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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Abend fast das Leben gekostet. Als er bei einfallender Dunkelheit mit einigen
     Edelleuten die Treppe zu den Gemächern seines Herrn emporstieg, brach eine Schießerei gegen ihn los, die ihm nur einen Streifschuß
     beibrachte, einen seiner Gefährten aber schwer verwundete. Er hatte wenige Zweifel über den Urheber dieses Attentats und noch
     weniger Chancen, ihn dafür zu belangen.
    Das Attentat wurde am dritten Mai 1634 verübt, und schon am folgenden Tag rief der Marqués de Aytona, hochfahrender denn je,
     Gaston zu sich und nötigte ihn, eine Erklärung zu unterzeichnen, durch die er sich verpflichtete, in den kommenden fünf Jahren
     auf jede Einigung mit dem König von Frankreich zu verzichten. Auch hierin bewies der Marqués seinen Mangel an Feingefühl,
     denn so enthüllte er Gaston, daß die Königinmutter, der einzige Mensch, den er ins Vertrauen gezogen hatte, seinen Fluchtplan
     an den Spanier verraten hatte.
    Was mich anlangt, so kam ich am vierten Mai nach Brüssel mit zwei Briefen für Gaston, beide vom König geschrieben und einander
     widersprechenden Sinnes. Der eine verkündete Gaston in rauhen und schroffen Worten, daß er nicht mehr nach Frankreich heimkehren
     dürfe, weil seine Forderungen unzumutbar |340| seien. Der zweite, den Nicolas unter seinem Hemd versteckte, enthielt für Gaston einen Reisepaß mit dem königlichen Siegel,
     mit dem er nach Frankreich einreisen konnte, auf welchem Weg und durch welche Stadt er wollte. Wie ich mir gedacht hatte,
     wurde mein sämtliches Gepäck, als ich die erste Nacht in einem sehr reinlichen Brüsseler Gasthof verbrachte, in der Nacht
     durchwühlt, und der erste Brief des Königs verschwand, doch rührte, wie erwartet, niemand an die Kleider von Nicolas. Und
     so konnte ich Gaston am nächsten Tag den königlichen Paß überreichen. Kaum hatte er ihn geöffnet und einen Blick hineingeworfen,
     war er auf dem Gipfel des Glücks; in seiner unverstellten Art fiel er mir um den Hals und umarmte mich unter Tränen. Und als
     wäre ich plötzlich sein bester Freund, erzählte er mir sein Leben seit dem Tod der Infantin Clara-Isabella-Eugenia bis hin
     zu dem Streit mit seiner Mutter und dem Mordversuch, dem Puylaurens beinahe zum Opfer gefallen wäre. Diesen Verrat, so schloß
     er leidenschaftlich, werde er seiner Mutter nie und nimmer verzeihen.
    Nun war guter Rat teuer. Auch Puylaurens wußte keinen Ausweg. Und so schlug ich Gaston vor, der Königinmutter zuerst einmal
     zu erklären, daß er alles Unrecht an ihrem Streit auf sich nehme.
    »Donner und Doria!« sagte Gaston zähneknirschend.
    »Aber Hoheit«, sagte ich, »dies wäre der berühmte kleine Löffel Honig, den Euer erhabener Vater zur
captatio benevolentiae
zu verabfolgen empfahl.«
    Ich weiß nun nicht, ob das lateinische Zitat oder die Autorität seines Vaters größeren Eindruck auf Gaston machte, jedenfalls
     schluckte er seinen Groll erst einmal hinunter und bat mich seufzend fortzufahren.
    »Sodann beruhigt Ihr die Königinmutter damit, wovon sie sicherlich schon weiß, daß Ihr Euch vor dem Marqués de Aytona verpflichtet
     habt, noch fünf Jahre in Brüssel zu bleiben, und daß Eure edelmännische Ehre es erfordert, Eurem schriftlich gegebenen Wort
     treu zu sein.«
    Leser, es amüsierte mich im stillen, Gaston dies zu sagen, hatte er doch sein Leben lang nie seine Treueide oder Unterschriften
     in Ehren gehalten. Doch eingedenk seiner eigenen Unbeständigkeit, hatte er gegen diese Komödie nichts einzuwenden.
    |341| »Kurzum«, schloß ich, »Ihr seid nunmehr gewillt, nicht zu fliehen, sondern in Brüssel zu bleiben und Eurer betrübten Mutter
     Gesellschaft zu leisten.«
    »Verdammt, mein Cousin«, sagte Gaston, der in seiner Begeisterung die Metaphern durcheinanderbrachte. »Euer Plan ist göttlich!
     Ihr müßt der Teufel sein! Was meint Ihr dazu, Puylaurens?«
    »Daß der Plan ausgezeichnet ist, Hoheit, und daß man ihn schnellstens ins Werk setzen sollte.«
    Puylaurens lächelte mir zu, und ich lächelte ihm zu, spürte ich doch, wie ungeduldig der Mann war, nach Paris zu kommen und
     sich des Herzogtums zu erfreuen, das Richelieu ihm versprochen hatte, wenn es ihm gelänge, den Bruder des Königs zur Heimkehr
     nach Frankreich zu bewegen.
    ***
    Durch die üblen Folgen seiner vorigen Indiskretionen belehrt, hielt Gaston seinen Fluchtplan nun absolut geheim und weihte
     nur mich in ihn ein, weil ich dabei eine Rolle spielen sollte, wie ich noch darlegen werde.
    Am siebenten

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