger im ersten Jahr. Aber Anbar vermutete, dass sich unter den Zuteilern einige befanden, die von seinem antolianischen Helden-Status gehörig die Nase voll hatten und die meinten, der Junge solle sich mal einer richtigen Herausforderung stellen. So stand ihm ein unangenehmes halbes Jahr bevor, in dem er weder nach Hause durfte noch Besuch bekommen konnte.
    Ich war nicht in der Stimmung, ihm viel Glück zu wünschen oder ihm überhaupt zu sagen, wie wichtig er in meinem Leben war. Ich war mir sicher, dass er in einem halben Jahr wieder aufkreuzen würde, und in einem halben Jahr wäre ich dann vielleicht auch in der Lage, wieder netter zu sein. Ich servierte ihm also einen Satz, von dem ich wusste, dass er ihn garantiert nicht lustig fand, und drehte ihm den Rücken zu. Das war mein Abschied von Anbar für die nächsten vierzehn Jahre. Als ich ihn wiedergesehen habe, war ich stumm und gelähmt und er war im Begriff, mir die Kehle durchzuschneiden. Ich bin froh, dass es nicht dabei geblieben ist und ich Gelegenheit hatte, einige Dinge gerade zu rücken.“
    „Was war das für ein Satz, den er nicht lustig fand?“
    „Ich riet ihm, er solle alle seine Waffen wieder mit nach Hause bringen. Paradies-Strahlen haben nämlich eine ganz unparadiesische und irreparable Wirkung auf die Männlichkeit, wenn man sich zu lange in einem verseuchten Gebiet aufhält.“
    „Ach du meine Güte. Hat es seine Männlichkeit überstanden?“
    „Du kannst dir vorstellen, dass ich das Thema ausgeklammert habe in der kurzen Stunde, die wir seither miteinander geredet haben. Aber ich bin sicher, dass er gut auf sich Acht gegeben hat. Trotzdem – frag ihn, falls du ihn tatsächlich triffst, und dann erzähl mir bitte, was für ein Gesicht er gemacht hat. Er ist in solchen Sachen typisch antolianisch humorlos. Oder war es damals. Weswegen ich keine Anspielung ausgelassen habe, die sein Feingefühl hätte verletzen können. Wer mit mir befreundet ist, muss leiden.“
    „Womit würdest du mich ärgern?“, fragte Elsa, die aussprach, was ihr gerade in den Sinn kam.
    „Oh, vermutlich würde ich mich darüber lustig machen, dass du meinen tapferen Cousin anbetest.“
    „Tue ich das?“
    „Eindeutig!“
    „Nein, ich glaube nicht. Du sagst das nur, um herauszufinden, ob es so ist.“
    „Ich bin mir sicher“, erwiderte Morawena. „Es wäre mir auch fast egal, im besten Fall tätest du mir leid, wenn ich nicht das Gefühl hätte, dass er dir in irgendeiner Weise Hoffnung gemacht haben muss.“
    Elsa spürte den Ärger in sich aufsteigen.
    „Hoffnung worauf?“
    „Sicher nicht auf eine gemeinsame Zukunft. Aber entschieden abgewimmelt hat er dich auch nicht, sonst wärst du geknickter.“
    Elsa schwieg und verwünschte sich dafür, dass sie Morawena zu diesem Verhör eingeladen hatte.
    „Nun sag schon, wie weit es gegangen ist!“, bohrte Morawena.
    „Du hast viel Fantasie.“
    „Nicht allzu weit, sonst wäre eine gewisse Frage bereits geklärt.“
    Elsa konnte kaum stillsitzen. Sie holte tief Luft und bemühte sich, höflich zu bleiben, als sie sich Morawena zuwandte und sagte:
    „Gut, jetzt weiß ich, womit du mir auf die Nerven gehen würdest. Aber du wolltest mir erzählen, wie du Nadas Bruder ins Jenseits befördert hast.“
    „Stimmt, du wolltest über Mord reden und nicht über Liebe.“
    „So ist es.“
    „Vielleicht bringe ich dich sogar nach Wenlache“, sagte Morawena. „Ich kann zwei Liebende nicht trennen.“
    „Ich weiß nicht, ob es zwei sind.“
    „Frag ihn. Er wird dir die Wahrheit sagen.“
    Bei dem Gedanken wurde Elsa heiß und kalt. Je nachdem, wie sie sich die Antwort vorstellte.
    „Also gut“, sagte Morawena, „dann komme ich auf meine Mordgeschichte zurück. Anbar war an dem Morgen unerreichbar und Nada war zwei Tagesritte weit entfernt. Natürlich hätte ich nach Trotz fliegen können, dann hätte ich ihm eben die ganze Rabengeschichte erzählt, aber dummerweise habe ich es nicht getan. Ich war zu sehr auf Rache gebürstet. Ich wollte nicht über meinen Kummer reden, ich wollte ihn nicht ertragen, ich wollte ihn ausmerzen. Mit einer Tat.
    Ich hatte zweifelhafte Kontakte, die ich immer aufrecht erhalten hatte, um mir eine Hintertür offen zu lassen. Das Leben am Hof

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