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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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hätte besagter Hauptmann zunächst
     gewartet, bis alle seine Kämpfer versammelt wären, und dann hätte er, außer Reichweite der gegnerischen Musketen, die Lage
     studiert, bevor er angriff. Das sind simple Grundsätze, mein lieber Herzog, die der gesunde Menschenverstand diktiert; alles
     andere lehrt einen das Gelände und das feindliche Feuer. Aber schon als ich einige Mann als Vortrupp ausschickte, begriff
     ich, daß sie in einer Ordnung vorrückten, die überhaupt nicht erkennen ließ, wer den Angriff führte. Der Comte de Moret kam
     mit seinen Edelmännern als erster, dann Montmorency mit den seinen, und zum Schluß |304| marschierte endlich Gaston, obwohl er nach dem Geblüt der erste der drei war, der die Rebellion angestiftet hatte. Vor allem
     aber machte mich baff, daß ihre Attacke wild drauflos erfolgte, ohne Sammlung der Truppen, ohne Abstimmung der Chefs, gerade
     wie es jedem einzelnen einfiel.
    Und sowie der Comte de Moret die königliche Armee erblickte, in Schlachtordnung angetreten, die Musketiere in drei Reihen
     gestaffelt, zu beiden Seiten die Reiterei, alle schweigsam, ernst, gesammelt, da befiel ihn eine Art Wahnwitz, er drückte
     sein Pferd über den Graben, warf sich in die Attacke und riß die ihm nachfolgenden Edelmänner mit in den Tod.
    Die Schlächterei näherte sich dem Ende, als Montmorency hinzustieß, und als er Moret und die Seinen zerhauen und zerfetzt
     sah, setzte auch er wie von Sinnen mit seinen Edelleuten über den Graben und stürzte sich, den Degen in der Faust, ins Gewühl.
     Nun waren die Musketen noch nicht neu geladen, darum wurde es diesmal ein Reiterkampf, wie es sich gehört. Der Herzog hieb
     mit dem Säbel um sich, wurde von Säbeln getroffen, schließlich aus dem Sattel geworfen und gefangengenommen.«
    Leser, hiermit beendete Schomberg seinen Bericht, doch will ich hinzufügen, was er nicht gesagt hat oder nicht sagen wollte.
     Als endlich Gaston aufs Gelände kam, war alles vorbei. Dabei können Sie sich denken, Leser, wie gern auch er sich in die Schlacht
     gestürzt hätte, doch sogleich umdrängten ihn seine Diener, seine Räte, seine Edelherren und baten ihn, es nicht zu tun, es
     wäre sein Tod gewesen. Und ich setze hinzu: auch ihrer.
    Also zog Gaston alles, was ihm an Truppen blieb, zurück zum Biwak, und als er am nächsten Tag zur Besinnung kam, schrieb er
     dem Kardinal-Infanten, der die Niederlande regierte: »Mir blieb das Schlachtfeld«, was buchstäblich zutraf, denn Schomberg
     war nach dem Scharmützel hinter die Mauern von Castelnaudary zurückgekehrt, nur war es militärisch erzfalsch, denn Gaston
     hatte den Comte de Moret verloren, den Herzog von Montmorency und eine große Zahl von Edelleuten, das heißt den kampffähigsten
     Teil seiner kleinen Armee. Die Söldner hatten sich eher gedrückt. Dessen ungeachtet scheute sich Gaston nicht, Schomberg am
     nächsten Tag einen neuen Kampf anzubieten.
    |305| »Und was habt Ihr ihm geantwortet, mein lieber Schomberg?«
    »Er bot mir den Kampf doch nur an, denke ich, damit ich ablehnte. Und deshalb sagte ich: ›Monseigneur, Ihr habt gestern wider
     Willen viele Eurer Edelleute getötet. Ich würde es mir verübeln, Euch heute noch mehr zu töten, und das ohne allen Sinn, denn
     in Kürze wird der König hier sein mit seiner starken Armee.‹
    Gaston ritt stolz davon, als hätte er mich besiegt, und wie ich nachher hörte, schickte er Herrn von Chaudebonne nach Montpellier,
     wo der König war, um mit ihm in Verhandlung zu treten.«
    ***
    Für die Zeit der Verhandlungen mit seinem Bruder blieb Ludwig in Montpellier, Gaston mußte in Béziers haltmachen, die Verhandlungen
     führten ein Staatssekretär und Herr von Chaudebonne.
    Und hier, Leser, trat so deutlich wie nie Gastons Torheit, um nicht zu sagen sein kindisches Wesen, zutage. Obwohl sichtbar
     und kläglich besiegt, forderte er von seinem Bruder den Mond, einige seiner Forderungen überstiegen so jedes Maß, daß sie
     nur noch lächerlich waren. Hier sind sie.
    Erstens sollte der Herzog von Montmorency begnadigt und freigelassen werden. Zweitens sollte die Königinmutter ihre Besitztümer
     zurückerhalten. Drittens sollte der König seinem Bruder eine Million in Gold geben, damit er dem König von Spanien und dem
     Herzog von Lothringen die Kosten erstatten könne, die sie für seine Armee bezahlt hatten.
    Es versteht sich von selbst, daß Gaston nichts von alledem bekam, nur die königliche Vergebung für sich und jene seiner

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