Rache - 01 - Im Herzen die Rache
grinste sie zwischen zwei Bissen Schweinefleisch Chop Suey an. »Große Worte.«
Einen Tag nach Zachs Nachricht schwebte Em noch immer wie auf Wolken. Ihre und JDs Familien trafen sich traditionell am Abend vor Weihnachten, bestellten sich riesige Mengen chinesisches Essen nach Hause, tranken zusammen Eierlikör und sangen Weihnachtslieder, während sie dabei den Winter’schen Baum schmückten (die Founts erledigten das bereits Wochen zuvor – Mrs Fount gehörte zu den Leuten, die einen ganzen Schrank voll mit Weihnachtsdeko besaßen). Zugegeben, Frühlingsrollen und Eierlikör waren eine außergewöhnliche und kulinarisch gewagte Kombination, doch es war die einzige Methode, die Em kannte, um wirklich in Festtagsstimmung zu kommen.
Sobald der Weihnachtsbaum geschmückt war, verzogen sich Em und JD ins Fernsehzimmer, um Emmet Otter’s Jug-Band Christmas zu gucken, während JDs kleine Schwester Melissa loszog, um mit all ihren neuen Freundinnen aus der Middleschool den neuesten Klatsch auszutauschen, und ihre Eltern aufräumten und sich unterhielten.
Em schaltete in den Beinahe-komatösen-post-Nahrungsaufnahme-Modus und machte es sich auf dem Sofa gemütlich. JD – der an diesem Abend in seinem, wie er es nannte, »Hugh-Hefner-Jackett« (einem weinroten Samtblazer, über den Em sich vor Lachen überhaupt nicht mehr einkriegen konnte) bei den Winters erschienen war – jonglierte mit den Fernbedienungen und versuchte, die Lautstärke am Fernseher leiser zu stellen. Mit seiner Brille, die ihm die Nase herunterrutschte, und seinen in diverse Himmelsrichtungen abstehenden Haaren sah er aus wie ein verrückter Professor aus den Vierzigern. Gerade als der Vorspann begann, fing Ems Handy an zu blinken und zu summen.
»Ooh, wer kann das denn sein?«, stöhnte sie und versuchte, sich mithilfe ihrer Füße das Telefon in die Hand zu bugsieren. »Reichst du mir mal mein Handy, Mr Hefner?« Doch noch während sie die Worte aussprach, kam ihr der Gedanke, dass es Zach sein könnte, und sie setzte sich blitzschnell aufrecht hin.
»Wow, ich hatte ja keine Ahnung, dass du dich nach einer Portion Hühnchen süß-sauer noch so rasend schnell bewegen kannst«, sagte JD und streckte eine Siegerfaust in die Luft, als er endlich herausfand, welche Fernbedienung zum Lautsprechersystem gehörte. Beschwingte Trompetenklänge ertönten im Hintergrund, als Em ihr Handy aufklappte. Tatsächlich meldete das Display eine neue SMS – von Zach.
Was machst du gerade? Lust, mir beim Lichteraufhängen zu helfen?
Em lief rot an und ihr Herzschlag beschleunigte sich zu einem lauten Brummen. Man simste am Weihnachtsabend kein Mädchen an, wenn man nicht wirklich auf sie stand.
Mit einem verstohlenen Blick auf JD, der jetzt dabei war, seine Beine in eine Decke zu packen und sich am entgegengesetzten Ende des Sofas einzukuscheln, simste sie zurück: Chille bloß zu Hause – bin gleich bei dir. Ihre Hände waren ganz feucht; die Finger rutschten von den Tasten.
»Ich muss noch mal weg«, sagte sie plötzlich und versuchte, so normal wie möglich auszusehen. Sie kam sich mies dabei vor, JD allein zu lassen. Aber es war Weihnachten und sie half schließlich bloß einem Freund, sonst nichts.
»Waaas …? Du hast so viel Schiss vor den verdammten Ottern?«, fragte JD, der offensichtlich glaubte, sie würde scherzen. Er brach in lautes Protestgeheul aus, als sie vom Sofa aufstand und auf die Tür zuging, die zur Küche führte. Sie sprach mit ihren Eltern und JD gleichzeitig.
»Ich muss Zach bei etwas helfen«, verkündete sie, ohne das weiter zu präzisieren. »Ihr wisst schon, Jungs. Ohne ihre Freundin kriegen sie einfach nichts gebacken.«
»Ach, ist Gabby nicht da?«, erkundigte sich Ems Mom, obwohl Em sich sicher war, dass sie es mindestens zweimal erwähnt hatte (und wenn nicht, hatte Gabby das bestimmt getan).
»Ja – Zach weiß scheinbar nicht, wie man Lichterketten aufhängt.« Em brachte es nicht übers Herz, JD noch einmal anzuschauen; sie wollte seine Enttäuschung nicht sehen. Sie wusste, dass er nicht gerade ein Fan von Zach war. Genau genommen mochte JD eigentlich keinen ihrer Freunde wirklich. Das war ihr einziger richtiger Streitpunkt: Er behauptete, sie würden ihn ignorieren. Und Em warf ihm vor, gegenüber jedermann herablassend zu sein, der regelmäßig auf Partys eingeladen wurde und dort auch hinging.
»Sind Zachs Eltern zu Hause?«, erkundigte sich Ems Mom.
»Ich weiß nicht. Ja. Vielleicht. Hat er nicht gesagt. Ich
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