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Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Rache - 01 - Im Herzen die Rache

Titel: Rache - 01 - Im Herzen die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Miles
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ja, dass jeder irgendwann das kriegt, was er verdient.
    Em schauderte. Hoffentlich nicht.

Kapitel 18
    Unter Tränen und in hysterischem, gedrücktem Tonfall hatte Ty Chase gebeten, sie an der Piss-Brücke zu treffen. Er war sofort einverstanden gewesen.
    Er kam sich ohnehin schon wie ein Schwächling vor.
    Ein Teil von ihm wünschte sich die Kraft, dort aufzulaufen und ihr so richtig die Meinung zu sagen – sie eine miese kleine Schlampe zu nennen und dann ein für alle Mal mit ihr durch zu sein. Nach dieser Sache würde sie ihn nicht wieder bezirzen. Er würde nie vergessen, wie es sich anfühlte, dem Gespött der Leute ausgeliefert zu sein – feucht, kalt und klebrig, als betatschten einen Hunderte dreckverschmierter Hände gleichzeitig.
    Doch ein anderer Teil von ihm, der Teil, der unter dem Einfluss dieser quälenden Traurigkeit in seiner Brust stand, und der Erinnerung daran, wie es war, in Tys Augen zu blicken, fürchtete sich. Hatte Angst davor, dass er, wenn er sie tatsächlich aus seinem Leben auslöschte – wozu er absolut jedes Recht hatte und was er wirklich tun sollte –, nicht nur sie, sondern auch ein Stück von sich selbst verlieren würde. Durch Ty hatte Chase ein paar flüchtige Blicke darauf werfen können, wie es sein würde, außerhalb der Beschränkungen permanenter Unsicherheit zu leben. Er war lockerer geworden.
    Er hatte sich glücklich gefühlt.
    Und dann hatte sie ihm alles auf einen Schlag wieder entrissen. Sie hatte ihn dazu gebracht, ein Risiko einzugehen, und das war nach hinten losgegangen. Genau aus diesem Grund ergriff er normalerweise alle erdenklichen Vorsichtsmaßnahmen, plante die Dinge bis ins kleinste Detail, studierte wie ein Besessener sein Playbook. Weil es dich in der Sekunde, in der du die Kontrolle verlierst – oder schlimmer noch, sie aufgibst – erwischt.
    Es schneite, als Chase zur Piss-Brücke fuhr, und es war beinahe, als ließe die eisige Luft seine Gedanken gefrieren, sodass es noch schwieriger wurde, sich zu konzentrieren. Er hatte Angst, verrückt zu werden. Er nahm sein Handy heraus, um Em anzurufen; er musste ihr sagen, dass er sie nicht auf dem Footballfest treffen konnte, doch er hoffte auch, es würde ihn vielleicht beruhigen, eine menschliche Stimme zu hören. Es hob niemand ab. Seine Gedanken waren heute Abend so durcheinander, dass er sich anschließend nicht einmal mehr daran erinnerte, was er auf die Mailbox gesprochen hatte.
    Er hatte keine Ahnung, warum Ty ihn ausgerechnet oben an der Brücke treffen wollte, keine Ahnung, was er sagen, wie er ihr erklären würde, dass sie im Grunde genommen sein ganzes Leben zerstört hatte. Er wollte es nur irgendwie hinter sich bringen. Einen Schlussstrich ziehen. Und dann weiterleben, nach vorne blicken. Das war es, was er brauchte. Einen Schlussstrich.
    In dem Moment, als er Ty erblickte, wusste er jedoch sofort, dass es nicht einfach werden würde, wütend zu sein und ihr die Tragweite ihres Verrats klarzumachen. Sie sah atemberaubend schön aus in der mondbeschienenen Schneenacht. Es schien, als würden ihre Augen von Scheinwerfern angestrahlt und als sei ihr wallendes rotes Haar mit goldenen Strähnen durchwoben; ihre weißblonde Locke sah beinahe aus, als würde sie leuchten. Sie trug ein langes dunkelrotes Kleid, das im Wind flatterte, lehnte am Brückengeländer und betrachtete den Verkehr unterhalb. Als er aus dem Wagen stieg, drehte sie sich dankbar zu ihm um.
    »Ich bin ja so froh, dass du gekommen bist, Chase«, sagte sie mit sanfter Stimme.
    »Ja, ich bin gekommen.« Chase ging langsam auf sie zu. Es gab nur eine einzige Frage, auf die er eine Antwort wollte. Er räusperte sich und fragte dann, unbeherrschter, als er es selbst erwartet hätte: »Warum, Ty? Warum hast du diese Sachen öffentlich ausgehängt? Ich war – ich war nett zu dir. Ich dachte wirklich, da wäre etwas zwischen uns. Was hattest du für einen Grund, das zu tun?«
    »Ich bin ein schrecklicher Mensch«, antwortete Ty. Sie war auf seltsame Weise ruhig, so wie nur jemand, der wahnsinnig ist, es sein kann. Sie verzog keine Miene. Ihre Lippen bildeten eine schmale Linie. »Ich bin scheußlich und deiner Liebe völlig unwürdig. Tut mir leid.«
    »Du hast mir immer noch keinen Grund genannt«, erwiderte Chase und ballte eine Faust. »Ich frage dich, warum? Womit habe ich das verdient?«
    »Ich wünschte wirklich, es wäre alles anders, Chase«, antwortete sie in demselben noch immer beängstigend gleichförmigen Tonfall. »Ich

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