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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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traurig verstimmt erschien. Catherine
     ließ uns nach dem Essen allein, angeblich um nachzusehen, ob Emmanuel auch gut schlafe, in Wahrheit aber, weil sie sich einfach
     nie an ihm satt sehen konnte.
    Als ich Schomberg nach dem Kampf bei Castelnaudary fragte, sagte er, er könne mir keinen zusammenhängenden Bericht geben,
     er sei auf dem Schlachtfeld zu Hause, aber wenn er die Dinge in Worte fassen solle, fühle er sich außerstande. Ich solle ihm
     sagen, was ich wisse, dann werde er es ergänzen.
    |302| So trug ich ihm denn vor, was ich darüber gehört hatte. Schomberg lauschte mir, bald nickte er, bald schüttelte er den Kopf
     und hob die Augen gen Himmel, was ja wohl heißen sollte, daß meine Darstellung alles andere als wahrheitsgetreu war.
    »Ach, mein Freund«, sagte er am Ende, »es stimmt alles nicht: der Weg wie der Kampf. Gaston kam nach Lunel, wo er mit Montmorency
     zusammentraf, nicht über Toulouse, sondern über die Auvergne.«
    »Mir wurde erzählt, Toulouse habe ihm nicht die Tore öffnen wollen.«
    »Das hat Toulouse verkünden lassen, aber dazu kam es nicht, weil Gaston gar nicht dort entlangkam. Dijon hat ihm die Tür vor
     der Nase zugeschlagen. Und als er sich trotzdem den Stadtmauern näherte, schoß man eine Kanonensalve ab, eine Kugel hätte
     ihn beinahe getroffen. Und wie Ihr seine Söldner schildert, das bleibt noch weit unter der Wirklichkeit. Tatsächlich waren
     das Galgenstricke, die, ohne irgend Befehl zu haben, plötzlich ein Dorf überfielen, Frauen und Mädchen, sogar Kinder vergewaltigten,
     die Häuser ausraubten und Beute wegschleppten und zum Schluß alles in Schutt und Asche legten. Als Gaston diese Heldentaten
     sah, drohte er den Plünderern und Mädchenschändern mit dem Strick. Die Antwort ließ nicht auf sich warten. Am nächsten Morgen
     war ein Drittel seiner Armee verschwunden.«
    »Machten denn die Edelleute, die er unterwegs rekrutierte und die sich ihm aus Haß auf Richelieu anschlossen, den Verlust
     nicht wett?«
    »Sehr unzureichend. Viele, die Gaston aus der Ferne versprochen hatten, sich ihm anzuschließen, entzogen sich in der Nähe.
     Andere, die zu ihrem Wort stehen wollten, sprachen sich davon frei, als sie den Söldnerhaufen erblickten, mit dem Gaston gegen
     die Königlichen antreten wollte.
    Was mich betrifft, so erfuhr ich von den Spionen, die ja überall auftauchen, wo das Reichsinteresse es erfordert, auf den
     Tag genau, was in Gastons Lager in Lunel vor sich ging. So hörte ich, daß sie ein Triumvirat gebildet hatten, denn am Ende
     hatte auch der Comte de Moret, Henri Quatres Bastard, der die Flucht der Königinmutter nach La Capelle begünstigt hatte, sich
     Gaston und Montmorency angeschlossen.
    |303| Als ich von den Spionen wissen wollte, wer von dem Trio befehligte, war die Antwort: im Prinzip alle drei, aber in Wahrheit
     keiner. So unglaubhaft mir das zuerst erschien, erwies es sich in der Folge dieses Abenteuers doch als dramatisch zutreffend.
    Durch die Spione wußte ich von der Absicht der Rebellen, mich in Castelnaudary anzugreifen und, wenn sie mich geschlagen hätten,
     das Languedoc zu erobern. Mir verschlug es die Sprache. Mich, Schomberg, angreifen, der ich so gut befestigt war, und womit
     denn, Herrgott? Mit einer Kavallerie, die knapp achthundert Pferde faßte, und einer halb so starken Infanterie, die aus Taugenichtsen
     bestand. Und das verrückteste war, sie wollten mich in meinen Mauern angreifen, ohne Leitern, ohne Kanonen und wahrscheinlich
     sogar ohne einen einzigen Sprengsatz, um mein Tor aufzusprengen! Zum Teufel, ich verstehe bis heute nicht, was für eine Kinderei
     das war.
    Als sie ankamen, hatte ich zwei Möglichkeiten: in den Mauern bleiben und sie mit Kanonensalven und fortlaufendem Musketenfeuer
     empfangen. Aber diese Lösung hatte den Nachteil, daß ich sie zwar vertreiben konnte, aber nicht schlagen. So beschloß ich,
     sie auf schwache Distanz zu meinen Mauern herankommen zu lassen, auf ein rechts und links von Steilhängen begrenztes Gelände,
     so daß sich ihrerseits jede schwenkende Bewegung ausschloß. Außerdem war das Gelände von einem Flußlauf gesäumt, der zwar
     keine richtige Verteidigung bildete, weil man ihn leicht zu Pferde überspringen konnte, aber eine Art moralische Grenze. Die
     Rebellen mußten sie überschreiten, um die Getreuen des Königs mit dem Degen in der Hand anzufallen.
    Wäre Gastons Armee eine richtige Armee gewesen, von einem kriegserfahrenen Hauptmann befehligt,

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