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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Geschlecht mag weder
     Tölpel noch Trottel.
    »Nun, Herzog«, sagte er mit einem Anflug von Munterkeit, »was wollt Ihr denn von mir wissen?«
    »Monseigneur«, sagte ich, »Gott sei Dank, bin ich kein Richter und kein Prokurator. Dennoch wage ich Euch zu fragen, warum
     Ihr Euch auf den Angriff bei Castelnaudary eingelassen habt, obwohl Ihr doch vorher schon wußtet, daß die Geschichte verloren
     war.«
    »Oh! Das wußte ich noch viel eher! Ich wußte es gleich, als Gaston nach Lunel kam und ich sein Heer sah. Beim Anblick dieses
     jämmerlichens Haufens war mir klar, daß der beim ersten Zusammenstoß mit den Königlichen zerrieben würde.«
    »Und wußtet Ihr zu dem Zeitpunkt, Monseigneur, daß der König jeden des höchsten Majestätsverbrechens für schuldig erklärte,
     der Gaston unterstützte?«
    »Das wußte ich.«
    »Wußtet Ihr, daß Schomberg Castelnaudary besetzt hatte und die Stadt befestigte?«
    »Auch das wußte ich.«
    |300| »Wußtet Ihr, daß Ludwig an der Spitze seiner Eliteregimenter das Rhônetal herunterkam, um auf Euch zu treffen, so daß Ihr
     nicht nur von Schomberg im Westen bedroht wart, sondern auch von dem von Norden anrückenden König?«
    »Ich wußte es.«
    »Und was beschloß Gaston in dieser Lage?«
    »Castelnaudary zu erobern und Schomberg anzugreifen.«
    »Aber von Lunel nach Castelnaudary ist es ein weiter Weg, in welchem Zustand war denn Gastons elende kleine Armee, als sie
     ankam?«
    »Elend eben.«
    »Ihr hattet also keine Hoffnung zu siegen?«
    »Keine.«
    »Was wolltet Ihr dann, als Ihr kämpftet?«
    »Für mich?«
    »Ja, Monseigneur, für Euch.«
    »Nach letztem heißem Kampf den Tod.«
    »Gab es keine andere Lösung? Zum Beispiel konntet Ihr Gaston verlassen, der selbst ja weder Gefangenschaft noch Tod riskierte,
     und lieber den Weg ins Exil nehmen wie Guise.«
    »Allerdings, das hätte ich tun können. Aber das wäre gegen die Ehre gewesen.«
    Ich war sprachlos.
    »Es wäre gegen die Ehre gewesen?«
    »Natürlich! Ich hatte Gaston mein Wort gegeben. Konnte ich ihn verraten?«
    Ich hatte große Lust, ihm hierauf zu antworten, daß es Schlimmeres gab, als Gaston gegenüber sein Wort zu brechen: nämlich
     den König zu verraten. Ich weiß nicht, ob Montmorency meinen Gedanken erriet, aber seine Müdigkeit vorschützend, setzte er
     unserem Gespräch jäh ein Ende. Mit vielen Dankesworten schied ich, ziemlich erstaunt über seine Offenheit, die mich sehr anrührte,
     denn ich spürte die Verzweiflung heraus, seinen Tod verfehlt zu haben, wie er ihn gewünscht hatte: inmitten der Schlacht und
     die Waffe in der Hand.
    ***
    Nach seinem Sieg bei Castelnaudary nahm Schomberg den Weg nach Paris und wählte als letzte Etappe Montfort-l’Amaury, |301| weil er mich auf meinem Landsitz Orbieu besuchen wollte. Ich freute mich darüber und Catherine ebenso, denn in ihren wie in
     aller anderen Augen war der Marschall das Musterbild ehelicher Treue, und wäre es nach ihr gegangen, hätte ich ihn viel öfter
     gesehen, damit seine Treue auf mich abfärbe. Wenn ich ihr entgegenhielt, daß ich sie noch nie betrogen hatte, erwiderte sie,
     bis jetzt ja, aber sie sei ständig in Unruhe, denn sowie eine hübsche Frau irgendwo auftauche, würden meine Augen leuchten
     und mein Körper durch sein Beben verraten, wie groß mein Appetit sei.
    »Ist es nicht ungerecht«, sagte ich zu Nicolas, »daß die Frau Herzogin mich schuldig spricht, bevor ich es bin?«
    »Um Vergebung, Monseigneur«, sagte Nicolas, »aber mit allem Respekt muß ich sagen, daß die Frau Herzogin vielleicht nicht
     so unrecht hat, wenn sie Euch in der Weise schildert beim Anblick einer hübschen Frau.«
    »Nicolas«, sagte ich streng, »du bist ein Verräter. Als mein Junker müßtest du meine Partei ergreifen.«
    »Vor der Frau Herzogin«, meinte Nicolas mit dem unverschämtesten Lächeln, »tue ich das immer. Aber Euch gegenüber wäre es
     mir irgendwie peinlich zu lügen.«
    »Die Pest über dich, Kerl!« rief ich. »Jetzt nimmst du mich auch noch hoch! Nicolas, habe dir schon einmal eine Ohrfeige gegeben?«
    »Nein, Monseigneur, solche Art Herr seid Ihr nicht.«
    »Trotzdem, mach dich drauf gefaßt, wenn du mich noch einmal schraubst.«
    Hiermit packte ich ihn beim Genick, natürlich ohne ihm wirklich weh zu tun. Und was glauben Sie? Der Schlingel lachte und
     lachte, unter Grimassen, als ob ich ihn erwürgen wollte.
    Doch zurück zu Schomberg, Leser, der mir, obgleich er sich prächtiger Gesundheit erfreute,

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