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Rache der Königin

Rache der Königin

Titel: Rache der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Oktober unterrichtete Gaston den Marqués, daß er mit seinen Edelleuten in einem wildreichen Waldgebiet südlich
     von Brüssel jagen wolle. Wonach er zum Abend im nahen Barfüßerkloster die Vesper hören und die Mönche, wenn möglich, um Mahl
     und Nachtlager ersuchen wolle. Eine Jagd, die so fromm enden sollte, konnte der Marqués nicht verbieten, und so brach Gaston
     mit seiner Suite am achten Oktober in aller Herrgottsfrühe auf nach besagtem Wald. Er durchquerte ihn aber ohne Aufenthalt,
     denn sein wahres Ziel war die französische Feste La Capelle, fünfundzwanzig Meilen von Brüssel entfernt.
    Gaston hatte berechnet, daß die Strecke in achtzehn Stunden zu bewältigen sein müßte, wenn man stetigen Trab hielte, ohne
     jede Pause, sogar ohne zu trinken, das heißt, die Reiter konnten bei diesem Gewaltritt nicht anders, als ihre Pferde zuschanden
     zu reiten. Deshalb bat er mich, der ich einen Tag vorher abreiste, unterwegs in Mons anzuhalten und dort ein Dutzend gute
     Pferde zu mieten oder zu kaufen, damit man sie gegen die erschöpften Pferde austauschen könne.
    »Monsieur, auf ein Wort, bitte.«
    |342| »Schöne Leserin, müssen Sie mich wirklich in dieser dramatischen Episode unterbrechen?«
    »Es tut mir leid, Monsieur, ich bekenne mich schuldig.«
    »Ein solcher Satz, liebe Freundin, ist bei einer Dame reine Koketterie. Doch Scherz beiseite, nun stellen Sie Ihre Frage schon.«
    »Gaston flieht. Das freut mich. Aber was wird eigentlich aus seiner Gemahlin, Margarete von Lothringen?«
    »Wieder eine sehr weibliche Frage!«
    »Da ich ein Weib bin, Monsieur, sind all meine Fragen weibliche. Soll ich, um Ihre Memoiren zu lesen, das Geschlecht wechseln?«
    »Das wäre ein Jammer.«
    »Monsieur, wollten wir Scherze nicht beiseite lassen?«
    »Um Gnade, liebe Freundin, Gnade! Sie sollen das weibliche Vorrecht des letzten Wortes gern behalten. Was Margarete angeht,
     so hätte sie, zart, wie sie war, diesen infernalischen Ritt von Brüssel nach La Capelle nicht durchgestanden. Und Gaston mußte
     sie, den Tod in der Seele, der Fürsorge der Königinmutter überlassen.«
    »Die Ärmste tut mir leid.«
    »Nein, nein! Sie brauchen sie nicht zu bedauern. Margarete war so wunderbar sanft und lieb, daß sie die Tigerin zähmte, die
     sie in ihrer Einsamkeit sogar liebgewann, so daß man ihr Margarete geradezu aus den Armen reißen mußte, als es soweit war,
     sie ihrem Gemahl wiederzugeben. Doch war dies für das Paar noch nicht das Ende der Prüfungen. Mit seiner heimlichen Vermählung
     ohne Einverständnis des Königs hatte Gaston einen jahrhundertealten Brauch verletzt und mithin einen Präzedenzfall geschaffen,
     den weder der König noch Richelieu dulden konnten. Sie unternahmen alles, um diese Ehe zu lösen, doch wenn sie hierzu auch
     die Zustimmung der französischen Geistlichkeit erhielten, blieb der Papst, Gastons letzte Hoffnung, bei seiner Ablehnung.«
    Aber das ist eine lange Geschichte, die ich jetzt nicht erzählen kann, denn ich bin hier in Mons mit meiner Schweizereskorte
     und den Pferden, die ich gekauft habe, die aber kaum ausreichend sein dürften, die zu Tode gerittenen Tiere zu ersetzen. Mir
     ist natürlich klar, daß etliche meiner Leser die mörderische Anstrengung barbarisch finden werden, die den armen |343| Tieren auferlegt wurde. Es ging aber nicht anders, um der Verfolgung der spanischen Reiter zu entkommen, die den Flüchtigen
     nachsetzten und ihnen ohne Skrupel den Garaus gemacht hätten, wären sie in ihre Hände gefallen.
    In Mons ließ ich meine Karosse hinter mir her zuckeln und bestieg meine Accla, von Nicolas und den Schweizern gefolgt. Gaston
     und seine Suite waren inzwischen zu mir gestoßen. Schon neigte sich der Tag, und wir fürchteten, daß der restliche Ritt in
     der Dunkelheit und auf schlechten Wegen sehr schwer werden würde. Als aber die Sonne unterging, stieg am Horizont ein herrlich
     runder, großer und leuchtender Mond auf, unzweifelhaft ein Geschenk des Himmels, denn mein Lebtag hatte ich nie einen so großen
     Mond gesehen. Freilich blieb er nicht so groß, je höher er am Himmel emporstieg, trotzdem behielt er seine wunderbare Helligkeit,
     man hätte in seinem Licht ein Buch lesen können.
    Endlich kamen die hohen gezinnten Mauern von La Capelle in Sicht, und kaum langten wir vor dem Tor an, als die Trompeten im
     Innern der Festung Alarm schmetterten, von allen Seiten Lichter und Leute herbeistürzten und wer weiß wie viele Musketenläufe
     sich von

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