Rache - 01 - Im Herzen die Rache
Schritt zurück und blickte sich um, doch alles war reglos und dunkel. Als sei er vom Erdboden verschluckt. »Zach? Okay. Das ist nicht lustig. Komm raus. Du weißt doch, dass ich Angst im Dunkeln habe. Du hast gewonnen.«
Nichts. Außer – knackste da rechts nicht ein brechender Zweig? Sie wirbelte herum. »Zach? Hör schon auf damit! Komm raus!« Ihr Lachen klang jetzt ängstlich. Die Fußstapfen, die sie im Schnee hinterlassen hatten, schienen im Mondschein zu leuchten, und einen Augenblick lang meinte sie, von irgendwoher Gelächter zu hören – nicht Zachs, sondern das helle silberne Trillern eines Mädchens. Aber nein. Es musste der Wind gewesen sein. »Zach?!«
Wumm! Er kam aus dem Nichts angesaust – er musste andersherum ums Haus gegangen sein – und warf sie zu Boden, wobei er ihr gleichzeitig eine Handvoll Schnee hinten in das Sweatshirt steckte. Sie quiekte und zappelte, als das eisige Nass auf ihrer nackten Haut brannte. Dann lagen sie beide keuchend auf dem Rücken und sahen hinauf zu den Sternen.
»Gibst du schon auf?« Zachs Stimme war leise und sie spürte seinen Atem heiß auf ihrer Haut. »Ich habe mehr von dir erwartet, Em.« Sie konnte sein Rasierwasser riechen – irgendwas mit Moschus, aber trotzdem frisch, wie der Duft nach Pinien. Sie waren sich so nah, sie hätte sich nur zur Seite drehen müssen …
»Ach, das war doch noch gar nichts«, erwiderte sie, ohne überhaupt darüber nachzudenken. Sie räusperte sich und versuchte, etwas Abstand zu ihm herzustellen, indem sie aufstand und sich den Schnee von ihrer feuchten Jogginghose klopfte.
»Das glaube ich.« In seinen Augen spiegelten sich winzige Lichtpunkte, als er zu ihr aufsah. Ems Magen vollführte eine komplette Drehung. Merkte er denn gar nicht, was er mit ihr machte?
»Wart’s nur ab, McCord«, antwortete sie und boxte ihm sanft gegen den Arm, als auch er sich erhob. »Ich fahr jetzt nach Hause und baue eine Schneeschleuder, die wird dir das Hirn wegblasen.« Damit lief sie eilig über den verschneiten Rasen davon.
Und dann, gerade als sie ins Auto steigen wollte, rief er ihr nach: »Noch mal danke, dass du vorbeigekommen bist, Em. Es war schön, dich zu sehen!« Sie wandte sich um, eine Antwort auf den Lippen – und sah eine weiße Kugel durch die Luft auf sich zuzischen, die sie direkt in die Rippen traf. Zach streckte schadenfroh eine Siegerfaust in die Höhe. »Volltreffer!«
Sofort sauste sie zurück. Knallte in ihn hinein. Und nach dem weiteren Bruchteil einer Sekunde (einem Moment, der sich anfühlte wie eine Ewigkeit in Endlosschleife – Zeit genug, es sich anders zu überlegen, Zeit genug, Nein zu sagen, einen Schritt zurückzutreten, Zeit genug, all das zu tun, was sie nicht tat) küsste sie ihn.
Als sich ihre Körper aneinanderpressten, spürte sie seine Gürtelschnalle durch den Mantel auf ihrem Bauch. Er biss ihr sanft auf die Unterlippe. Sie umfasste seinen Nacken. Der Kuss war voller Leidenschaft, leidenschaftlicher als alle anderen Küsse in ihrem Leben.
Viel zu schnell war er vorbei. Er ließ sie los, schob ihr das Haar aus den Augen und beugte sich dann noch einmal vor, um an ihrem Ohr zu knabbern. Ems ganzer Körper fühlte sich an, als stünde er in Flammen.
»Wow«, hauchte er ihr ins Ohr und trat dann einen Schritt zurück, um sie anzusehen, die Arme noch immer um ihre Taille gelegt. Em lachte nervös und hätte in diesem Augenblick sonst was darum gegeben, seine Gedanken lesen zu können.
»Ja.« Sie schluckte. Und sah sich dann um, weil sie plötzlich das Gefühl hatte, dass sie jemand beobachtete. (Was natürlich Blödsinn war: Wer sollte schon am Weihnachtsabend um neun auf Zachs abgeschiedenem Grundstück auf der Lauer liegen?)
Zachs Daumen malten Achten auf ihrem Rücken. Und in diesem Moment wollte Em nur noch eins: sich auf sein Sofa kuscheln, küssen und miteinander reden. Sie wollte, dass er mit den Fingern durch ihr Haar fuhr. Sie wollte ihm erzählen, dass sie Cordy immer noch in ihrem Bett schlafen ließ und dass sie nie vergessen würde, was er damals auf dem Jahrmarkt zu ihr gesagt hatte.
Doch Zach wich zurück. »Du musst jetzt nach Hause, kleiner Weihnachtself. Meine Mom und Tim kommen jeden Moment heim und …«
Die Enttäuschung traf sie mit Wucht, wie eine eiskalte Mauer stürzte sie plötzlich auf sie ein. Doch Em versuchte, trotzdem fröhlich zu klingen. »Ja, klar. Okay.« Sie hätte so schrecklich gern gewusst, wann sie sich wiedersehen würden und was ihr Kuss zu
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