Rache auf leisen Pfoten
Hilfe eilen.
»Nein, nein, aber ich halte das nicht mehr aus. Die Leute reden hinter unserem Rücken. Sie sagen, Bill hat Charlie umgebracht. Sie reden über mich und Charlie. Dies ist eine boshafte Kleinstadt!« Sie brach in Tränen aus. »Wären wir bloß nicht hierhergezogen. Warum habe ich mich von Bill breitschlagen lassen? Er wollte nach Hause. Er meinte, in Charlottesville würde er schneller Chef der Onkologieabteilung als in einer Großstadt.«
Boom Boom legte ihren Arm um die zarte Frau. »Das gibt sich.«
Chris legte auf der anderen Seite den Arm um sie. »In der Großstadt klatschen die Leute genauso.«
»Aber da kann man ihnen aus dem Weg gehen. Hier sitzt man« – sie schnappte nach Luft – »in der Falle. Und ich helfe nicht mehr bei eurem Highschool-Jubiläum mit! Es tut mir leid, aber es ist zu gefährlich.«
»Marcy, das ist okay«, sagte Boom Boom beschwichtigend. »Diese entsetzliche Geschichte hat aber nichts mit unserem Schuljubiläum zu tun. Es ist ein absonderliches Zusammentreffen. Komm, wir bringen dich nach drinnen, da ist eine Klimaanlage. Harry lässt dich bestimmt hinten sitzen, bis du dich, hm, wieder gefasst hast.«
Marcy ließ sich ins Postamt führen.
»Klatschgeschichten.« Tucker schüttelte den Kopf. »Es wäre viel besser für die Leute, wenn man ihnen die Zungen rausschneiden würde.«
»Vielleicht.« Mrs Murphy gähnte.
»Wenn ich rot sage, sagst du schwarz. Wenn ich hü sage, sagst du hott. Du bist aufsässig.«
Mrs Murphy lächelte. »Von Zeit zu Zeit, mag sein. Ich bin eben eine Katze.«
»Blöde Ausrede.«
»Klatschgeschichten sind Gemeinheiten, die man hinter dem Rücken anderer Leute über sie sagt. Aber als Herdentiere brauchen Menschen den Kontakt. Sie müssen übereinander reden. Es gibt gutes und böses Gerede, aber du musst bedenken, Tucker, das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann, ist, dass nicht über ihn geredet wird«, dozierte Murphy.
»Darüber hab ich noch nie nachgedacht«, erwiderte Tucker.
»Komm mit.«
Der Hund tappte hinter der Katze her, die kleinen Kiespartikel waren heiß von der Sonne. Sie blieben vor dem Müllcontainer stehen. Das Absperrband war entfernt worden.
»Nichts mehr da.«
»Da bin ich nicht so sicher. Lass uns nachsehen, wo sie die Gipsabdrücke gemacht haben. Guck mal, in den Vertiefungen ist noch ein bisschen Gips.«
»Das sehe ich«, sagte Tucker mürrisch und betrachtete den Profilabdruck vom Absatz des Bean-Stiefels und den Abdruck von einem hohen Absatz nicht weit davon. »Ein linker Fuß und ein rechter.«
»Die könnten von jedem Beliebigen sein, und die Abdrücke haben vielleicht gar nichts mit Leos Ableben zu tun, aber wenn Rick Shaw Gipsabdrücke gemacht hat, dann sollten wir sie uns genauer ansehen. Sie sind nahe beieinander.«
»Wie zwei Menschen, die nebeneinanderstehen, meinst du. Einer hält ihn auf der linken Seite und einer auf der rechten. Deswegen ist der Absatzabdruck hier auf der rechten Seite so tief.«
»Wäre möglich.«
»Das heißt also, hier waren zwei Menschen zugange.«
»Auch das wäre möglich.« Sie hob den Kopf und schnupperte in der Luft. »Es gibt Regen.«
Tucker schnupperte auch. »Heute Abend.«
»Die Kugel in Leos Stirn wurde aus kurzer Entfernung abgeschossen. Und die Menschen sagen, das bedeutet, dass er wusste, wer ihn umbrachte. Aber wen sonst, ich meine, was für Fremde würde ein Mann so nahe an sich heranlassen?«
»Ein Kind.«
»Oder eine Frau.«
»Ah, die zwei Abdrücke. Eine Frau, sie tötet ihn, und ihr Partner hilft ihr, die Leiche loszuwerden.«
»Ich bin nicht ganz sicher, neige aber zu dieser Annahme.«
»Es hätten Marcy und Bill Wiggins sein können.«
»Es hätten auch Laurel und Hardy sein können.«
»Du immer mit deinen dummen Sprüchen.« Der Hund strebte zum Tiertürchen des Postamts.
Die Katze kam mit und schmiegte sich an ihre Freundin. »Du hast recht. Ich bin schrecklich.« Sie ging ein paar Schritte, dann blieb sie stehen. »Ich fürchte, dass wir etwas übersehen, und ich werde keine Ruhe haben, bis wir wissen, was es ist. Es gefällt mir nicht, dass Mom die beiden so gut gekannt hat.«
»Sie hatte mit keinem von beiden ein Techtelmechtel.«
»Darüber sollten wir froh sein.«
»Und es sind keine Frauen umgebracht worden.«
»Auch darüber müssen wir froh sein.«
Tucker blinzelte, dann nieste sie. »Lilienpollen.«
»Du hast auch welche im Fell.«
»Miranda darf nicht merken, dass ich in ihren Lilien war.«
»Wälz dich
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