Race into my Heart
auch übertrieben, Jordan, immerhin ist Hel kein Kind
mehr und kann selbst entscheiden, was sie trinkt und was nicht«,
wendet sich Bryce an seinen Bruder.
Jordan
knurrt. »Ich finde es nicht übertrieben, sondern ‚gesund
besorgt‘ , aber wenn sie unbedingt Kaffee möchte, dann
soll sie welchen bekommen.«
Ich
seufze. »Nein, ich brauche wirklich keinen Kaffee«,
versuche ich, ihn zu beschwichtigen, denn Streit ist das Letzte,
worauf ich irgendwelchen gesteigerten Wert lege. »Doch, du
bekommst Kaffee«, motzt er.
»Warum
machst du denn jetzt so ein Fass auf, Jordan?«, will Bryce
wissen. »Ich mache kein Fass auf, aber niemand hier versteht,
dass ich einfach besorgt bin«, antwortet Jordan gereizt.
Ich
nehme die Tabletten und spüle sie mit dem Glas Wasser herunter.
»Ich habe keine Lust auf Streit, deshalb gehe ich besser nach
Hause«, sage ich leise und stehe auf.
»Oh
du bleibst sitzen, junge Miss«, erwidert Jordan, kommt zu mir
und drückt mich wieder auf den Stuhl.
»Jordan,
hör mit dem Scheiß auf. Ich bin kein Kind mehr und will
nicht so behandelt werden, bloß, weil ich einen Unfall hatte.
Das hätte jedem passieren können!«, herrsche ich ihn
an, schiebe seine Hände weg und erhebe mich wieder.
»Es
ist aber dir passiert und … du hättest dabei sterben
können!«, schreit er mich an, dabei hat er wässrige
Augen. Ich starre ihn perplex an. »Ich lebe aber noch und du
musst ...«, ich verstumme, weil mir mit seiner ersten
kullernden Träne sämtliche Worte entfallen sind, die ich
sagen wollte.
»Ich
habe Angst um dich, ich hätte dich verlieren können, bevor
es überhaupt richtig angefangen hat! Du wärst einfach weg
gewesen und ...« Er spricht nicht weiter, weil ich ihn mit
meinem Kuss unterbreche, nachdem ich ihn zu mir herunter gezogen
habe. Ich spüre, dass er verkrampft ist, dass er wirklich Angst
um mich hatte und einfach nur besorgt ist, deshalb kann ich ihm auch
diesen komischen Auftritt verzeihen. Nachdem ich meine Lippen von
seinen gelöst habe, umarme ich ihn. »Ich liebe dich«,
flüstere ich.
»Ich
dich auch«, schnieft er.
Es
ist das erste Mal, dass ich einen Mann weinen sehe, wegen mir weinen
sehe. Sanft streichele ich seine Wange. »Ich sollte nach dem
Frühstück sehen«, raunt Jordan, nachdem er sich
beruhigt hat, und löst sich von mir. Dann geht er zurück an
den Herd und verteilt das Rührei auf den Tellern, außerdem
den Speck. Er bringt uns unser Frühstück, holt sich seines
und setzt sich zu Bryce und mir an den Tisch. Wir schweigen alle,
während wir essen.
~
~ ~
Nachdem
ich eine Stunde gelegen habe, als Jordan mich nach dem Frühstück
wieder ins Bett geschickt hat, geht es meinem Kopf nicht viel besser.
Er sitzt bei mir und mustert mich besorgt. »Sollen wir nicht
besser zum Arzt fahren?«, fragt er.
Ich
schüttele den Kopf. »Nein, das müssen wir nicht. Es
ist normal, dass ich nach einer schweren Gehirnerschütterung und
so weiter, so häufig Kopfweh habe, das legt sich noch«,
antworte ich leise, denn schon normal zu sprechen, verursacht ein
unangenehmes Pochen hinter meinen Augen.
»Wir
verschieben die Spritztour, ich möchte, dass du dich ausruhst
und gesund wirst, bevor ich dir mit Nervenkitzel komme«,
beschließt er.
»Okay,
Daddy«, gebe ich sarkastisch zurück.
»Höre
ich da Sarkasmus in deiner Stimme, junge Miss?«, hakt er nach.
»Natürlich
nicht«, grinse ich unschuldig. »Na gut, ich denke, diese
Augen können nicht lügen«, grient er und streichelt
meine Wange.
Der
Streit steht zum Glück nicht zwischen uns, sonst wäre der
Tag wirklich gelaufen und ich hätte keine große Lust, noch
hier zu bleiben. Er legt sich zu mir, zieht mich in seinen Arm und
krault meinen Nacken. »Es tut mir leid, dass ich vorhin so aus
der Haut gefahren bin«, flüstert er.
»Jetzt,
wo ich weiß, was in dir vorgeht, musst du dich nicht
entschuldigen«, erwidere ich nicht lauter. Er seufzt. »Es
tut mir trotzdem leid, ich wollte dich nicht anschreien oder mich
aufspielen, aber …« Jordan schluckt. »Ich hatte
wirklich verdammt viel Angst um dich, habe täglich an deinem
Bett gesessen und gemerkt, dass ich dich an meiner Seite haben
möchte. Mein Leben lang.«
Seine
Worte lösen ein unglaubliches Gefühl von Wärme in mir
aus und lassen mich lächeln, allerdings möchte ich den
Moment nicht mit Worten zerstören. Eine Weile liegen wir einfach
so da, dabei kuscheln wir miteinander und immer wieder berühren
seine weichen Lippen meine Stirn, meine Schläfe
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