'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
unterwegs gewesen sein.
Alles in ihr zog sich zusammen. Ihre Wangen brannten wie Feuer. Ihr Mund wurde trocken. Unkontrolliert fiel ihr Blick auf das rechte Foto. Erneut stockte ihr der Atem. Eine weitere Schwindelattacke überkam sie. Das zweite Bild zeigte Timo im Krankenhaus. Im Bett. Im Koma.
Als Nora nach den Fotos tastete, hörte sie plötzlich ein Geräusch hinter sich. Sie wirbelte herum, riss die Waffe hoch und zielte auf die Tür. Dort war soeben ein Mann erschienen.
„Runter auf die Knie! Los! Sofort!“ Noras Zeigefinger zuckte am Abzug. Sie sprang vor und nahm den Eindringling ins Visier. Dann erkannte sie ihn.
„Ich bin es, Nora! Ganz ruhig! Nicht schießen!“, rief Thomas, wobei er beide Hände nach vorne streckte.
„Tommy?! Was ... was machst du denn hier?!“
„Vor einigen Minuten habe ich einen Anruf auf meinem Handy bekommen. Irgendein Typ sagte mir, dass ich unbedingt nach dir sehen solle, weil du angeblich in Schwierigkeiten steckst.“
„Wie bitte?“ Nora ließ ihre Waffe nicht sinken. Sie hielt sie konstant auf ihren Partner gerichtet. „Wieso hast du mich dann nicht angerufen? Der Akku von meinem Handy ist zwar leer, aber was ist mit dem Festnetz?“
„Nachdem ich gemerkt hatte, dass dein Handy ausgeschaltet war, versuchte ich mehrere Male, dich auf dem Festnetz zu erreichen. Aber es war die ganze Zeit besetzt.“
„Das kann nicht sein!“
„Es ist aber so.“ Tommy schritt in die Küche hinein.
„Und wie kommst du jetzt in mein Haus?“
„Als ich hier ankam, entdeckte ich eine dunkle Gestalt neben deinem Haus. Sie lief in Richtung Garten. Daher folgte ich ihr. Zwar konnte ich sie dann nicht mehr finden, aber ich sah, dass die Terrassentür offen stand. Jetzt sag mir aber erstmal, ob es dir gut geht? Ist dir etwas geschehen?“
„ Wer hat dich angerufen?“
„Ich weiß es nicht. Es war eine tiefe Stimme. Sie klang verstellt.“
„Wann war das?“
„Vor etwa zehn Minuten. Ich bin danach sofort hierher gefahren.“
„Was hat die Stimme genau gesagt?“
„Wenn ich mich richtig erinnere, dann hat der Kerl gesagt: ‚Sie sollten lieber mal bei Ihrer Kollegin vorbeischauen, Herr Korn. Die hat nämlich ein großes Problem.’ Das war alles. Daraufhin hat der Typ schon wieder aufgelegt.“
„Er hat dich auf deinem Handy angerufen?“
Tommy nickte.
„Also kennt er deine Privatnummer. Aber du hast die Stimme nicht erkannt?“
„Nein.“
„Und die Nummer kennst du auch nicht?“
„Nein.“
„Hast du sie noch gespeichert?“
„Natürlich. Die Kollegen können das gerne überprüfen. Aber was ist denn hier nur los, verflucht?! Warum bist du so nervös? Und wieso richtest du deine Waffe auf mich?!“
Nora sah ihn zweifelnd an. Dann deutete sie mit dem Kopf auf die Fotos, die auf dem Küchentisch lagen.
Thomas trat vor und betrachtete die Bilder. „Großer Gott! Wer hat diese Fotos geschossen? Woher kommen sie?“
„Ich glaube, dass Max sie geschossen hat. Er hat sie vor wenigen Augenblicken hier auf den Tisch gelegt. Und wahrscheinlich war er es auch, der dich vorhin angerufen und zu mir geschickt hat.“
„Vor wenigen Augenblicken hat er die Fotos hierhin gelegt?“
„So ist es.“
„Aber ich dachte, er hätte dich in den letzten Monaten in Frieden gelassen?“
„Das hatte er auch. Doch jetzt ist er wieder da!“, brüllte Nora aggressiv. Sie holte den merkwürdigen Brief aus ihrer Tasche und überreichte ihn Tommy.
„Er war also definitiv hier im Haus?“, fragte Thomas, während er den Brief an sich nahm.
„Er ist es wahrscheinlich immer noch“, verkündete Nora, ehe sie ihren Blick auf den Flur richtete.
„Wie bitte?“ Tommy wirbelte herum und kontrollierte seinen Rückraum. Da er Max nicht sehen konnte, blickte er nach kurzer Zeit wieder zu Nora. Anschließend überflog er den Brief und wollte von seiner Kollegin wissen: „Denkst du, dass Max etwas mit Timos Tod -“
Er kam nicht mehr dazu, diese Frage zu Ende zu stellen. Nora und er hörten nämlich Schritte im hinteren Flurabschnitt. Diesen konnten sie von ihren derzeitigen Positionen allerdings nicht einsehen.
Blitzschnell schnappte Tommy sich seine Waffe. Nora war bereits vorgeprescht. Sie stürmte in den Flur und sah im Augenwinkel die vermummte Gestalt im Wohnzimmer verschwinden. Der unerwünschte Gast musste soeben aus dem Schlafzimmer gekommen sein, da dessen Tür leicht zurückschwang.
Während Tommy noch aus der Küche hetzte, verfolgte Nora den Eindringling bereits.
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