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Rache auf leisen Pfoten

Rache auf leisen Pfoten

Titel: Rache auf leisen Pfoten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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verschob.
    Die Vordertür ging auf, und ein gut gebauter Mann von durchschnittlicher Größe stand da, das Licht fiel von hinten auf ihn. Er hatte dichtes stahlgraues Haar, ein kantiges Kinn, breite Schultern. Er breitete die Arme aus, als er an den Schalter trat.
    »Knuddel!«
    Miranda blinzelte, musterte den Mann, warf den Besen beiseite und beeilte sich, die Trennklappe zu öffnen. Sie umarmte ihn. »Tracy Raz!«
    »Herrje, ist das schön, dich zu sehen.« Er nahm sie in die Arme, hielt sie einen Augenblick von sich, umarmte sie dann wieder. »Du siehst wie das Mädchen aus, das ich auf der Highschool zurückließ.«
    »Du Schwindler.«
    Mrs Murphy sah Pewter und Tucker an. Die Tigerkatze flüsterte: »Knuddel?«

 
12
     
    »Wie viele von uns leben noch?« Tracy nahm sich noch ein Teilchen mit Orangenglasur.
    Harry, die soeben erfahren hatte, dass Tracy Raz ein »verschüttgegangener« Mitschüler aus Mrs Hogendobbers Highschool-Klasse war, bedrängte Miranda freizunehmen. Sie sträubte sich anfangs, gab aber schließlich nach. Sie nahm Tracy mit nach Hause, tischte ein üppiges Frühstück auf – selbst gebackene süße Brötchen, Doughnuts, Frühstücksflocken mit fetter Sahne und den besten Kaffee im Staat Virginia.
    »Zweiundvierzig von sechsundfünfzig.« Miranda kaute ein Donut. »Zwei sind in Korea geblieben, einer in Vietnam …«
    »Wer war in Vietnam?«
    »Xavier France. Berufsoffizier. Wurde zum Oberst befördert. Sein Hubschrauber wurde nahe der kambodschanischen Grenze abgeschossen.«
    »Xavier France war der Letzte, dem ich eine Militärkarriere zugetraut hätte. Und die anderen?«
    »Das Übliche: Autounfälle, Krebs – allzu häufig, leider –, Herzinfarkt. Die arme Asther Dandridge ist in jungen Jahren an Diabetes gestorben. Trotzdem, Tracy, wenn man’s recht bedenkt, unsere Klasse hat sich gut gehalten.«
    »Du auf alle Fälle.«
    »Du hast dich kein bisschen verändert.«
    »Graue Haare und zwanzig Pfund mehr.«
    »Muskeln.« Das stimmte. »Wie hast du von dem Ehemaligentreffen erfahren? Wir hatten es schon aufgegeben, dich ausfindig zu machen.«
    »Das war ’ne komische Sache.« Mit sportlichem Schwung stellte er die Tasse auf die Untertasse zurück. »Ich wusste natürlich, dass dieses Jahr unser fünfzigstes Jubiläum ist. Ich war nicht sehr darauf erpicht, an den anderen Treffen teilzunehmen, aber darauf komme ich später. Mir fiel ein, dass Kevin McKenna bei Twentieth Century-Fox arbeitete. Ich hatte seinen Namen in der Zeitung gelesen. Er ist Marketing-Direktor. Verdient bestimmt ’nen schönen Batzen. Ich hab angerufen und wurde abgewimmelt, wie das bei so hohen Tieren üblich ist, aber ich habe meine Telefonnummer hinterlassen und gebeten, ihm auszurichten, dass er mich unbedingt zurückrufen soll. Er hat mir eine Kopie der Einladung geschickt. Ich war frei und ungebunden, drum bin ich früher gekommen. Dachte, du könntest vielleicht ’nen alten Kraftmeier gebrauchen, der dir zur Hand geht.«
    »Wo lebst du?«
    »Hawaii. Auf Kauai. Nach der Highschool habe ich mich freiwillig als Soldat gemeldet, wie du weißt. Hm, zu unserer Zeit, Miranda, meldete man sich entweder freiwillig, oder man wurde eingezogen. Ich dachte mir, als Freiwilliger würde ich es besser treffen, als wenn ich eingezogen würde. Ich war bei der Armee. Die Ausbildung war gut. Ich landete beim Geheimdienst, bei dem ganzen seltsamen Zeugs, und als meine Dienstzeit um war, habe ich freiwillig verlängert, aber nur unter der Bedingung, dass sie mich zum Ranger ausbilden. Jetzt sind das die Green Berets, früher hießen sie Ranger. Ich bin zehn Jahre dabeigeblieben. Hab den Abschied genommen, als mich der CIA anwarb …«
    »Als Spion?« Ihre gütigen Augen weiteten sich.
    Er winkte ab. »Das ist Fernsehkram. Ich hatte einen prima Job. Man hat mich in der ganzen Welt herumgeschickt, um Vorgänge aus nächster Nähe zu beobachten. Während der Ölkrise in den Siebzigerjahren war ich zum Beispiel in Ar Rijad. Der schlimmste Posten, auf den ich je abkommandiert wurde, war Nigeria. Aber im Grunde war ich ein Friedensstifter. Ich war der Erste an Ort und Stelle, peilte die Lage und erstattete Bericht. Aus meinen Angaben konnten sie machen, was sie wollten – in Washington hat jeder seinen eigenen Plan. Mein Gott, Miranda, die Bürokratie wird dieses Land noch ruinieren. Das ist meine Geschichte. Hab mich zur Ruhe gesetzt, und hier bin ich nun.«
    »Hast du geheiratet?«
    Er nickte. »Eine schöne Japanerin. Hab sie

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