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Rabenvieh (German Edition)

Rabenvieh (German Edition)

Titel: Rabenvieh (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Anhofer
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auseinandersetzen zu können. Damit war unser Gespräch auch weitgehend beendet.
    Es verging kaum ein Tag, an dem sie mich nicht anrief und sich nach meinem Befinden erkundigte und mich fragte, ob ich es mir schon überlegt hätte. Ich war dermaßen hin und hergerissen, denn einerseits hasste ich diese Frau so sehr, andererseits zeigte sie mir jetzt aber auch, dass sie sich um mich sorgte und ausgesprochen lieb zu mir sein konnte.

    Ich willigte ein. Wenige Tage, nachdem ich eingewilligt hatte, saßen wir gemeinsam im Büro ihres Bankberaters und suchte um ein Darlehen an. Aufgrund meines geringen Einkommens war es alles andere als einfach ein Darlehen zu erhalten, und erst recht in dieser Höhe. Meine Pflegemutter bat mich darum, niemanden darüber in Kenntnis zu setzen, dass ich für sie um ein Darlehen ansuchte und so gab ich gegenüber dem Bankberater als Grund für diesen Kreditwunsch an, dass ich die Fenster in meiner Wohnung dringend erneuern lassen müsste. Der Bankberater war von meinem Kreditwunsch alles andere als begeistert. Man musste schließlich auch kein Rechengenie sein, um feststellen zu können, dass ich selbst bei niedrigster Rückzahlungsrate das Ganze kaum finanzieren konnte. Meine Pflegemutter beteuerte gegenüber ihrem langjährigen Bankberater mehrmals, dass, sollte ich nicht in der Lage sein, meinen monatlichen Verpflichtungen nachzukommen, sie für mich einspringen würde. Als Bürge kam sie für die Bank jedoch nicht infrage, da hierfür ihr Einkommen zu niedrig war, was ihr ja auch mehr als Recht war, denn schließlich durfte ja niemand davon wissen. Die Bank räumte sich Bedenkzeit ein.

    Einige Tage nach unserem Besuch bei der Bank klingelte mein Telefon. Der Bankberater überbrachte mir die »freudige« Nachricht, dass das Ansuchen meines Darlehens positiv erledigt werden könne, sofern ich damit einverstanden wäre, eine Versicherung abzuschließen und ein Gehaltskonto bei ihnen zu eröffnen. Sollte ich damit einverstanden sein, bräuchte ich für die Formalitäten nur vorbeikommen. Bereits einen Tag später saß ich mit meiner Pflegemutter bei der Bank und unterzeichnete den Darlehensvertrag. Um die Rückzahlung machte ich mir tatsächlich kaum Gedanken, da meine Pflegemutter mir in den vorangegangenen Gesprächen mehrmals versicherte, dass sie selbstverständlich für das gesamte Darlehen aufkommen und die monatlichen Raten an die Bank überweisen würde. Ich gab ihr eine Chance, indem ich auf ihr Wort zählte. Die Formalitäten waren soweit erledigt. Da ich, wie ich meinte, die Fensterfirma in bar zahlen müsste, händigte mir die Frau am Schalter den gesamten Kreditbetrag aus. Ehe wir die Bank verließen, übergab ich meiner Pflegemutter noch im Foyer das ganze Bündel Geld, das die Schalterdame zuvor in eine Papiertüte gesteckt hatte. Sie bedankte sich dafür und versicherte mir abermals, dass ich mir um die Rückzahlung keinerlei Gedanken machen müsste.
    Es vergingen Tage, Wochen, an denen ich nichts von meiner Pflegemutter hörte. Kein Anruf mehr, wie es mir ginge. Nichts! Es kränkte mich zutiefst, aber wenigstens würde sie Wort halten und die Raten an die Bank überweisen, dachte ich.
    Drei Monate später. Ich hatte seit Langem wieder einmal einen freien Tag, an dem ich eigentlich vorhatte, mal so richtig auszuschlafen. Jedoch läutete es schon am frühen Vormittag an meiner Wohnungstür. Im Halbschlaf wandelte ich zur Tür und sah durch den Türspion. Es war der Briefträger. Ich öffnete ihm. Er überreichte mir einen eingeschriebenen Brief, für dessen Übergabe er eine Unterschrift von mir benötigte. Der Absender ließ nichts Gutes erahnen. Ich setzte mich auf meinen Plastikstuhl in der Küche und öffnete den Brief. Ich war schlagartig munter, als ich las, dass ich bereits mit zwei Kreditraten im Verzug sei. In dem Schreiben wurde ich aufgefordert, den Rückstand umgehend zur Einzahlung zu bringen. Ich fiel aus allen Wolken. Ich sprang von meinem Sessel, griff zum Telefonhörer und rief meine Pflegemutter an. Von dem fürsorglichen und freundlichen Verhalten ihrerseits vor einigen Wochen war nicht mehr viel übrig geblieben. Ich spürte ihre Ablehnung, sie versuchte zu beschwichtigen und mich mit einem »es tut mir leid, es war mir bisher finanziell nicht möglich«, abzuspeisen. Ich bat sie inständig darum, nun nicht wortbrüchig zu werden. Doch zu meinem Entsetzen fragte sie mich dann auch noch, ob ich nicht die beiden ausständigen und auch zukünftigen Raten in

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