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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Edelleute,
     die mit ihm vor Castelnaudary gewesen waren. Die Klausel schloß diejenigen seiner Räte aus, die in Brüssel geblieben waren,
     Le Coigneux, Monsigot und Vieuville, die der König und der Kardinal für die eigentlichen Anstifter von Gastons Rebellionen
     hielten. Als Gaston Gnade für Montmorency verlangte, antwortete der König ungerührt: »Montmorency hat gegen meine Truppen
     gekämpft, er wurde ergriffen, wie er eine Armee gegen mich führte, und der Degen in seiner Hand war blutig vom Blut meiner
     treuen Untertanen.«
    |306| Der Satz gab Gaston zu denken, er konnte ihn auf sich selbst beziehen. Er sah sein Leben bedroht, und weil er sich in Frankreich
     nicht sicher fühlte, floh er wieder nach Brüssel.
    ***
    Was mich betrifft, so ging ich auf Richelieus Befehl nach Toulouse und blieb dort, bis Montmorency verurteilt und hingerichtet
     war, dann kehrte ich zurück nach Paris, wo meine süße Geliebte mich über all die Schrecken dieses Bruderkriegs tröstete. Doch
     der Kardinal – der alles wußte, auch meine Heimkehr – ließ mir nur einen glücklichen Tag mit Catherine, dann ließ er mich
     durch einen Musketier zu sich holen. Ohne viele Worte zu verlieren, wollte er wissen, was Montmorency mir bei meinem Besuch
     in Toulouse gesagt hatte, als ich an seinem Leidenslager war. Meinen Bericht hörte er begierig an und speicherte alles in
     seinem phänomenalen Gedächtnis. Schließlich kam ich zu dem Punkt, daß Montmorency sehr bald begriffen habe, daß die Sache
     verloren war, er Gaston aber nicht im Stich lassen wollte, weil das gegen seine Ehre ging.
    »Die Ehre!« rief der Kardinal. »Diese großen Herren führen immer dies eine Wort im Mund! Aber die Ehre respektieren sie nur
     untereinander! Jenseits ihres kleinen Kreises wird sie mißachtet und vergessen. Montmorency hat Ludwig dreimal Treue geschworen.
     Das erstemal bei der Krönung, das zweitemal, als der König ihn zum Marschall von Frankreich ernannte, und das drittemal, als
     er Gouverneur des Languedoc wurde. Und was hat Montmorency mit diesen Schwüren und Treueiden gemacht? Mit Füßen getreten hat
     er sie, ohne daß sein Gewissen sich jemals meldete. Erinnert Euch, was die Guises seinerzeit aus Heinrich III. gemacht haben:
     einen armen König ohne Hauptstadt. Und was tat unsere Königinmutter, als sie Regentin war? Die Ärmste lief den Großen mit
     Goldsäcken nach, um sie wieder zum Gehorsam zu rufen, was sie jedoch lediglich anregte, ihr neue Rebellionen zu bieten.«
    Und nach einem Schweigen setzte Richelieu, indem er ein Wort Ludwigs aufgriff, hinzu: »Monarchisch wird dieser Staat nur,
     wenn der König gegenüber diesen Leuten seine Fänge und Krallen schärft.«
    ***
    |307| Zurück im Hôtel des Bourbons, zog meine Catherine mich gleich in den kleinen rosa Salon mit, den sie so liebte. Was Richelieu
     von mir gewollt habe, wollte sie wissen. Und weil es um keine Geheimnisse ging, erzählte ich.
    »Und hat er auch nach Montmorencys Prozeß gefragt?«
    »Das brauchte er nicht. Er war ja, wenn auch streng verborgen, dabei. Hingegen hat der König sich völlig ferngehalten, er
     blieb in seinen Gemächern im erzbischöflichen Palast. Und jeden Abend ließ er sich von Richelieu unterrichten.«
    »Fahrt fort, Lieber.«
    »Bevor der Prozeß begann, schickte der Kardinal Monsieur de Guron zu Montmorency, um ihn darauf hinzuweisen, daß er als Herzog
     und Pair ein Recht darauf habe, in Paris verurteilt zu werden und nicht in Toulouse. Worauf Montmorency erwiderte: ›Nein,
     nein, ich streite nicht um mein Leben.‹«
    »Und wie betrug er sich vor den Richtern?«
    »In Toulouse heißen die Richter Capitouls, nach dem Capitol, wo sie sitzen.«
    »Capitouls, wie hübsch! Aber armer Montmorency!« setzte sie hinzu, »wie mag er sich in diesem Capitol gefühlt haben?«
    »Was glaubt Ihr denn, meine Liebe? Daß er im Kerker saß? Hafen der Gnade! Er schlief in einem schönen Zimmer, von zwei Dienern
     umsorgt.«
    »Und wie benahm er sich im Prozeß?«
    »Mit vollendeter Grazie. Freimütig beantwortete er die Fragen der Capitouls, auch wenn sein Freimut ihn noch mehr belastete.
     Bei seinen Geständnissen zeigte er weder Großmäuligkeit noch
bravura
, sondern eine Art höflicher Reue. Vollkommen gewiß, welches Urteil die Capitouls über ihn fällen würden, ließ er sich für
     den Tag des Abschieds vom Leben ein Gewand aus reinweißem Leinen machen.«
    »Reinweißes Leinen! War das nicht ein bißchen knabenhaft?«
    »War es

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