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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Seite des Tors, und Hennea bemerkte, was ihm aufgefallen war - dort gab es Linien im lockeren Boden, als hätte jemand gerade erst einen Rechen benutzt.
    »Nein, es ist zu still«, widersprach Toarsen. »Eine Stadt, die noch lebt, ist niemals so still, Kissel. Nicht einmal eine kleine Stadt wie Leheigh. Und den Lärm von Taela kann man meilenweit hören.«

    »Es ist Magie«, sagte Jes leise. »Die Stadt wurde so gelassen, wie sie war. Das sagt der Hüter jedenfalls.«
    »Er war schon einmal hier?« Tier warf seinem Sohn einen überraschten Blick zu.
    Hennea war ebenfalls verblüfft. Sie wusste, dass der Hüter sich an Dinge erinnerte, die er eigentlich nicht hätte wissen sollen, nicht, wenn die Weisung nach dem Tod des vorherigen Hüters, der sie getragen hatte, geläutert worden war. Inzwischen nahm sie an, dass ein großer Teil der Probleme bei der Hüterweisung vielleicht von solchen Überresten verursacht wurde.
    Wenn das wirklich zutraf, dann mussten sie und Seraph unbedingt das Rätsel der Edelsteine mit den Weisungen lösen, denn das würde ihnen vielleicht auch eine Möglichkeit geben, die Weisung des Hüters für ihren Träger ungefährlicher zu machen. Nicht, weil Hennea Jes oder den Hüter verändern wollte, sondern damit sie in Sicherheit waren. Aber wenn der Hüter von Colossae wusste, dann ging es nicht nur um Teile des vorherigen Trägers, die noch an der Weisung hingen - dann war dieser Hüter der erste seiner Art, einer der Überlebenden von Colossae.
    Jes starrte lange genug demonstrativ zu Boden, dass sie schon glaubte, er habe keine Antwort auf Tiers Frage. Aber schließlich sagte er: »Er weiß es nicht. Er erinnert sich nur, dass die Zauberer die Stadt so ließen, wie sie war.«
    »Gehen wir weiter«, sagte Phoran mit der Ungeduld eines jungen Mannes, was Hennea daran erinnerte, dass der Kaiser zwar sehr klug war, aber nur ein paar Jahre älter als Jes. »Sehen wir uns diese Zaubererstadt einmal an.«
    Tier erhob sich und starrte noch einmal die Rillen an, die mit dem Rechen in den Boden gezogen worden waren, ehe er nickte. »Also gut. Lockert eure Schwerter, Jungs, wenn ihr welche habt. Seid wachsam. Vergesst nicht, dass die Reisendengeschichten
berichten, dass hier etwas Böses lauert. Es mag in Fesseln liegen, aber die Reisenden trauten diesen Bindungen nicht.«
    Jes wartete nicht auf die anderen, sondern ging zu dem geschlossenen Koppeltor und sprang darüber hinweg, und sein Hund folgte ihm. Seraph führte ihr Pferd durch das offene Tor auf der anderen Seite.
    Hennea blieb noch zurück. Sollten Jes und Seraph doch vorgehen, sie würde die Nachhut bilden. Es gab auch noch andere, die an Sicherheit dachten. Sie bemerkte, dass Toarsen sich vor Phoran gesetzt hatte und Kissel dem Kaiser folgte. Da Rinnie wie üblich neben Phoran ritt, waren die Verwundbarsten in ihrer Gruppe zumindest gegen körperlichen Schaden geschützt. Rufort und Ielian sahen Hennea an, und sie winkte sie weiter.
    Lehr wartete.
    »Geh schon«, sagte sie.
    Er lächelte. »Ich werde Jes nicht sagen, dass ich seine Freundin die Nachhut übernehmen ließ.«
    »Ich kann auf mich selbst aufpassen!«, verkündete sie steif.
    »Zweifellos«, stimmte er zu und blieb mit seiner Fuchsstute stehen, wo er war.
    Sie lächelte kopfschüttelnd, aber schließlich trieb sie ihren Wallach vor ihm durch das Koppeltor.
    Der schmale Eingang brachte sie zu einem großen Platz, der mit dem gleichen rötlichen Stein gepflastert war, aus dem die Mauern bestanden. Wasser hatte sich zwischen den Steinen gesammelt und spritzte unter den Pferdehufen auf.
    Die kleinen Häuser, die rings um den Platz standen und sich an schmalen Straßen entlangzogen, zeigten aus der Nähe einige der Anzeichen von Alter, die Hennea erwartet hatte, als sie auf die Stadt zuritten. Das Holz von Türen und Fenstern war gerissen, und hier und da lugte Unkraut zwischen den
Pflastersteinen hervor. Dächer sahen aus, als brauchten sie schon seit Jahrzehnten neues Stroh. Aber eben nur seit Jahrzehnten und nicht seit zehn Jahrhunderten.
    Als Hennea und Lehr eintrafen, waren alle anderen schon abgestiegen und sahen sich um.
    »Es wirkt immer noch nicht verlassen genug.« Phoran tätschelte zerstreut den Hals seines Pferds. »Es gibt Viertel in Taela, die schlimmer aussehen als das hier.«
    »Und es stinkt nicht«, ergänzte Toarsen.
    Lehr sprang vom Pferd und wanderte zu einem der Häuser. »Ich kann die Tür nicht öffnen«, stellte er überrascht fest.
    »Ist sie

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