Rache - 01 - Im Herzen die Rache
war besser, es Gabby persönlich zu sagen. Besonders angesichts dieser speziellen Situation. Besonders weil es um Gabby ging, die ihnen beiden so viel bedeutete. Na also. Er hatte sich Gedanken darüber gemacht. Zum Teufel mit JD und seiner arroganten Einstellung. Sie wusste schon, was sie tat.
»Tut mir leid wegen der Unordnung«, entschuldigte Zach sich und ließ sich auf dem Sofa nieder, vor dem etliche Pappkartons standen. Kleidungsstücke, Bilderrahmen und Bücher waren in scheinbar zufälliger Anordnung überall im Raum verteilt.
»Was ist denn das alles?« Em kniete sich neben einen Stapel in Leinen gebundener Bücher. Sie liebte alte Bücher – ihren staubigen Geruch, ihre schweren Seiten, die verschiedenen Einträge und Widmungen, die ihnen häufig eine eigene Persönlichkeit verliehen.
»Ach, ich seh bloß ein wenig alten Kram durch«, antwortete Zach.
»Die sind ja fantastisch, Zach.« Em war auf einen Haufen Life- Magazine gestoßen, aus edlem festem Papier und mit großformatigen Schwarz-Weiß-Fotografien.
»Ja, voll die schönen Zeitschriften, was? Sie waren … sie haben meinem Dad gehört«, sagte er leise.
»Oh, wow.« Em wusste nicht recht, was sie sagen sollte. Sie erinnerte sich noch daran, dass Zach mit Claire Levin zusammen gewesen war, als seine Mom wieder geheiratet hatte – ungewöhnlich schnell, wie es schien, weniger als ein Jahr, nachdem Mr McCord gestorben war. Em hatte zufällig mitbekommen, wie Claire in der Umkleide erzählte, dass das ganze Event »ziemlich seltsam gewesen war, wie eine oberpeinliche Szene in einer Reality-Show«.
»Ja, er stand total auf Fotoreportagen. Deswegen haben wir haufenweise von diesen Büchern und Zeitschriften unten. Plus seine ganzen Klamotten … Mein Stiefvater will den Keller ein bisschen entrümpeln, um Platz für einen Billardtisch zu machen. Ich sortier bloß schon mal nach Was-wird-behalten und Was-kommt-weg.«
Em nickte und legte den Kopf ein wenig zu Seite, sagte aber nichts.
»Ist irgendwie nicht so einfach.« Sofort räusperte er sich. »Aber es wird bestimmt cool, da unten einen Billardtisch zu haben. Ich steh auf Billard.«
»Dann ist es ja gut«, erwiderte Em leise.
»Ich muss es dir unbedingt mal irgendwann beibringen.« Er grinste, ohne sie jedoch dabei anzusehen, griff nach einem dunkelblauen grob gestrickten Pullover und hielt ihn vor sich in die Höhe.
»Der kommt hoffentlich auf den Behalten-Stapel«, sagte Em. »Er würde dir bestimmt gut stehen.«
Zach blinzelte und senkte den Blick, während er den Pullover auf den Knien zusammenlegte. Em konnte fast spüren, wie er sich selbst in dem alten Teil seines Vaters sah. Verflixt.
»Ach, was soll’s«, sagte sie. »Weißt du was? Wir sollten shoppen gehen. Irgendwas Neues kaufen! Morgen. Wir könnten in die alte Mall fahren oder vielleicht sogar einen kleinen Ausflug nach Portland unternehmen. Das wäre doch lustig!«
»Einverstanden«, antwortete Zach lächelnd und legte den Pullover zur Seite. Sie setzte sich neben ihn auf das Sofa und er fuhr ihr mit der Hand durchs Haar. »Ich mag es, wie deine Haare sich anfühlen. So glatt und weich. Ich könnte sie den ganzen Tag lang streicheln.«
Em wurde rot und stellte automatisch im Geist einen Vergleich zwischen ihren aalglatten Strähnen und Gabbys wippenden Locken an, auf die sie schon immer neidisch war. In der Junior Highschool hatte Gabby Em einmal angeboten, ihr die Haare für eine Party in Locken zu legen. Mit grauenhaftem Ergebnis – Ems längliches Gesicht mit den großen Augen sah inmitten des aufgetürmten Helms aus haarsprayfixierten dunklen Locken wie Marge Simpson aus. »Trotzdem«, hatte Gabby gesagt und die Dusche angestellt. »Für deine Haare würde ich jederzeit töten.« Und dann hatte sie summend und tanzend ihr Make-up aufgefrischt und gewartet, bis Em die Locken und das Haarspray wieder ausgewaschen hatte.
Und Zach schien ihr schlichter Haarschnitt mit dem Mittelscheitel offensichtlich zu gefallen. Ein Anflug von Genugtuung überkam sie. Sie sprang praktisch auf ihn drauf, presste seine Schultern ins Polster der Couch und begann, ihn heftig zu küssen. Und er erwiderte ihre Küsse mit derselben Leidenschaft.
Umso schlimmer war es, als sie, keine fünf Minuten später, die typische heitere Melodie von Gabbys Klingelton hörte, die von ihrem Handy kam, das irgendwo unter den Kissen begraben war.
»Mist, ich muss da rangehen«, sagte sie und befreite sich aus Zachs Umarmung.
»Ohhhh, was kann denn
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