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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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gehabt. Was ihn statt dessen das Fürchten lehrte und in Verzweiflung stürzte, war Gastons
     Armee, als dieser im Juli in Lunel eintraf.
    Hafen der Gnade! Was für ein Sammelsurium armer Teufel das war! Ausgelaugt, humpelnd, hustend, erschöpft. Sie waren wohl zu
     schnell marschiert, ohne hinreichende Pausen an den Etappen, und waren zu schlecht ernährt.
    Schlechte Katz, schlechte Ratz! Derartiges konnte man Ludwig nicht nachsagen, der fast wie ein Vater über die Gesundheit seiner
     Soldaten wachte. Und auch Richelieu nicht, der als bewunderungswürdiger Intendant dafür sorgte, daß Brot, Wein und Suppe pünktlich
     zur Stelle waren, daß die Verletzten sofort an den Etappen versorgt und die Kranken abgesondert und behandelt wurden.
    Ich erzähle an späterer Stelle, wie, ich will nicht sagen der Kampf, aber das Scharmützel von Castelnaudary verlief, wo Gastons
     kleine Armee im Handumdrehen geschlagen und aufgerieben wurde. Montmorency, am ganzen Leib verwundet, |298| wurde ins Capitol, das Gerichtsgebäude von Toulouse, transportiert, sowohl um seine Wunden zu behandeln, wie um ihm den Prozeß
     zu machen. Noch vor dem Prozeß schickte Richelieu mich an sein Leidenslager, ein Besuch, der in keiner Weise vorwegnahm, was
     man über ihn beschließen würde: Tod oder Vergebung. Richelieu, der die Vernunft selber war, versuchte nur durch meine Vermittlung
     zu verstehen, was im Kopf dieses großen Feudalherrn vorgegangen war, daß er sich Hals über Kopf in eine Unternehmung hatte
     stürzen können, obwohl er von vornherein wußte, daß sie verloren war.
    Ich befürchtete, daß Montmorency mich, der ich als eine der verdammten Seelen des Kardinals galt, gar nicht empfangen wollte,
     doch dem war nicht so. In der Abgeschiedenheit, in der er gehalten wurde, war er wahrscheinlich auf Nachrichten begierig.
     Sein Empfang war weder gut noch schlecht. Es ist schwer, hochfahrend zu sein, wenn man von Kopf bis Fuß mit Verbänden bedeckt
     ist. Der blutigste umgab seine Kehle, und ich fürchtete schon, er werde nicht reden können, der Arzt hatte mir gesagt, ihm
     sei, als man ihn vom Schlachtfeld trug, das Blut aus dem Mund geflossen. Tatsächlich war seine Stimme schwach und langsam,
     doch vernehmlich. Und seltsam, nicht ich, sondern er stellte die erste Frage.
    »Herzog«, sagte er, »ich nehme an, Ihr wollt mir eröffnen, was man mit mir vorhat?«
    »Keineswegs, Monseigneur.«
    Herzöge und Pairs sind einander gleich, meine Anrede »Monseigneur« war von der Etikette diktiert und bezog sich auf seine
     illustre Abstammung und darauf, daß er Marschall war, was ihn eine Stufe über mich stellte.
    Obwohl sein Gesicht gleichmütig blieb, merkte ich doch an einem Wimpernschlag, daß Montmorency in seiner jetzigen Lage für
     diese Höflichkeit nicht unempfänglich war.
    »Monseigneur«, fuhr ich fort, »wenn ich gekommen wäre, um Euch mitzuteilen, was über Euch beschlossen ist, wäre ich in Begleitung
     des Siegelbewahrers erschienen.«
    »Richtig.«
    Er verstummte, und weil ich seine siedende Angst spürte, versuchte ich ihn ein wenig aufzuheitern.
    »Monseigneur, noch ist keine Entscheidung gefallen. Der König und sein Minister beraten noch über Euch.«
    |299| »Ha!« sagte Montmorency mit tiefer Bitterkeit, »ich weiß, wie die Dinge in solchem Fall ablaufen. Richelieu legt dem König
     ein Memoire vor, worin er zuerst für Milde plädiert und dann für Strenge. Nach der Verteidigung die Anklage. Wenn Ihr mir
     versprecht, meine Worte nicht zu wiederholen, sage ich Euch, daß ich dieses Vorgehen für scheinheilig halte.«
    »Monseigneur, ich verspreche, Eure Worte nicht zu wiederholen«, sagte ich.
    »Und warum?« fuhr er fort, sich selbst die Frage stellend, auf die er sicherlich meine Antwort hören wollte. »Weil Richelieu,
     wenn er den Tod des Sünders will, viel zu schlau ist, um seiner Anklage nicht mehr Biß zu geben als seiner Verteidigung. Es
     ist also eine falsche Unparteilichkeit, die sich als echte ausgibt.«
    Montmorency schwieg, das Reden hatte ihn angestrengt. Und dem, was er gesagt hatte, konnte ich eigentlich nur zustimmen. Weil
     ich aber weder zustimmen noch widersprechen durfte, blieb ich stumm. Außer im Politischen war Montmorency ein feinsinniger
     Geist, er erriet, was ich dachte, und wurde zugänglicher gegen mich. Ich erinnere mich, daß Fogacer mir einmal sagte: ›Nicht
     nur weil er schön, sondern auch weil er feinsinnig war, waren die Damen in ihn vernarrt.‹ Das schöne

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